FRONTPAGE

«Charlotte Perriand: Avantgardistin der Moderne – Design als Lebenswerk».

Von Ingrid Isermann

 

Charlotte Perriand prägte mit ihren Designklassikern das 20. Jahrhundert. Ihre Bauten und Kreationen, nonkonformistisch und mutig, erregten Aufsehen. Nun ist eine formidable Monografie von Jacques Barsac im Verlag Scheidegger & Spiess über die Künstlerin erschienen: «Complete Works. Volume 4. 1968-1999». Der vorliegende Band enthält ihre Bauten Les Arcs in Savoyen, den französischen Alpen, und berühmte Designobjekte.

Les Arcs – Charlotte Perriands Magnum Opus
Die vierte Ausgabe der Monografie über Charlotte Perriand (1903 in Paris-1999) umfasst die letzten drei Jahrzehnte ihrer langen Karriere. Im Mittelpunkt steht die Ferienanlage Les Arcs in Savoyen in den französischen Alpen, wo Perriand eine Schlüsselrolle in der Projektplanng spielte. Als Pionierin der bioklimatischen Architektur, kreierte sie das architektonische und urbane Design ‘Arc 1600 und Arc 1800’, die Interieus und die gesamte Ausstattung bis hin zum Besteck für mehr als 4.500 Apartments. Les Arcs, ein grenzensprengendes Unternehmen sowohl in der schieren Grösse und den Ausmassen, zeigt Perriands Beitrag zum alpinen Bauen im Einklang mit der Natur.
Das Buch beinhaltet ebenfalls eine Anzahl von ihren Projekten – Bauten und Kunsträumen – zwischen Paris und Tokyo, in welchen sie tätig war, die Grenzen spezifischer Moderne und kultiviertem Lifestyles auslotend.
Es bietet auch eine Übersicht von sieben Jahrzehnten ihrer Arbeit, die die kreative Kraft und Vision dieser aussergewöhnlichen Frau dokumentieren, eine der bedeutendsten Protagonistinnen der modernen Architektur und des Designs.

 

Protagonistin der Moderne

Zwanzig Jahre nach ihrem Tod 1999 widmet die Fondation Louis Vuitton in Paris Charlotte Perriand eine grosse Retrospektive, die auch die letzte Ausgabe Volume 4 der Monografie begleitet.  Die Fondation zeigt erstmals das Werk einer Künstlerin auf allen vier Etagen. Dadurch wird die Vielfalt von Perriands Schaffen erlebbar, deren Werk sich über siebzig Jahre des 20. Jahrhunderts erstreckt. Perriand konzipierte Wohnungen, Stühle, Tische, Bücherwände, Hocker, aber auch ganze Küchen und Bäder. Ausserdem Studentenzimmer, Empfangsräume für Museen und Reiseagenturen, Sozialwohnungen, Krankenhäuser, ein ideales Berghaus und einen Pavillon am Wasser.

In Paris kann man manche der rekonstruierten Interieurs betreten und sich auf die Möbel setzen, die Perriand entworfen hat. Am Designklassiker, der Chaiselongue, die Le Corbusier zugeschrieben wird, war Charlotte Perriand massgeblich mitbeteiligt wie «Corbu» und dessen Cousin, der Schweizer Architekt Pierre Jeanneret. 1927 bis 1937 war sie ihre Partnerin für alle Möbel- und Einrichtungsfragen.

Die «Kunst zu leben» ist ihr Motto, als sie in den 20er-Jahren ihr eigenes Pariser Studio gestaltet. Mit einem ausziehbaren Tisch, der es erlaubt, bis zu zehn Personen in ihrer kleinen Küche zu bewirten. Dazu drehbare Stühle (die Fauteuils pivotants B302), Praktisch soll die Einrichtung sein, und ausserdem bequem. Der Mensch, nicht das Objekt sei ihr Thema, sagte Perriand einmal.

