FRONTPAGE

Editorial

Juli/August 2018

 

Liebe Literatur- und Kunstinteressierte, liebe Freunde,
herzlich willkommen!

 

 

Was wäre wenn – Israel das 51. Mitglied der Vereinigten Staaten wäre… ?

Ist das absurd? Oder eine Überlegung wert? Der Palästina-Konflikt schwelt seit 70 Jahren, seit Israel 1948 das Land in Besitz nahm und es nach palästinensischer Sicht besetzte. Die geplante Zweistaaten-Lösung ist längst in weite Ferne gerückt, seit Netanyahu eine aggressive Siedlungspolitik betreibt, im Jordanland ständig neue

Siedlungen errichtet und mehrheitlich von orthodoxen Juden bewohnt werden. Hier scheint der Schlüssel des Hauptproblems zu liegen: man traut sich nicht an die Orthodoxen heran, um politisch ihre Zustimmung nicht zu verlieren. Hier treffen sich die extremen Fundamentalisten von Israel und der Hamas. Beide wollen keinen Frieden und den anderen aus dem Land haben. Die Situation ist schier ausweglos. Hinter der Hamas und der Hitzbollah im Libanon lauert der erklärte Israel-Feind Iran, der Israel das Existenzrecht abspricht.

Mit der Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem als Hauptstadt Israels hat Präsident Trump unklare Verhältnisse geschaffen, denn dadurch flammten die Hasstiraden auf beiden Seiten wieder auf. Ost-Jerusalem wird von den Palästinensern als Hauptstadt beansprucht.

Das von Trump gekündigte Atomabkommen mit dem Iran lässt ebenfalls die Gefahr einer nuklearen Bedrohung für Israel wieder aufflammen.

Eine Friedensinitiative ist von keiner Seite in Sicht. Im Gegenteil, das Thema ist ein Minenfeld, das je nach Perspektive erbitterte Gegner auf den Plan ruft.

Wenn nun aber die USA statt A auch B sagen und eine Verantwortung für den Nahen Osten übernehmen würden, dann würden sie Israel den 51. Bundesstaat der USA anbieten. So wäre das Land unter US-Schutz und, ob mit oder ohne Zweistaatenlösung innerhalb der engen Grenzen, kein taktisches Ziel für Stellvertreterkriege.

Ohnehin wird Israel von Amerika in hohem Masse unterstützt, das ebenfalls ein Interesse an einem Stützpunkt im Nahen Osten hat.

So exotisch Hawaii als 50. Bundesstaat, so logisch ist Israel als 51. Bundesstaat der USA, um Frieden im Nahen Osten zu schaffen.

Apropos: der israelische Journalist Anshel Pfeffer schrieb eine spannende und brisante Biografie über Netanyahu. Über 20 Jahre Regierungsämter, davon 12 Jahre als Ministerpräsident haben das Land geprägt. Das heutige Israel sei viel kapitalistischer, amerikanischer, nationalistischer und religiöser als früher. Netanyahu ist der Schlüssel zu Israels Veränderung, so Autor Pfeffer. 

Anshel Pfeffer: «Bibi – The Turbulent Life and Times of Benjamin Netanyahu». Basic Books, New York, 2018. 423 S., etwa CHF 30.

Was meinen Sie, schreiben Sie uns und diskutieren Sie mit… info@literaturundkunst.net.

 

Apropos: Eine Variante hätten wir noch anzubieten,

wie wäre es, wenn Israel der EU, der Europäischen Union beitreten würde? Israel braucht Verbündete im Hinblick auf eine sich verschärfende Eskalation im Nahen Osten, mit dem Iran als Bedrohung und Saudi-Arabien mit ungewisser politischer Zukunft. Think about it!

 

 

Und sonst?

Ich war in Berlin auf Pressereise (siehe Reportage) mit osteuropäischen Journalistinnen aus Polen, Tschechien, Slowenien, Kroatien  und Ungarn, nur ein Jornalist aus Ungarn war dabei, das war eine interessante Erfahrung, wir sprachen natürlich auch über Politik. Und ich merkte, wie abseits die Schweiz in Sachen Roaming steht, alle konnten gratis surfen und simsen, nur ich als Schweizerin nicht. Die EU hat die Roaming-Gebühren abgeschafft! Wann entschliesst sich der Bundesrat endlich auch dazu, noch hinken wir der EU hinterher.

Machen Sie’s gut, bleiben Sie optimistisch! Und bleiben Sie uns treu!

Ihre Ingrid Isermann

 

 

Was können Sie im Juli/August 2018 auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Leopold Federmair lebt seit 16 Jahren in Tokyo. Nun hat er seine Tagebuchaufzeichnungen und Episoden veröffentlicht: «Tokyo. Fragmente». Das Buch erscheint im August im Otto Müller Verlag, Salzburg. Literatur & Kunst bringt daraus exklusiv einen Auszug.

