FRONTPAGE

Editorial Nr. 89

Editorial Nr. 89

Mai/Juni 2021

 

Liebe Kulturinteressierte, Freundinnen und Freunde,
herzlich willkommen auf Literatur & Kunst!

 

Der Mai ist da! Und wieder hat sich die Natur nicht gescheut,
sich zu Grün zu bekennen. Trotz allen Unkenrufen, Abgasen
und Klimaproblemen! Sie lässt uns nicht im Stich, bis jetzt
nicht. Dass das nicht selbstverständlich ist, lernen wir gerade.
Also willkommen zu Literatur & Kunst! 
 
Bernhard Schlink: 20. Juli Ein Zeitstück
Das Attentat auf Hitler kam am 20. Juli 1944 viel zu spät. Es hätte am 20. Juli 1931 begangen werden müssen. Was ist daraus zu lernen? Zuwarten oder eingreifen? Saubere Hände behalten oder schmutzige riskieren?
Wann musste man wissen, was Hitler mit Deutschland vorhatte, und wann musste man handeln, um es zu verhindern? Wie weit soll man gehen, wenn wieder ein Politiker aufsteigt, der ins Unheil zu führen droht? Die Geschichte wiederholt sich nicht – wenn wir aus ihr die richtigen Lehren ziehen? Die Zukunft ist ungewiss – wie lässt sich da verantwortlich und moralisch handeln? Diese Fragen beschäftigen die Abiturienten eines Geschichtsleistungskurses, die an einem 20. Juli zum letzten Mal mit ihrem Lehrer zusammenkommen. Sie freuen sich auf den Sommer und aufs Studium. Aber die rechtsradikale Partei »Deutsche Aktion« hat bei der Landtagswahl gerade 37% der Stimmen bekommen – der Beginn des Aufstiegs ihres charismatischen jungen Führers. Die Abiturienten wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Heißt es nicht, man müsse aus der Geschichte lernen? Sie entdecken, wie schwierig das ist und wie schwer es fällt, unter Ungewissheit verantwortlich und moralisch zu entscheiden. Indem sie sich dieser Entdeckung stellen, entdecken sie sich selbst.
Diogenes, Zürich 2021. ISBN 978-3-257-07160-3, CHF 21.
15. Juli 2021

 

Ungeheuer – Frau am Steuer!
Wie immer, wenn sich eine lange Autoschlange bildet, wird nach dem Schuldigen Ausschau gehalten und danach selbstgefällig festgestellt: natürlich, Frau am Steuer! Dabei wurde wissenschaftlich festgestellt, dass Frauen am Steuer besser fahren, umsichtiger, achtsamer und weniger Unfälle verursachen.
Den Beweis muss die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock noch erbringen, aber schon jetzt haut man ihr  die Fehler um die Ohren, die sie sich eingebrockt hat.
Hat man(n) doch gleich gewusst, das kann nicht gut gehen, schon wieder eine Frau an der Spitze, kaum ist die alte Geschichte. Die Medien überschlagen sich vor Häme und manch Missgünstiger kommt aus der Deckung.
Und nun auch auf der Frontseite der NZZ, der Chefredaktor himself gibt seinen Senf dazu, eine halbe Seite, warum es mit Annalena Baerbock nicht klappen kann, denn man weiss nie, woran man bei ihr ist.
Und diese unverzeihlich groben Fehler, Weihnachtsgeld nicht versteuert, Lebenslauf korrigiert, Buch ohne Quellenangaben… also nein, das geht ganz und gar nicht! Patriarchales Denken? I wo, hier gibt’s gar keine Patriarchen, alles aufgeklärte Denker. Wo kämen wir sonst hin? Genau dahin, wo es mit Frauen, die an die Spitze wollen, immer geht, misstrauisch beäugt, wo das Haar in der Suppe zu finden ist. Robert Habeck, lange Zeit medial als zu «weich» etikettiert, stellt sich vor Annalena, sie ist mit fast Hundert Prozent der Grünen gewählt worden. Dass die Kandidatin vielen nicht grün ist, hat man vorher gewusst. Und wünscht ihr nun ein dickes Fell, jetzt erst recht, um zu zeigen, wozu sie fähig ist. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Last but not least: Fehler fördern unsere Kommunikation…
10. Juli 2021 Ihre Ingrid Isermann

