FRONTPAGE

«Latifa Echakhch: The Concert Schweizer Pavillon an der 59. Biennale Arte di Venezia 2022»

 

 

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat Latifa Echakhch mit der Realisierung des Schweizer Pavillons an der 59. Biennale di Venezia beauftragt. Die Kuratorin Cecilia Alemani hat die Biennale unter das Motto «The Milk of Dreams» nach einem Buch der surrealistischen Malerin und Schriftstellerin Leonora Carrington gestellt.

Katharina Fritsch (*1956) und Cecilia Vicuna (*1948) werden mit dem Goldenen Löwen der Biennale 2022 für ihr Lebenswerk geehrt: Fritsch ist bekannt für ihre hyperrealistischen und zugleich surrealen Skulpturen und die Dichterin Vicuna setzt sich seit langem für die Rechte der indigenen Völker in Chile und Lateinamerika ein.

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat die Künstlerin Latifa Echakhch ausgewählt, um die Schweiz an der Kunstbiennale 2022 in Venedig zu repräsentieren.
Das Projekt Latifa Echakhchs «The Concert» wurde in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Perkussionisten Alexandre Babel, sowie dem Kurator Francesco Stocchi konzipiert und umgesetzt. Die in Fully/VS wohnhafte Künstlerin mit französischen und marokkanischen Wurzeln ist seit vielen Jahren eine international bekannte Vertreterin der zeitgenössischen Kunstszene.

 

«The Concert – Momente der Kontemplation»
Es sind Szenen der Vergänglichkeit, der Katharsis, mit denen die Installations-Künstlerin Latifa Echakhch auf der diesjährigen Biennale die Besucher des Schweizer Pavillons in den Bann zieht. Szenen, die den Kreislauf des Lebens auf vielschichtige und komplexe Art thematisieren. Sogar das Material, das sie für ihre Ausstellung verwendet, ist Teil einer Transformation, wiederverwertet aus bereits vergangenen Biennalen.

 

Die gebürtige Marokkanerin Latifa Echakhch (*1974) lebt und arbeitet seit 2012 in Fully/VS. Sie ist Absolventin der École Nationale Supérieure d’Arts in Cergy-Pontoise und der École Nationale des Beaux-Arts in Lyon. Vertreten wird sie von den Galerien kamel mennour (Paris/London), kaufmann repetto (Mailand/New York), Dvir Gallery (Tel Aviv/Brüssel) und Metro Pictures (New York). Sie war Teilnehmerin an der Hauptausstellung der Biennale von Venedig 2011 und wurde 2013 mit dem Prix Marcel Duchamp sowie 2015 mit dem Zurich Art Prize des Museums Haus Konstruktiv ausgezeichnet.

Die Künstlerin ist für ihre visuelle Sprache und das Gleichgewicht zwischen Kraft und Zerbrechlichkeit bekannt. Ihre spartenübergreifenden Installationen sind mit surrealistischen und konzeptuellen Elementen durchsetzt und zeichnen sich durch die Verwendung von Symbolen aus, die sich, wie sie selbst sagt, zwischen «Politik und Poesie» bewegen.

Der Schweizer Alexandre Babel (*1980, Genf) ist Künstler, Komponist und Musiker mit Wohnsitz in Berlin. Er ist Solo-Schlagzeuger des Berliner Ensembles KNM, künstlerischer Leiter von Eklekto und Mitgründer des Kollektivs Radial. Der Italiener Francesco Stocchi (*1975, Rom) ist Ausstellungskurator und Kunstkritiker. Er hat lange in Rom und Wien gearbeitet, bevor er 2011 zum Kuratorenteam des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam stiess.

Informationen zu den Schweizer Auftritten an den Biennalen von Venedig: www.bienniale.ch

 

 

«Kunstmuseum Bern: Heidi Bucher – Metamorphosen I»

Die bisher grösste Retrospektive zur Künstlerin Heidi Bucher in der Schweiz widmet sich dem umfassenden und vielseitigen Gesamtwerk der Schweizer Künstlerin. Gezeigt werden Arbeiten aus allen zentralen Werkgruppen.

 

Darunter befinden sich frühe und weitgehend unbekannte Designstudien aus ihrer Studienzeit, die «Bodyshells» genannten geschlechterlosen Körperskulpturen aus der experimentellen Zeit in New York und Los Angeles in den 1960er- und 1970er-Jahren, in denen sie unter anderem mit Edward Kienholz arbeitet, sowie architektonische und menschliche Latex-«Häutungen» aus ihrem Hauptwerk.

Mit ihren Arbeiten lenkte Bucher den Blick auf den Körper im Raum, ergründete Zwänge und Befreiungsprozesse und thematisierte gesellschaftskritisch schmerzvolle Erinnerungen, problematische Räume und Machtstrukturen.
In Ergänzung zur Ausstellung Heidi Bucher. Metamorphosen I im Kunstmuseum Bern zeigt das Muzeum Susch vom 16.7—4.12.2022 die Ausstellung Heidi Bucher. Metamorphosen II.

Eine Ausstellung vom Haus der Kunst in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern und dem Muzeum Susch.

Kunstmuseum Bern, 08.04.2022 – 07.08.2022

www.kunstmuseumbern.ch

 

 

«Hauser & Wirth: Seventy Years of The Second Sex – A Conversation Between Works and Words»

 

Ausgehend von Simone de Beauvoirs Kultbuch «Das andere Geschlecht (1949) präsentiert die Zürcher Galerie Hauser & Wirth an der Limmatstrasse im Löwenbräuareal die Gruppenausstellung «Seventy Years of The Second Sex. A Conversation between Works and Words», die zum Nachdenken über Beauvoirs bahnbrechende Studie im Spiegel der zeitgenössischen Kunst anregt.