 

 

Experimentierfreude und neue Materialien

Gleichzeitig will sie mit Bekanntem brechen und zeigt eine grosse Experimentierfreudigkeit beim Material. Die Einrichtung ihres Wohnstudios an der Place Saint-Sulpice ptäsentiert neue Materialien wie Chromstahl, Kautschuk, Aluminium und Leder. Als sie «Bar sous le toit» auf dem Salon d’Automne 1927 zeigt, sorgt sie zum ersten Mal für Schlagzeilen. Im gleichen Jahr besucht die frisch diplomierte Absolventin der Kunstgewerbeschule in Paris den damals bereits bekannten Le Corbusier in seinem Atelier. «Wir besticken hier keine Kissen», soll er bei der Durchsicht ihrer Skizzen gesagt haben. Doch es dauert nicht lange, bis er die dynamische junge Frau zur Leiterin für die Innenausstattung seiner Projekte macht. Aus der zehnjährigen, nicht immer harmonischen Zusammenarbeit, entsteht zum Beispiel eine Musterwohnung, die sie auf dem Salon d’Automne 1929 «équipement intérieur d’une habitation» präsentiert. Corbusier habe ihr viele Freiheiten und neue Horizonte eröffnet, sagt Charlotte Perriand. In seinem Atelier in einem alten Klostertrakt lernt sie nicht nur Studenten aus der ganzen Welt kennen. Sie macht auch Bekanntschaft mit Ferdinand Léger, Alexander Calder, Pablo Picasso und vielen Grossen der Avantgarde.
Schon ab Mitte der 1930er-Jahre gehören deren Werke zu ihren Entwürfen dazu und werden Teil der Synthese der Kunst. Im «Appartement für einen jungen Mann», das sie zusammen mit René Herbst, Louis Sognot und Le Corbusier 1935 für die Weltausstellung in Brüssel entwirft, rundet ein riesiges Bild von Léger (La salle de culture physique. Le sport) den Gymnastikraum ab. Es ist eines von unzähligen Werken grosser Künstler jener Zeit, die auf der 4.000 Quadratmeter grossen Schau nun als integraler Teil der Retrospektive auf ihr Werk gezeigt werden. Kunst, so ist Perriand überzeugt, ist überall, in einer Geste, einer Vase, einem Topf, einer Skulptur, einem Schmuck, oder in der Art zu sein.

 

 

Von Marseille nach Japan

1940 besteigt Perriand  in Marseille ein Schiff nach Japan. Das Industrie- und Handelsministerium Japan hatte sie eingeladen, bei der Entwicklung von Möbeln für den Export mitzuwirken. Bis heute sind Perriands Tische und Sitzbänke in Japan Design-Klassiker geblieben.

Die politischen Umstände verlängern ihren Aufenthalt im Fernen Osten. Der Kriegseintritt Japans bewegt die linke Feministin, das Land der aufgehenden Sonne zu verlassen und das Ende des Konfliktes in Indochina abzuwarten.

Perriands politischer Geist und ihr soziales Engagement werden in der Pariser Retrospektive spürbar. Mit einer sechzehn Meter langen Fotocollage prangert sie, unterstützt von vier Künstlern, die Missstände in Paris und seinen Vororten Mitte der dreissiger Jahre an.

Ihre offene Küche (1947, für Le Corbusiers «Unité d’habitation»-Wohnblock in Marseille), welche die Frau dank ihrer Theke aus der Isolation holen soll, wird zwar ebenso wenig verwirklicht wie das «Maison au bord de l’eau», das sie als Wochenendhaus für eine Arbeiterfamilie entwirft. Die Fondation Louis Vuitton hat einen Nachbau in die Ausstellung integriert, der im Wasserbecken vor dem eindrücklichen Bau des amerikanisch-kanadischen Architekten Frank Gehry steht und sogar betreten werden darf.

Im obersten Stock offenbart sich Perriands Liebe zu den Bergen und zur Natur, wo sie immer wieder Kraft schöpfte, wie mit einem Prototyp einer idealen Berghütte (Refuge Tonneau, 1930) oder ihrem Beitrag zu einem grossen Architekturprojekt, dem Bau der Skistation «Les Arcs» mit 30 000 Betten in den Savoyen (1968/69). In den Savoyen plante Charlotte Perriand zusammen mit Guy Rey Millet die Ferienanlage «Les Arc 1600», 1968-1969.
Der Rundgang durch die «neue Welt» der Charlotte Perriand endet in einem Bambuswald. Eines ihrer letzten Werke ist die Gestaltung eines Teepavillons für die Unesco 1993 für das japanische Kulturfestival. Japan, das sie auch nach ihrer Berufung durch die japanische Regierung immer wieder besuchte, hat sie nie mehr losgelassen.