 

Buchtipp: Marion Poschmann Laubwerk
Für ihren Essay «Laubwerk» erhält die Lyrikerin Marion Poschmann (siehe auch Archiv Literatur & Kunst, 04/2011)) den mit 35.000 Euro dotierten WORTMELDUNGEN-Literaturpreis. In der Jury-Begründung heisst es: «Ihre poetische Reflexion über unser intensives Zusammenleben mit Bäumen, unser Verhältnis zu Herbstlaub und Stadtbäumen macht einen Aspekt der Wirklichkeit sichtbar, der im Alltag kaum Beachtung findet. Damit trägt sie zu einer anderen Wahrnehmung des Zusammenlebens von Menschen, Tieren und Pflanzen bei und entwirft eine literarische Vision für eine klimagerechtere Zukunft».Der Band enthält neben dem ausgezeihneten Essay ein Gespräch mit Marion Poschmann, ein Vorwort von Sandra Poppe und Christiane Riedel sowie die Laudatio auf die Preisträgerin von Christine Lötscher.

Laubwerk,Hrsg. Crespo Foundation, Verbrecher-Verlag, Berlin 2021. ISBN 978-3-95732-489-4

 

Erfundene Wirklichkeit
Als freier Reporter schrieb Claas Relotius zwischen 2013 und 2016 auch fünf Texte für Reportagen. Mit seiner Geschichte «Der Mörder als Pfleger» über demente Häftlinge in den USA gewann er den renommierten Deutschen Reporterpreis. Später stellte sich heraus, dass alles erfunden war. Relotius stürzte den deutschsprachigen Journalismus in eine tiefe Krise. Im aktuellen Heft Reportagen äussert sich Relotius, 33, im Gespräch mit Margrit Sprecher und Daniel Puntas Bernet erstmals über seine Hintergründe.

Reportagen, Juli 2021. CHF 20. www.reportagen.com
 

 

Kampfjets F-35: Der Bundesrat dreht Europa den Rücken zu  
Nach dem Abbruch der Rahmenverhandlungen mit der EU der nächste Schlag: Bundesrätin Viola Amherd hat sich für den amerikanischen Kampfjet F-35 entschieden, der als «Ferrari der Lüfte» gilt. Ihr Argument: die Beschaffung von 36 Kampfjets kostet weniger als die europäischen Kampfjets, 5 Milliarden Franken. Die EU-Länder reagieren enttäuscht und sind düpiert. Der F-35 ist auf Angriffe konzipiert, die Schweizer Luftwaffe hat primär defensive Ziele. Ein Widerspruch. Auch beim Kauf der neuen Boden-Luft-Raketen wurde ein US-Lieferant bevorzugt. Die Schweiz begibt sich damit in die Abhängigkeit der USA und will sich unter den Schutzschild der stärksten Militärmacht der Welt stellen. Der Bundesrat hat anscheinend kein Vertrauen zu Europa. Die SP, Grünen und GSoA haben bereits eine Anti-F-35-Initiative gestartet.
Damit kommt der Kampfjet erneut vors Volk. Vielleicht dürfte auch das angepeilte Freihandelsabkommen mit den USA eine Rolle gespielt haben.
1.Juli 2021

 

Rahmenabkommen ade!
Nun wird beschönigt, vom Bundesrat, der ratlos ist, von den beteiligten Parteien von SPV, FDP (4 Bundesratssitze) und SP (2 Bundesratssitze), einzig die Bundesrätin der CVP/Mitte, nahm ihren Auftrag ernst, Lösungen zu finden, statt nur Blockade zu spielen. Was ist los im Land Schweiz?

Das kann man mit Fug und Recht fragen. Und leider wird
wohl wie bisher alles zerredet werden, statt dem Grundproblem auf den Grund zu gehen:
Wo stehen wir mit Europa? Warum ist das so schwierig für die
Schweiz, solidarisch zu sein? Hat sie sich von den Milliardären
verwöhnen und verunsichern lassen? Das Volk hat nichts davon.