 

Etwa siebzig Jahre nach der ersten englischen Übersetzung (1953) konfrontiert die Kuratorin Dr. Sophie Berebi Werke von Louise Bourgeois, Greta Bratescu, Eva Hesse, Roni Horn, Zoe Leonard, Lee Lozano, Annaik Lou Pitteloud, Cindy Sherman und Lorna Simpson mit den Ideen von Simone de Beauvoir.
«Das andere Geschlecht» analysiert, wie das Patriarchat die Frauen im Laufe der Geschichte und ihres persönlichen Lebens als «das Andere» definierte. Das Buch schuf die Voraussetzungen für den Feminismus und den Grundstein für die Gender-Theorie, somit ein eindringlicher Appell zur gesellschaftlichen Transformation.

Künstlerinnen wie Ewa Hesse und Louise Bourgeois berufen sich in ihrem Schaffen direkt auf Simone de Beauvoir, während andere Künstlerinnen in ihren Werken Interpretationen mit Themen der häuslichen Entfremdung, Identität, Verkleidung, Patriarchat schufen. Bourgeois’ eindrücklice Skulptur «Femme Maison» (1994) zeigt eine weibliche Figur mit einem Haus anstelle des Kopfs. Cindy Sherman spielt in ihren Fotografien verschiedene Rollenmuster durch während Lee Lozanos Werkzeug-Zeichnungen (1963/64) sich mit ihrer Weiblichkeit und Individualität als Künstlerin auseinandersetzen.
24. März – 21. Mai 2022
www.hauserwirth.com

 

 

 

«Take Care – Kunst & Medizin»

 

Die Ausstellung vom 8. April bis 17. Juli 2022 im Kunsthaus Zürich mit rund 300 Werken zeigt auf, wie die scheinbar gegensätzlichen Disziplinen Kunst und Medizin die menschliche Physis und Psyche reflektieren. Aktueller könnte eine Ausstellung nicht sein.

 

Nachgezeichnet werden Schlüsselmomente der Medizingeschichte vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Das Kunsthaus Zürich lädt dazu ein, mit «Take Care» über eigene Geschichten von Medizin, Pflege und Genesung nachzudenken. Der Begriff der Medizin beschränkt sich nicht nur auf die Schulmedizin, sondern umfasst eine ganze Bandbreite von Aspekten: zivilisatorischer Fortschritt, Heilsversprechen, Problemfeld und Metapher. Auch soll Krankheit nicht als Fehler im System verstanden werden, sondern als Antrieb im kreativen Prozess.

 

Schlüsselmomente der Medizingeschichte
«Gesundheit» ist ein Dauerbrenner. Dabei ist die Beschäftigung in der Kunst mit dem physischen Befinden so alt wie die Kunst selbst. Der sensible Körper ist Arbeitsinstrument und Betrachtungsgegenstand zugleich. Ausgehend von den Sammlungsbeständen des Kunsthauses, wird in sechs Kapiteln das produktive Wechselspiel von Krankheit und Schmerz, Medizin, Pflege und Heilung anhand von 300 Exponaten nachgezeichnet, darunter über 250 von über 40 nationalen und internationalen Leihgebern. Frühe Beispiele stammen aus dem 15. Jahrhundert, die jüngsten von 2022 wurden eigens für die Ausstellung produziert.

Sämtliche Medien von Zeichnung und Malerei über Skulptur bis Video, Rauminstallation und Performance sind in dieser asynchron-assoziativen Abfolge wiederzufinden. Der Hauptfokus der Kunstwerke richtet sich auf körperliche Gebrechen. Die Themenbereiche drehen sich um das «Goldene Zeitalter» der Medizin, «Seuchen und Pandemien», «Prophylaxe, Komplementärmedizin und Selbstheilung», «Der diagnostische Blick und das System Spital», «Pharmazie und Spitzenforschung» und s chliesslich «Betroffene am Scheideweg vom genormten zum singulären Körper». Altbekannte Namen treffen auf junge Künstlerinnen in ihren Zwanzigern, die das breite Spektrum und die spannende Entwicklung des Diskurses rund um den kranken Körper verdeutlichen.

Medizinische Technologie ersetzt christliche Theologie, die Gnosis wird Diagnosis. Duane Hansons täuschend echtes Abbild eines Arztes in der Sprechstunde fällt ins Auge und versinnbildlicht beispielsweise das Symbol der «Halbgötter in Weiss». Joseph Beuys’ EKG in «Notfalls leben wir auch ohne Herz» (1965/1974) oder die Schädelröntgenbilder von Claire und Yvan Goll (1927) sind faszinierende Ausgangsbilder für die bildgebenden Verfahren der Medizintechnik. In jüngerer Zeit bedienen sich Kunstschaffende der Medizin als integrales Gestaltungselement, im Zusammenspiel mit den Bereichen der plastischen Chirurgie. Künstler wie Martin Kippenberger oder MANON («Selbstporträt in Gold», 2012) hinterfragen das ideale Körperbild.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit verschiedenen Beiträgen, für CHF 45 im Kunsthaus-Shop erhältlich.
www.kunsthaus.ch

 

Bildlegenden, von oben: 1) Latifa Echakhch. 2) Latifa Echakhch, Alexandre Babel, Francesco Stocchi. 3) Heidi Bucher, Bodyshell, 1972. 4) Heidi Bucher, Libelle. 5) Heidi Bucher beim Häutungsprozess von Herrenzimmer, 1978. 6) Cindy Sherman, 2019. Hauser & Wirth. 7) Louise Bourgeois, Femme Maison, 1994, Hauser & Wirth. 8) MANON, Take Care, Kunsthaus Zürich.
 

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