Ihr Schwiegersohn Jacques Barsac und seine Frau, Charlotte Perriands einzige Tochter, haben die Ausstellung mitkuratiert. Sie umfasst einen Grossteil von Perriands Lebenswerk. Mehrheitlich handelt es sich jedoch um Reproduktionen. Etwa achtzig Prozent von Charlottes Kreationen sind über die Jahre verschwunden, abgebaut oder zerstört worden. Die Archive der Künstlerin waren eine wertvolle Hilfe für die Rekonstruktion. Die Vorbereitung der Retrospektive hat laut Barsac rund viereinhalb Jahre gedauert.

 

 

 

«Le monde nouveau de Charlotte Perriand» ist bis zum 24. Februar 2020 in der Fondation Louis Vuitton in Paris zu sehen. Parallel erscheint bei Scheidegger & Spiess (englische Ausgabe) und bei Edition Norma (französische Ausgabe) die letzte von vier opulent bebilderten Bänden zu Charlotte Perriand, herausgegeben von Jacques Barsac, mit einem Vorwort von Michelle Perrot.

 

CHARLOTTE PERRIAND
Complete Works. Volume 4: 1968–1999
Jacques Barsac. With a preface by Michelle Perrot
Scheidegger & Spiess, 2019
Text English. In cooperation with Archives Charlotte Perriand, Paris
Hardback. 528 pages, 446 color and 204 b/w illustrations
23 x 30.5 cm, CHF 120. € 120.
ISBN 978-3-85881-778-5

 

Volumen 1-3:
Volume 1: 1903–1940
Volume 2: 1940–1955
Volume 3: 1956–1968

 

 

AUTOREN & HERAUSGEBER

 

JACQUES BARSAC
realisierte Dokumentarfilme über Charlotte Perriand, Le Corbusier, Jean Cocteau und Winston Churchill. Seit 2001 beschäftigt er sich ausschliesslich mit Perriands Werk.

 

MICHELLE PERROT
ist eine französische Historikerin und emeritierte Professorin der Universität Paris VII (Université Paris Diderot). Sie ist eine Pionierin der Frauengeschichte und Gender Studies in Frankreich.

 

 

The concluding fourth volume of this definitive monograph on Charlotte Perriand (1903–1999) covers the last three decades of her long career. At the core is the Les Arcs skiing resort in the French Alps, where Perriand played a key role in the project development. A pioneer of bioclimatic architecture, she oversaw the architectural and urban design of Arc 1600 and Arc 1800 and created the interiors and entire outfitting down to cutlery and china for the more than 4,500 apartments. Les Arcs, an extraordinary undertaking both in sheer size and the extent of Perriand’s contribution, marks the culmination of her research on alpine housing in unison with nature.

The book also features a number of projects—housing and art spaces—between Paris and Tokyo, in which she aimed once more to push the borders of a specific modern, cultivated way of living. It also offers a comprehensive appraisal of seven decades’ work that manifests the creative force and vision of this extraordinary woman, one of the most eminent protagonists of modern architecture and design.

 

 

 

«Vokabular des Zwischenraums als Ort des permanenten Dialogs»

 

 

Wie können die elementaren Bedürfnisse nach Rückzug und Interaktion in unserem dichter werdenden Wohnumfeld berücksichtigt werden? Und wie nehmen Bewohnerinnen und Bewohner ihr Umfeld und die konkreten Spielräume zur Gestaltung von Rückzug und Interaktion ihrer Wohnsituation wahr?

 

Ausgehend von diesen Fragen untersuchte ein interdisziplinäres Forschungsteam der Hochschule Luzern ausgewählte Wohnquartiere. Im Fokus stand dabei der sogenannte «erweiterte Fassadenraum», der die Gebäudehülle, den Zwischenraum bis zur gegenüberliegenden Fassade und die dahinterliegenden Innenräume umfasst. Das Resultat der Studie ist keine Handlungsanweisung, sondern ein «Vokabular des Zwischenraums».

Dieses inspirierende Nachschlagewerk stellt sieben Begriffe wie etwa «Tarnung», «Intermezzo» oder «Flirt» vor, die das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit charakterisieren. So unterschiedlich diese Begriffe sind, entspringen sie doch dem gemeinsamen Leitgedanken, die allerorts geforderte bauliche Verdichtung nicht lediglich als Sachzwang hinzunehmen, sondern als räumlich-atmosphärische Qualität zu nutzen.