Auch hier gibt es Menschen, die am Rande der Armut leben. 

Hat uns der vorgespielte Reichtum einiger weniger betriebsblind gemacht?

Wollen wir die Wahrheit nicht sehen? Nun wird im Parlament darüber diskutiert.
Da wird man sehen, wo die Demarkationslinie verläuft, zwischen der
Besitzstandswahrung und der offenen Schweiz, die einen europäischen Austausch, zumindest mit dem Handel, aber auch kulturell, wünscht.
Wozu das Volk schon zweimal Ja gesagt hat. Nur der Bundesrat nicht, der alles besser weiss. Direkte Demokatie sieht anders aus.

 

 

Mercredi noir – der Bundesrat hat am 26. Mai 2021 die Verhandlungen über das Rahmenabkommen mit der EU einseitig brüsk beendet.

Die EU bedauert den Abbruch der Beziehungen, während die Bundesräte Parmelin, Cassis, Keller-Suter in einer Pressekonferenz aus dem Bundeshaus Bern informierten, dass sie weiterhin gute Beziehungen zur EU und den bilateralen Weg fortsetzen wollen. Ist das realitätsfremd? Denn genau das hatte die EU betont, käme für die Zukunft nicht in Frage, man wolle für den ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt einen geregelten Rahmenvertrag.

Man darf gespannt sein, wie sich der Bundesrat die zukünftigen Handelsbeziehungen mit der EU vorstellt, wenn die bilateralen Verträge auslaufen. Ganz im Sinne der SVP und der Gewerkschaften und ebenfalls unterstützt von der SP ist der Abbruch des Rahmenvertrages.

Direkte Demokratie ade? Das Parlament, die Kantone und das Volk wurden nicht gefragt. Bei der Coronakrise schien der SVP der Bundesrat mit seinen Entscheidungen des Lockdowns zu mächtig. Jetzt beim Rahmenvertrag opponiert sie nicht, weil der Ausgang ihr genehm ist.

Wie sich das Verhältnis der Schweiz zur EU ohne Diskurs weiterentwickeln soll, bleibt schleierhaft.

Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen!

 

(Siehe auch Lebenslügen und global Switzerland, Europas Singapur? „Die Schweiz ist ein Teil Europas“, Interview mit Europa-und Wirtschaftsvölkerrechtler Thomas Cottier und Historiker André Holenstein, NZZ 26. Mai 2021)

 

 

Eine unendliche Geschichte – ein Vertrag, der bilateral seinen Rahmen sucht

Bundespräsident Parmelin persönlich hat der EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen am 23. April 2021 in Brüssel mitgeteilt, dass die Schweiz den Rahmenvertrag nicht unterzeichnet, wegen Lohnschutz und Unionsbürgerrichtlinie. Soviel wissen wir jetzt. Aber der längst fällige Diskurs sollte im Parlament stattfinden, denn der Rahmenvertrag ist längst noch nicht vom Tisch.
 

Wie steht es mit dem Lohnschutz in der Schweiz? Es sind die Schweizer Unternehmen selbst, die die Niedriglöhne bestimmen. Gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn in der Schweiz? Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 20 Prozent weniger. Der Lohnschutz wird zu einer EU-Glaubensfrage hochstilisiert. Es erinnert in der Vehemenz an die katholische Kirche, die keine Frauen als Priesterinnen zulässt, weil sonst ihre hierarchische patriarchale Welt ins Wanken gerät.

Und die Unionsbürgerrichtlinie, ein Wortungetüm, einfacher wäre zu sagen, die Schweiz will keine neuen europäischen Sozialabgaben. Seit 2013 hat die Schweiz den vereinbarten  Kohäsionsbeitrag nicht gezahlt, eine dickfällige Fünfer und Weckli-Taktik auf die Spitze getrieben.
  

