FRONTPAGE

Editorial Nr. 50

Editorial Nr. 50

Mai 2015

 

Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe L&K-Freunde


Wir nehmen Sie mit auf Entdeckungsreise in Museen nach Basel und ins westfälische Münster, stellen Ihnen neue Bücher vor und möchten für den grünen Monat Mai Inspirationen schenken, die nachhaltig bleiben … für mehr Poesie in den Alltag, der allzu oft überschattet wird von Schreckensmeldungen, die nicht aufhören wollen, Kriegsexzesse in Syrien und im Irak, Erdbeben in Nepal, Vulkanausbrüche in Chile, Flüchtlingsdramen im Mittelmeer, Wirtschaftskriminelle, auch in der Schweiz. Und die Angst geht um, um die Wahrung des Besitzstandes im doch so reichen Land Schweiz, die von politischen Parteien beliebig instrumentalisiert wird. Wie damit umgehen? Das ist die Frage, die bleibt, eine Schicksalsfrage. Könnten sich nicht die Menschen dazu aufraffen, nie wieder Krieg zu sagen, wie Wolfgang Borchert. Aber da wäre wohl die weltweite Waffenlobby dagegen. Muss das «business as usual» mit dem Krieg ewig so bleiben?

Werden eines nicht zu fernen Tages vielleicht nur noch Roboter übrig bleiben, die die unbelehrbaren Menschen ausschalten? Oder wird der Planet Erde das selbst übernehmen? Mittels mächtigen Vulkanausbrüchen im Yellowstone Nationalpark in Amerika oder Erdbeben und Tsunamis, die aus ganzen Erdteilen ein Atlantis machen? Oder einschlagenden Meteoriten, die bisher haarscharf an unserem Planeten vorbeigeschrammt sind? Wenn Menschen sich als nicht selbstverständliche Spezies begreifen, würde das kostbare Leben als solches selbstverständlich nicht so gering geschätzt werden, wie es auf unserem blauen Planeten Usus ist.

 

Was können Sie im Mai auf Literatur & Kunst entdecken?

Hilary Mantel besitzt sie, die Gabe, Welten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln entstehen zu lassen. Ganz gleich, ob diese Welten historisch weit entfernt sind oder ob sie der Wirklichkeitserfahrung der meisten Menschen widersprechen – sie tut dies mit grosser Autorität. «Von Geist und Geistern», Autobiografie. DuMont Köln, 215. Ein Beitrag von Marion Löhndorf.

 

 

Lukas Hartmann: «Auf beiden Seiten». 1989 und 1990 sind Jahre des politischen Umbruchs. Der Schweizer Journalist Mario reist kurz vor dem Mauerfall für eine Reportage nach Ostberlin.Ein brisanter Roman über eine nahe Vergangenheit der Geheimdienste, die nachwirkt. Literatur & Kunst bringt einen ausführlichen Leseauszug.

 

 

«Freuds Gespenster»: Wie ein Detektiv geht Viktor Mazin mit einem Vergrösserungsglas den Spuren der Psychoanalyse nach und richtet seinen Blick auf die Geschichte der Wissenschaft, um die eigene Gegenwart zu analysieren, in Animationen und Filmen, in der Mathematik und in den Neurowissenschaften. Matthes & Seitz Berlin, 2014.

 

 

«Giorgio Agamben: Das Geheimnis des Bösen». Mit seinem Amtsverzicht 2013 bewies Benedikt XVI. beispielhaften Mut, indem der zurückgetretene Papst auf die Ausübung der Stellvertretung Christi verzichtete, stellte er die Kirche als mächtigste Bastion der Legitimität infrage. Matthes & Seitz Berlin, 2015.

 

 

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat das pauschale Kopftuchverbote für Lehrpersonen in öffentlichen Schulen für verfassungswidrig erklärt. Für die Soziologin Necla Kelek ist dieser Entscheid «ein Schlag ins Gesicht aller muslimischen Mädchen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen».
«Hurriya heisst Freiheit», Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2012.

 

 

Jan Wagner hat dem Giersch, diesem alles überwuchernden Gewächs
 ein vieldeutiges, gedankentrunkenes Gedicht gewidmet, das Haus und Hof einlullt, so wie die Natur überhand nimmt, wenn der Mensch sie lässt oder nicht mehr da ist, so phantastisch wie unheimlich. Jan Wagner wurde für seine virtuosen «Regentonnenvariationen», mit dem Leipziger Buchpreis 2015 als erster Lyriker ausgezeichnet. Hanser Verlag Berlin, 2014. Das Buch steht übrigens, sehr ungewöhnlich für einen Lyriker, auf der Bestsellerliste des SPIEGEL.

 

 

Holbein, Cranach, Grünewald – bis das Kunstmuseum Basel im kommenden Frühjahr renoviert und der Erweiterungsbau fertig gestellt ist, haben die alten Meister der Sammlung Gastrecht im Museum der Kulturen am Münsterplatz, im Erweiterungsbau des Museums der Kulturen, der von Herzog & de Meuron erbaut wurde. Ein Beitrag von Kunsthistoriker Simon Baur.

 

 

Münster ist die Metropole des Münsterlands mit über 300 000 Einwohnern, gut 50 Kilometer östlich von Dortmund, Bischofs- und Verwaltungssitz sowie Unistadt. Seit 2014 besitzt die Stadt mit dem «LWL-Museum für Kunst und Kultur» eine markante Attraktion mehr. Ein Beitrag von Rolf Breiner, dem geborenen Westfalen.

 
In der Innerschweiz ist er eine bekannte Grösse – Luke Gasser, Bildhauer, Maler, Rockstar, Autor, Filmer  – und Künstler. Der 49jährige Obwaldner legt seinen zweiten Film über Jesus, seine Nachfolger und die Kirche vor: «Rabbuni oder Die Erben des Königs». Rolf Breiner hat mit Luke Gasser über seinen Film und seine Visionen gesprochen. Ferner: Aktuelle Filmtipps.

 

 

Von Chandigarh Redux bis Milano. In the wake of India’s independence and partition in 1947, Chandigarh was founded as the capital of the new state of East Punjab. A team of architects headed by Le Corbusier dew up plans for what would come to be known as the nation’s City Beautiful. In the 1950′s, the Swiss photographer Ernst Scheidegger recorded the early stages of Punjab’s monumental effort to build a city from scratch. A new distinctly artistic view at Chandigarh: Werner Feiersinger’s comprehensive pictorial account of the city today. Scheidegger & Spiess, Zürich, 2015.

 

Ferner: Architekturführer Milano, DOM publishers, Berlin 2015. Der ideale Begleiter an die EXPO in Milano!  Am 1. Mai eröffnet die Expo 2015 unter dem Motto «Den Planeten ernähren» auf einem 110 Hektaren grossen Gelände am nordwestlichen Stadtrand von Mailand, an der sich 145 Nationen, beteiligen. Die Schweiz ist mit dem vom Designbüro Netwerch aus Brugg konzipierten Pavillon mit vier 15 Meter hohen Türmen dabei, die mit Einzeldosen von Kaffee, Apfelringen, Salz und Wasser gefüllt sind. Die Expo 2020 wird Dubai ausrichten.

 

 

Wir wünschen Ihnen erhellende Ein- und Ausblicke im Sonn- und Alltag und danken Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. Machen Sie’s gut!

 

 

Herzliche Maiengrüsse
Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

Editorial