 

Räume gegenseitiger Durchdringung

Die Gestaltung des Zwischenraues ist herausfordernd, seine Wirkung komplex. Wer also Zwischenräume plant, gestaltet Räume gegenseitiger Durchdringung und Überlappung von innen und aussen, von privat und öffentlich. Über den Zwischenraum werden alltägliche Handlungen und Prozesse miteinander in Beziehung gesetzt und haben mitunter relativierende, korrigierende oder zuweilen auch subversive Wirkung. Genau das macht Zwischenräume zu produktiven Räumen. Indem der Zwischenraum Möglichkeiten zur individuellen Regulierbarkeit von Interaktion und Rückzug bietet, entstehen Nutzungsspielräume, die das Gefühl für verfügbaren Raum erweitern und auch dazu beitragen, die Akzeptanz verdichteter Wohnformen zu erhöhen.

 

Im Dazwischen kann sich entscheiden, ob das Gefühl der Enge oder Geborgenheit entsteht, ob man sich eingeschränkt fühlt und ob Möglichkeiten eröffnet werden. Dieses Verständnis liegt der vorliegenden Arbeit anhand verschiedener Beispiele, wie der Fallstudie Limmatwest,  Talwiesen Binz, Dreieck, Tiefenbrunnen, Zwicky Süd und Himmelreich II zugrunde. Gerade wer die Akzeptanz von dichten Quartieren fördern will, sollte den Zwischenraum als «Ort des permanenten Dialogs» anerkennen.

 

Was sagen die Bewohnerinnen, nutzen sie, was die Architekten ihnen anbieten und welchen Einfluss haben auch Verwaltung und Hausordnung? Die Feldforschung wurde durch intensives Nachfragen und Nachschauen erarbeitet. Was ist privat? Was ist öffentlich? Wo beginnt das Wohnen? Wie man das Dazwischen wahrnimmt, hängt grösstenteils davon ab, inwieweit man auf Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen Einfluss nehmen kann. Obschon man den Wunsch nach Privatheit universell bezeichnen kann, lässt sich feststellen, dass die Gestaltung und Abgrenzung von privat und öffentlich heute weniger einem gesamtgesellschaftlichen Ideal entspricht, sondern sich immer weiter ausdifferenziert.

 

 

Autoren und Herausgeber:

Angelika Juppien
ist Professorin für Entwurf und Konstruktion im Bachelorstudiengang des Instituts für Architektur (IAR) an der Hochschule Luzern, seit 2015 Projektleiterin am Kompetenzzentrum für Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern – Technik & Architektur.

 

Richard Zemp
war nach dem Studium als Architekt und Projektleiter in Zürich und in São Paulo tätig. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Kompetenzzentrum für Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern – Technik & Architektur.

 

 

Angelika Juppien, Richard Zemp

Vokabular des Zwischenraums

Park Books, Zürich 2019

Herausgegeben von der Hochschule Luzern,

Institut für Architektur (IAR) und

Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)

Broschiert, 212 S., 141 farbige und 8 sw Abb.
14.8 x 21 cm, CHF 39. € 38.
ISBN 978-3-03860-154-8

 

 

 

 

«Architekturführer: Tel Aviv – Die Weisse Stadt und ihre Bauten der Moderne»

 

 

Die Weisse Stadt in Tel Aviv beherbergt mehr als 4.000 Gebäude im Stil der klassischen Moderne, die vom Bauhaus beeinflusst wurden. Sie ist heute ein weltweit bekanntes UNESCO-Kulturerbe. Dieser Architekturführer bietet den Schlüssel zur Erkundung dieser wichtigsten architektonischen Sehenswürdigkeiten in Tel Aviv.

 

Tel Aviv hat zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum 2019 ein neues Museum eingeweiht:. Das White City Center wurde in einer deutsch-israelischen Cooperation als Dokumentations- und Vermittlungszentrum im Max Liebling Haus eingerichtet. Dieses ehemalige Wohnhaus ist eines von rund 4.000 Wohnhäusern, die nach 1933 von aus Deutschland emigrierten jüdischen Architekten erbaut wurden. Keine andere Stadt der Welt verfügt über eine derart grosse Ansammlung von Häusern im Stil der klassischen Moderne. Sie sind bis heute stilbildend und gehören als Weisse Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Gebäude in der Weissen Stadt zeichnen sich durch eine ortsspezifische Architektursprache aus, die die europäische Moderne an die lokalen klimatischen und kulturellen Bedingungen anpasst. Nirgendwo sonst ist die Dichte der Bauten der Moderne so hoch wie in der israelischen Metropole an der Ostküste des Mittelmeers. Die Architektin und Autorin Sharon Golan Yaron hat für den DOM-Architekturführer vier Spaziergänge zusammengestellt, die an insgesamt 100 Bauten vorbeiführen. Darüber hinaus veranschaulicht die Publikation die Einzigartigkeit des zeitgemässen Denkmalschutzkonzepts von Tel Aviv, das historische Werte bewahrt und gleichzeitig das Wachstum der Stadt fördert, indem es privaten Eigentümern die Erweiterung ihres historischen Gebäudes ermöglicht.