Bundespräsident Parmelin (SVP) sei energisch in Brüssel aufgetreten, wird gelobt. Man kann diese Haltung auch stur und hölzern nennen. Keine Kompromisse! Nur: wo führt uns das hin? Das Land hat mehrmals den bilateralen Weg befürwortet und Ja zu den Verträgen gesagt. Forschungsprogramm Horizon Europe ade? Will die Schweiz ihre Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen? Rechtssicherheit schaffen nur Verträge. Den Parteien scheint es um Machtfragen zu gehen, wer macht mehr Prozente, der Hochfinanz um freie Bahn. Ohne die Blockade der SVP käme und wäre die Schweiz weiter. Auch die um die Deutungshoheit herumschwurbelnden Gewerkschafter der SP irritieren mit einer unflexiblen Haltung und werden mit ihrer Hybris Wähler verlieren.

Ein Lichtblick, dass es viele andere Meinungen und sehr viele Schweizerinnen und Schweizer gibt, die einen Rahmenvertrag befürworten. Der Vertrag muss dem Parlament und danach dem Volk vorgelegt werden. Hiess es nicht in der Schweiz, das Volk ist der Souverän? Am lautesten posaunte es die SVP heraus.
 

Doch es geht noch um etwas anderes. Die Problematik mit dem EU-Rahmenvertrag macht deutlich, dass die Schweiz keine Aussenpolitik hat und das Land unter einem mutlosen Bundesrat nicht weiss, in welche Richtung es sich bewegen soll. Während überbordende globalisierte Geschäfte der Banken die Schweiz ins Zwielicht bringen, scheinen nationalistische Politiker von einem Reduitdenken besessen, das längst der Vergangenheit angehört.

Wir sind mit allem in der Welt verflochten und keine Insel. Die Angstmacherei, eine Eselei, hat dazu geführt, dass sich die Schweiz und ihre Politiker nicht den nötigen Kernfragen stellen, wohin soll die Reise gehen? Das Programm mit der EU heisst Stillstand? Quo vadis Schweiz?

Ihre Ingrid Isermann

 

 

Jingle Bells bei Radio SRF

Als regelmässige SRF-Radiohörerin wundert man sich, dass nach den Nachrichten das Regionaljournal angekündigt wird und dann – nichts kommt. Tant pis… aber was wirklich stört, ist das Gebimmel nach jedem Satz der Nachrichten. Jingle Bells durchs ganze Jahr? Das ist störend, hat Radio SRF diese unnötige Geräuschkulisse nötig? Will man mehr Aufmerksamkeit oder es den lärmigeren Privatsendern nachmachen?
Radio SRF1 setzt ebenfalls auf Spiele, morgens mit Gückel und Beteiligung aus allen Tälern und Höhen der Schweiz winkt Gold, nachmittags ein DAB+Radio. Die gefälligen Berner Moderatoren und Matadoren geben sich redlich Mühe, die Schweiz als eine einzige, grosse Familie zu vereinigen und einzulullen, als sei es eine Sendung für rekonvaleszente Patienten. Die böse Welt bleibt aussen vor.

Was auch vermisst wird: mehr Kultur-Wortbeiträge auf SRF2. Das ausgedünnte Programm ist dem Sparmodus geschuldet. Dafür ertragen wir Wetterprognosen in einer Ausführlichkeit, die nichts zu wünschen übrig lässt. Wie wärs, wenigstens mal zwischendurch ein paar Gedichte zu bringen in diese eintönige Welt? Aber das ist wohl fremdes Land…

 

 

From Putin with love?
Was sich der Kremlchef erlaubt, Vergiftung von Kritiker Nawalny durch seinen Geheimdienst, Ostukraine besetzt, Krim annektiert, Truppen in die Ukraine schicken, ein prunkvolles Leben hinter Palastmauern führen und das Volk hinters Licht führen – was ist in den ehemaligen Geheimdienstchef, stationiert in der DDR bei Dresden, der ausgezeichnet Deutsch spricht, hineingefahren? Der Mann spielt sich als Despot auf und bevorzugt den Umgang mit Oligarchen mit Verbindungen zu Trump, mischt sich in Wahlkämpfe in den USA und Deutschland ein und verfügt über äusserst militante Cyber-Hacker, die sich auch in der Schweiz bemerkbar machen. Kein gutes Omen für die Sicherheit der Welt.