 

«Palais Rotenstern»: Gedichte von Martin Kubaczek über Geschichten eines Hauses. Edition Korrespondenzen, Wien 2018.

 

Per Kirkeby in Grönland. Der Künstler verstarb 2018. Andreas Kohm widmet ihm einen Nachruf mit Tagebuchnotizen von Kirkeby.

 

Das Fotomuseum Winterthur zeigt die Fotoausstellung:

«Juergen Teller. Enjoy your life!». Daniele Muscionico weist mit

vielfältigen Interpretationen auf die persönlichen Aspekte im Schaffen von Juergen Teller hin. Spannend! Bis 7. Oktober 2018.

 

«Mario Botta. Sakrale Bauten». Rezensionen von Fabrizio Brentini über Botta, «Jaques Schader. Eine Monografie», gta Verlag 2018. «Architektur und Denkmalpflege» von Daniela Burkart, Christoph Merian Verlag, Basel 2018.

L&K-Architekturtipps «Next to Bauhaus» und «Architekturführer Prag», DOM publishers, Berlin 2018.

 

 

widescreen: Erwin Wurm im Kunstmuseum Luzern

Banner Frontpage: Imi Knoebel im Museum Haus Konstruktiv.

 

 

Exklusiv für Literatur & Kunst berichett Ingrid Schindler über die Architektur und Kurbäder in Tschechien im eher unbekannten Ostmähren. Ein Tipp für Ihre nächste Kur!

 

 

Buchtipps für die Sommerlektüre: «Dunkle Zahlen» von Matthias Senkel, Matthes & Seitz, Berlin 2018. «Heimliche Versuchung» von Donna Leon, Diogenes 2018. «Umbruch am Bodensee», NZZ Libro 2018.

 

Auf nach Berlin! Eine Stipvisite in Potsdam, ökonomische Agrikultur in Brandenburg und Streetfood am Prenzlauer Berg «Berlin on Bike»!

Anregungen und Inspirationen für Ihren nächsten Citytrip nach Berlin….

 

 

«Das Reservoir unserer Hoffnungen hängt im Museum» –
Der Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich nimmt konkrete Formen an

Die Vision eines Museums des 21. Jahrhunderts – Das Neue Kunsthaus – nimmt konkrete Formen an: Mit der Fertigstellung des Rohbaus im Juli 2018 ist der Entwurf von David Chipperfield Architects erstmals in seiner ganzen Dimension und seinen Proportionen erlebbar.

Wiebke Rösler Häfliger, Direktorin des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich, lobte David Chipperfields Entwurf an einer Presseführung: die räumlichen Qualitäten, die Materialisierung sowie die Eingangshalle, die zum öffentlich zugänglichen Garten der Kunst führt, seien wie aus einem Guss. Kunsthaus-Direktor Christoph Becker sieht im grössten Kunstmuseum der Schweiz ein Symbol für Kontinuität und Erneuerung. So gibt es mehr Raum für die Interaktion zwischen Kunst und Publikum. Der Anteil der zeitgenössischen Kunst wird ebenso gestärkt wie die Französische Malerei, die mit der Stiftung Sammlung E.G. Bührle einen Schwerpunkt bildet, wie er ausserhalb von Paris sonst nirgends in Europa erfahren werden kann. Mit einem Shop- und Barbetrieb sowie einem Festsaal – Einrichtungen, die auch ausserhalb der Öffnungszeiten des Museums geöffnet bleiben können – wird das neue Kunsthaus Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen anziehen und an sein Angebot heranführen. Ein integrativer Teil des Bauvorhabens ist, neben dem Garten der Kunst, das Kunst-und-Bau-Konzept «Tastende Lichter» der Künstlerin Pipilotti Rist. Von einem speziell gestalteten Mast auf dem Heimplatz werden farbige Lichtpunkte auf die umliegenden Fassaden- und Bodenflächen projiziert. Zusammen mit massgeschneiderten Videos für die Nischenfiguren beim Moserbau hauchen die sich langsam vorwärtstastenden Farbkreise den steinernen Oberflächen neues Leben ein und erzeugen eine räumliche und ästhetische Verbindung zwischen den Kulturinstitutionen auf dem Heimplatz. Ob das neue Kunsthaus unbeschriftet bleibt, ist noch nicht entschieden. Denkbar wäre auch eine vertikale Leuchtschrift an der Fassade des imposanten Gebäudes.

 

Gute Unterhaltung mit Literatur & Kunst und einen wunderschönen Sommer wünscht Ihnen

 

herzlich

Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

Editorial