FRONTPAGE

Françoise Sagan

 

Die französische Schriftstellerin Françoise Sagan, geboren am 21. Juni 1935 im südwestfranzösischen Cajarc als Françoise Quoirez – ihr Pseudonym geht zurück auf eine Romanfigur von Marcel Proust − stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie. Zum literarischen Kanon, der sie prägte, gehörten die Werke von Proust, Apollinaire, Faulkner, insbesondere von Éluard, dessen Gedichtzeilen sie ihren Romanen voranzustellen pflegte. 1954, kurz nach der Aufnahme ihres Literaturstudiums an der Pariser Sorbonne, erschien ihr Debutroman Bonjour Tristesse, der sie über Nacht weltberühmt machte. Das Buch, in dem sie die sexuelle Befreiung der sechziger Jahre vorwegnahm, war nicht nur eine literarische Sensation und ein großer finanzieller Erfolg, sondern löste auch einen Skandal aus durch die freizügige Schilderung des sexuellen Verlangens von Frauen. Noch im selben Jahr wurde die gerade 19 Jahre alte Autorin mit dem Prix des Critiques ausgezeichnet, der „Mythos Sagan“ war geboren.
Sie brach das Studium ab und widmete sich fortan ganz dem Schreiben. Die Erfolgsautorin, die häufig mit Colette verglichen wird, war ihr Leben lang außerordentlich produktiv, ihr vielfältiges Gesamtwerk umfasst über 40 Titel – Romane wie Aimez-vous Brahms (1959, dt: Lieben Sie Brahms?, 1960), Novellen und Theaterstücke (Château en Suède,1960, dt: Ein Schloss in Schweden, 1961) sowie Filmdrehbücher und Autobiographisches (Derrière l’épaule, 1998, dt: Mein Blick zurück, 2000). Viele ihrer Romane wurden zu Bestsellern und später verfilmt. Zudem schrieb sie Chanson-Texte für Juliette Gréco, Yves Montand und Johnny Hallyday.
Sagan wurde zur Kultfigur des mondänen Paris, engagierte sich sozial und politisch, führte ein Leben voller Exzesse und Skandale und geriet immer wieder in die Schlagzeilen. Nach zwei kurzen Ehen – mit Guy Schoeller und dem amerikanischen Künstler Robert Westhoff, mit dem sie einen Sohn hat – fand sie mit der Modedesignerin Peggy Roche die große Liebe, die bis zu deren Tod 1991 währte. Sie starb vereinsamt und finanziell ruiniert am 24. September 2004 mit 69 Jahren in Honfleur.
Hinter dem Bild der frivolen Sagan droht zuweilen ihre wahre Lebensmotivation in Vergessenheit zu geraten – das Schreiben, das für sie „die einzige Rechtfertigung ihrer selbst, das einzige aktive Zeichen ihrer Existenz“ darstellte. „Sie hat sich jenen klaren Blick bewahrt, mit dem eine aufgeweckte Heranwachsende die Welt der Erwachsenen durchschaut,“ so ihr Sohn Denis Westhoff über seine Mutter. Dieser Blick ist zeitlos. Das macht sie heute wieder modern.“

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