 

 

Klimafrage
Ein winziges Virus zwingt uns zum Umdenken, dass wir nicht mehr alles wie bisher für selbstverständlich nehmen können. Das Virus entpuppt sich als bester Klimaschutz, ungefragt, ungewollt, ungeliebt, aber wirksam. Es hat den CO2-Ausstoss verringert, weniger Flüge, weniger Autos, weniger Verkehr… das kommt allen zugute. Schon lange heisst es, wir würden mindestens drei Planeten brauchen, wenn wir unseren Lebensstil weiter pflegen und ausbauen… Also, wer von den allmächtigen Menschen konnte uns stoppen und zur Vernunft bringen? Richtig, nur die Natur, sie hat die Notbremse gezogen, das kann man drehen und wenden, wie man will… Das Resultat bleibt das gleiche: die Natur macht sich den Menschen untertan. Stolz und Hochmut haben Schiffbruch erlitten. Auch der Flug auf den Mars hilft da nicht weiter, wozu? Wäre nicht auf unserem Plastik-Planeten genug zu tun und zuerst für Ordnung zu sorgen? Auf dem Mond waren wir schon, wenngleich man manche grosskotzige Erdenbürger gerne für immer auf den Mond schicken möchte…

 

Apropos, das Impf-Szenario hätte auch anders aussehen können, nämlich umgekehrt, zuerst die Kinder impfen, damit die Schule offen bleibt, dann die Jugendlichen, um ihre Entwicklung nicht zu bremsen, dann die mittleren Jahrgänge, um das öffentliche Leben am Laufen zu halten, dann die älteren und ältesten Jahrgänge… so hätte man nichts schliessen müssen und hätte den verqueren Querdenkern den Wind aus den Segeln genommen… dass das Leben ein gewisses Risiko beinhaltet und immer lebensgefährlich ist, steht ausser Frage.

 

«Kamala Harris: Der Wahrheit verpflichtet»

Ist der Literaturkritiker Dennis Scheck ein heimlicher Trump-Anhänger? Nachdem er in der Sendung Druckfrisch – Sachbuch-Bestseller «aus dem heiligen Köln» den Bestseller von Mary L.Trump «Zuviel und nie genug» über Donald Trump verriss, – das wäre «nur ein Racheakt einer neidischen Verwandten» -, traf es nun die Biografie von Kamala Harris «Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte» (ARD, 28.3.2021,23.35 h), die in hohem Bogen in den Container mit den geschassten Büchern flog, weil Harris Kinder instrumentalisiere, ihr neunjähriger Patensohn sei 2016 vor der Wahl Trumps verstört gewesen, das hätte ihr das Herz gebrochen, weil sie nichts dagegen habe tun können. Jetzt kann und wird sie als Vize-Präsidentin etwas tun.
Jedesmal, wenn ein Buch mit voller Wucht schnöde in den Abfallcontainer geschmissen wird, ist das nicht nur eine Beschädigung des betreffenden Exemplares, sondern auch eine unsensible Handlung, die einem Schöngeist «Ihr Retter für das Gute, Wahre und Schöne» (Selbstzitat) nicht ansteht. Derweil schreibt die klinissche Psychologin Mary L. Trump an ihrem nächsten Buch «How far America has come» (Wie weit es mit Amerika gekommen ist). Eine Geschichts-Studie. Wir stellen Ihnen den bewegenden  Spiegel-Bestseller von Kamala Harris auf Literatur & Kunst vor.

 

«Vom Aufstehen»

Helga Schubert erhielt den Klagenfurter Ingeborg Bachmann-Preis, 2020 erstmals online durchgeführt, für ihren berührenden Text. Nun ist die Geschichte in einem Buch veröffentlicht, das den gleichen Titel trägt, zusammen mit anderen Erzählungen der 1940 in Berlin geborenen Autorin. «Vom Aufstehen», dtv, 2021. Man liest die zum Teil sehr persönlichen literarischen Erinnerungen mit Anteilnahme für ihren Mut, die Kraft des Benennens und Verzeihens, der leise sanfte Unterton, der nichts beschönigt und über die Geschichte der DDR berichtet, Gerade das ist so interessant, wie es war, wie es ist, ohne ideologische Scheuklappen. Lesenswert! 