 

Tel Aviv ist wenig älter als das Bauhaus: seit 1909 entstanden bei Jaffa erste Siedlungen. Nach 1933 kamen etwa 250.000 Flüchtlinge von Europa nach Palästina, und Tel Avivs Bevölkerung verdreifachte sich innerhalb weniger Jahre. Während die Nazis in Deutschland das Bauhaus schlossen, brachten die emigrierten Architekten den internationalen Stil nach Tel Aviv und bildeten ihre eigene Architektursprache aus, indem sie das Gelernte an die klimatischen und kulturellen Bedingungen der Stadt am Mittelmeer anpassten. Der einheitliche und nüchterne Stil der Moderne erwies sich daher als gut geeignet, den hunderttausenden Menschen ein schnelles Dach über dem Kopf anzubieten. Obwohl Tel Aviv auch heute noch schnell wächst, versucht die Stadt mit aller Kraft, ihr historisches Erbe zu bewahren und zu pflegen. Der Architekturführer beleuchtet die Hintergründe der Weissen Stadt und versteht sich zugleich als eine Hommage an das Bauhaus.

 

 

Sharon Golan Yaron

Architekturführer Tel Aviv

Die Weisse Stadt und ihre Bauten der Moderne

DOM publishers, Berlin 2019
134 × 245 mm, 264 S., 200 Abbildungen
Softcover CHF 46.40. € 38.
ISBN 978-3-86922-268-4 (deutsch)

ISBN 978-3-86922-252-3 (englisch)

 

 

 

 

«Pavillon Le Corbusier Zürich – Restaurierung eines Architektur-Juwels»

Mit Liebe zum Detail: Die Rückführung von Le Corbusiers letztem Bauwerk in den Originalzustand.

 

I.I. Das Juwel am Zürichsee an der Höschgasse ist ein Hotspot der Architektur, das einzige Bauwerk von Le Corbusier in der Deutschschweiz, initiiert und erbaut von der Galeristin Heidi Weber nach den Plänen des weltberühmten Architekten. Eine Story, wie sie ihresgleichen sucht.

 

2014 fiel das Heidi Weber Haus – Centre Le Corbusier nach fünfzigjährigem Betrieb gemäss Baurechtsvertrag als Heimfall an die Stadt Zürich. Seither herrscht Krieg zwischen den Parteien. Heidi Weber kämpft um ihr Lebenswerk, das Bauwerk verschweigt den Namen der Bauherrin und heisst nun seit 2014 schlicht «Pavillon Le Corbusier». Damit ist die Gründerin nicht einverstanden und zog den Streitfall erneut vors Bundesgericht Lausanne. Ergebnis offen. Allerdings ist nicht einzusehen, warum der Name der Initiantin und Bauherrin von Le Corbusiers letztem Bauwerk nicht mehr sichtbar sein soll. Le Corbusier nannte es «Maison d’homme» und der Zusatz «Heidi-Weber-Haus» wäre folgerichtig. Das hat nun das Bundesgericht zu entscheiden. Eine gütliche Einigung wäre wünschbar und sicherlich auch im Sinne von Le Corbusier, der Heidi Weber die Pläne für sein letztes Bauwerk kurz vor seinem überraschenden Tod in Südfrankreich 1965 anvertraute.
Nun ist das kostbare Bauwerk von der Stadt Zürich sorgfältig restauriert worden. Eine ausführliche Dokumentation ist im Verlag Scheidegger & Spiess erschienen, herausgegeben vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich.

 

Am Ufer des Zürichsees steht das einzige Werk des Jahrhundertarchitekten Le Corbusier in der deutschen Schweiz: ein nach dem Proportionssystem Modulor entworfener Ausstellungsbau im Massstab eines Wohnhauses, der das ästhetische Potenzial einer elementaren Vorfabrikation als Rahmen für die Präsentation von Malerei, Plastik, Fotografie und Mobiliar veranschaulicht. Von der Zürcher Galeristin Heidi Weber initiiert und 1967 eröffnet, bündelt die aus Stahl, Glas und Neopren erbaute maison d’homme zentrale Themen Le Corbusiers und deutet zugleich neue Entwicklungen an.
In minutiöser Kleinarbeit gelang es Silvio Schmed und Arthur Rüegg, den Bau in den Originalzustand zurückzuführen und die fehlenden Möbel und Leuchten detailgenau zu rekonstruieren. Das Buch gibt Einblick in die Ergebnisse ihrer fast archäologischen Sondierungen, stellt den Experimentalbau in seinen historischen Dimensionen dar und zeigt bisher noch nie publiziertes Bildmaterial aus dessen Bauzeit.
Mit einem Vorwort von Wiebke Rösler Häfliger und Beiträgen von Arthur Rüegg & Silvio Schmed und Roger Strub.

 

 

Autoren & Herausgeber

Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Arthur Rüegg
(*1942, Bülach), Architekt und Autor sowie Herausgeber zahlreicher Bücher, u.a. über Le Corbusier. Studium der Architektur an der ETH Zürich 1961–1967. 1971–1998 mit Ueli Marbach Architekturbüro in Zürich. 1991–2007 Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich. Die Architektengemeinschaft Silvio Schmed und Arthur Rüegg hat sich mit einer Vielzahl von beispielhaften Restaurierungen einen Namen gemacht, in Zürich etwa mit den Doldertal-Häusern und der Kunstgewerbeschule, in Küsnacht mit der Villa von C.G. Jung, in Winterthur mit dem Museums- und Bibliotheksgebäude.

 

Silvio Schmed
(*1952, Trun), seit 1987 selbständiger Architekt in Zürich und Zusammenarbeit mit Arthur Rüegg.

 

 

PAVILLON LE CORBUSIER ZÜRICH
Restaurierung eines Architektur-Juwels
Scheidegger & Spiess, Zürich 2019
Herausgegeben vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich

Silvio Schmed und Arthur Rüegg.

Fotografien von Georg Aerni
geb., 88 S, 85 farbige und 19 sw Abb.
23 x 28 cm
CHF 39. € 38.
ISBN 978-3-85881-493-7

 

 

 

«Klip and Corb on the Road»

 

The Dual Diaries and Legacies of August Klipstein and Le Corbusier on their Eastern Journey, 1911.

A new study on Le Corbusier’s 1911 Journey to the East, offering for the first time ever also the perspective of his friend and fellow traveler August Klipstein (1885–1951).

 

 

In 1911, Le Corbusier (1887–1965), then still known as Charles-Edourad Jeanneret, and his friend August Klipstein (1885–1951), a scholar of art history and later renowned art dealer, undertook a grand tour of Eastern Europe, the Balkans, Turkey, and Italy. While Klipstein’s interests were more focused on research for his doctoral thesis, Le Corbusier’s impressions were more immediate, his mindset more romantic. They both kept a diary of their journey and produced many sketches, drawings, watercolors, and photographs en route, sometimes capturing the same motif and even copying each other’s work. While Le Corbusier’s record was published in 1966 as Journey to the East and has become a classic, Klipstein’s testimony of the expedition remained largely unknown until today.
In this new book, Ivan Žaknić explores the creative symbiosis of this friendship and what the two ambitious young men brought back from their trip. Richly illustrated, including reproductions from both of their diaries, and featuring the complete text of Klipstein’s diary as well as that of the little known correspondence between Le Corbusier and Klipstein, the book offers an entirely new perspective of this seemingly well-known undertaking. It introduces the personality of Klipstein as well as lesser-known facets of the very young Le Corbusier.

 

 

Autoren und Herausgeber

 

TIM BENTON
ist ein führender britischer Le-Corbusier-Spezialist und Autor mehrerer Bücher über das Werk des Architekten. Benton ist Professor für Kunstgeschichte an der Open University.

 

 

IVAN ŽAKNIĆ
ist Professor emeritus für Architektur und Kunst an der Lehigh University in Pennsylvania. Er ist Autor mehrerer Publikationen über Le Corbusier, in denen er sich vor allem mit dessen Früh- und Spätwerk beschäftigt.

 

 

Ivan Žaknić.
With an introduction by Tim Benton

Klip and Corb on the Road
Scheidegger & Spiess, Zürich 2019
Text in English
Hardback
368 pages, 116 color and 22 b/w illustrations
15.5 x 24.5 cm
CHF 49. € 48.
ISBN 978-3-85881-817-1

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