 

 

Was können Sie im Mai/Juni auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Tove Ditlevsen: «Kindheit, Jugend, Abhängigkeit». Aufbau-Verlag, Berlin 2021. Die dänische Autorin wird erst jetzt bei uns entdeckt, durch ihre wunderbare Kopenhagen-Trilogie. Sie schreibt über ihr Leben, über Abgründe, atemberaubend, von grosser literarischer Schönheit.

 

Amanda Gorman: «The Hill We Climb», Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. Die junge Lyrikerin wurde mit ihrem Gedicht zur Einsetzungsfeier des 46. US-Präsidenten, Joe Biden, weltberühmt. Hier das englische Original und die deutsche Übersetzung, die zu einer Kontroverse führte und nicht so geglückt scheint. Lesen Sie selbst!

 

Walle Sayer: «Nichts, nur». Kröner Verlag, Stuttgart 2021. Der Lyriker ist seit langem bekannt, aber doch nicht allen. Wir stellen seine klugen und transparenten Gedichte hier vor.

 

«Gallery Tamas Banovich». Julieta Schildknecht spicht mit der Galerie über Digital Art während der Pandemie.

 

Charles Lewinsky: Interview. Rolf Breiner unterhält sich mit dem vielseitigen Autor. Wer kennt ihn nicht? Hier entdecken Sie vielleicht noch neue Seiten… Gespräch mit der Regisseurin Bettina Oberli über ihren Film «Wanda, mein Wunder». 

Pia Zanetti: Fotografin. Ausstellung im Fotomuseum Winterthur. Aktuelle Filmtipps.

 

Architekturtipps: «London Guide», DOM publishers, Berlin 2021. «Eisenhüttenstadt/Stalinstadt», DOM publishers, Berlin 2021.

«Lines and Volumes», Park Books, Zürich 2021.

 

widescreen:

«Life», eine Installation des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson in der Fondation Beyeler, Basel.

 

Ingrid Schindler hat sich die neuesten Bestseller vorgenommen und wir präsentieren Ihnen ihre fundierten Rezensionen:

Christian Kracht: «Eurotrash». Kiepenhauer & Witsch, Hamburg 2021. Sophie Passmann: «Komplett Gänsehaut», Kiepenheuer & Witsch, Hamburg 2021. Simone Meier: «Reiz», Kein & Aber, Zürich 2021.

Charles Lewinsky: «Sind Sie das?», Diogenes, Zürich 2021.

 

Buchtipps:

Kamala Harris: «Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte», Siedler-Verlag, München 2021. Benedikt Wells: «Hard Land», Diogenes, Zürich 2021. Werner Milstein: «Sophie Scholl. Einer muss doch anfangen!». Zum 100. Geburtstag der Widerstandsikone. «Gestundete Zeit»: 100 Jahre Hans Josephsohn. Scheidegger & Spiess, Zürich 2020.

 

Warja Lavater: «Sing-Song-Signs & Folded Stories», Zentralbibliothek Zürich. In der Schatzkammer sind die wundervollen Leporellos und Werke von Warja Lavater zu entdecken. Hier erfahren Sie mehr über die sehenswerte Retrospektive und das Rahmenprogramm.

 

Historisches und Völkerkunde Museum St. Gallen: «Klimt + Freunde»,

Ingrid Schindler war für Literatur & Kunst vor Ort und berichtet über die spannende Ausstellung in St. Gallen.

Kunsthaus Zürich: «Hodler, Klimt und Wiener Werkstätte», bis 29. August 2021. Ingrid Schindler über die Ausstellung im Kunsthaus.

«Mount Fuji», 46 Variationen über Japans Wahrzeichen, Taschen Verlag, 2021. Rezension von Ingrid Schindler.

 

Wir wünschen Ihnen anregende Unterhaltung mit Literatur & Kunst und einen schönen Sommer! Wir sehen uns im September wieder. Buch- und Filmtipps werden aktualisiert.

Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihre Treue. Empfehlen Sie uns weiter.
Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Herzlich 

Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

 

 

Editorial