FRONTPAGE

Editorial Nr. 61

Editorial Nr. 61

April 2016

 

Liebe Literatur & Kunst-Freunde und Interessierte,

herzlich willkommen!

 

Nach Paris ist auch Brüssel, die EU-Hauptstadt, von Terroranschlägen heimgesucht worden. Die Stimmen, dass man sie hätte verhindern können, wollen nicht verstummen. Die Anschläge im Flughafen und in der Metro trafen den Herzschlag der Stadt und machten die akute Bedrohung durch den IS, wenn auch durch einige wenige Attentäter, spürbar. Die Geheimdienste sind aufgerufen, enger zusammenzuarbeiten über die Grenzen hinweg. Und ohne eine Lösung in Syrien wird das Geistertheater nicht aufhören. Was für eine Schmach für die IS-Kämpfer, dass die Menschen ihren „Staat“ ablehnen und in Scharen nach Europa strömen, in die Freiheit des Westens, den der IS fundamental ablehnt. Die Menschen stimmen mit den Füssen ab, für Europa! Und nichts kann den IS mehr treffen, als die Einheit unserer Freiheit. Doch die Muslime selbst müssen ihre Probleme lösen, ob kriminelle Islamisten und fundamentalistische menschenverachtende Terroristen ihren Glauben, den Islam, vertreten können. Der Islam gehört zu Deutschland. Nichts als eine Worthülse. Doch der Islam ist in Deutschland, in Europa, in der Schweiz. Soll man ihn bekämpfen, integrieren, ignorieren? Die rechtspopulistischen Parteien spüren Aufwind und schlagen Profit daraus. Der Islam als Feindbild – doch was ist mit den Menschen, den einzelnen Menschen, die diesen Glauben haben, wie gehen wir mit ihnen um und sie mit uns? Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen. Aufklärung hilft!

 

April, April …. Nach der Wahl ist vor der Wahl! Die nächste Abstimmungswelle rollt auf uns zu. Die Asylgesetzgebungs-Abstimmung benutzt die SVP erneut als populistische Steilvorlage und opponiert gegen juristischen Beistand für Asylsuchende. Die Gesuche sollen so viel schneller innert 140 Tagen bearbeitet werden. Das spart Kosten und wahrt den Rechtsstaat. Mit dem Rechtsstaat Schweiz hat die SVP offensichtlich Probleme. Mit ihrer nächsten Initiative will sie Schweizer Recht über das Völkerrecht und die Menschenrechtskonvention, der auch die Schweiz angehört, stellen. Wer die Deutungshoheit hat, hat die Macht. Wer die Macht hat, hat Geld, viel Geld. Die Macht der Wählerstimmen und die Aussicht auf  Staats-Futtertröge als Ironie des Schicksals einer Partei, die staatsfeindlich eingestellt ist. Die SVP lebt vom kategorischen Imperativ der Abschottung, der Intoleranz  und einer Ideologie der Ignoranz. Damit erzielte sie Wahlerfolge. Warum kann man Banken retten und Flüchtlinge nicht?  Wir anderen 70 Prozent möchten die Schweiz als lebensfrohe, weltoffene, nicht rassistische und nicht fremdenfeindliche Gemeinschaft miteinander gestalten. Mit Zivilcourage und Zivilgesellschaft. Warum sollen wir von den Rechten regiert werden? Doch Bezeichnungen wie links und rechts wären längst Anachronismen,  geht und ginge es um Sachthemen, die die Schweiz vorwärtsbringen. Auf ARTE lief ein aufschlussreicher Dokfilm über Südkorea und seine unverbrüchliche Tradition des Buddhismus, hinter die Geschwindigkeit der Zeit zu schauen, mit einer Gelassenheit, die Gegensätze überwinden hilft.

Ich empfehle Ihnen als Mutmacher den Film «Morgen. Demain. Tomorrow» (Start 26. Mai 2016), wie wir global selbstverwaltet leben könnten. Einen guten Start in den Frühling wünscht Ihnen Ihre Ingrid Isermann.

 

Wir trauern: am 31. März ereilte uns die Nachricht, dass die irakisch-britische Star-Architektin und Pritzker-Preisträgerin Zaha Hadid mit 65 Jahren in Miami an einem Herzinfarkt verstorben ist  (siehe Zaha Hadid, Archiv Literatur & Kunst). Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész («Roman eines Schicksallosen») ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Der Auschwitz-Überlebende erhielt 2002 für sein Gesamtwerk den Literatur-Nobelpreis.  Am 3. April 2016 ist der virtuose schwedische Lyriker Lars Gustafsson 79-jährig verstorben. 1972 bis 1976 lebte Gustafsson in Berlin und war Mitglied der Berlin-Brandenburger Akademie. Von 1983 bis 2006 lehrte er Philosophie an der Universität von Austin, Texas. In Deutschland wurden seine Gedichte von Hans Magnus Enzensberger übersetzt. 2005 erhielt er den Thomas-Mann-Preis. In diesem Frühling erschien im Hanser-Verlag München «Doktor Wassers Rezept».

 

 

Was können Sie im April auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Literatur:  Colin Barrett, *1982, ist ein junger irischer Schriftsteller, der in Dublin lebt, hierzulande noch unbekannt.«Junge Wölfe» ist sein vielgelobtes Debüt. Steidl Verlag, Göttingen 2016.

Patti Smith, die begnadete amerikanische Sängerin, legt mit 69 Jahren einen sehr persönlichen Text- und Bildband vor: «M Train», wobei M für Mind steht. Kiepenheuer & Witsch, 2016.

 

Lyrik: Wiederentdeckt: Der Tessiner Lyriker Francesco Chiesa (1871-1973) «Hören in finsterer Nacht / Udire a notte buia», Limmat Verlag Zürich, 2016.

 

Kunst:«RealSurreal»: Avantgarde-Fotografie im Museum Bellerive «Neues Sehen» mit u.a. Man Ray.

 

 

Photo/Film:«Polit- und Pressefilme – eine amerikanische Spezialität»«Spotlight», «Freeheld» und «Truth». Ferner aktuelle Filmtipps. Von Rolf Breiner.

 

 

Architektur: Fritz Haller, Monografie, gta Verlag. Rezension von Fabrizio Brentini. Buchtipp «Die Ästhetik der Plattenbauten», DOM publishers, 2016.

 

 

Ausstellungs-Tipp: VOGUE – Die Welt des schönen Scheins. Zum hundertjährigen Jubiläum der Modezeitschrift VOGUE eine Ausstellung in der National Portrait Gallery, London. Von Marion Löhndorf.

 

Buchtipps: «Herzvirus» von Bettina Spoerri, Braumüller Verlag 2016. «Ein Feuer im Garten» von Franz Hohler , Luchterhand Verlag, 2015 sowie Biografie, Rüffer & Rub Verlag, 2015 .

«Immer das Geld» von Hans Magnus Enzensberger, Suhrkamp Verlag 2015. «Urknall», NZZ Verlag 2016 von Gottfried Schatz. Gute Unterhaltung!

 

Reportage: Die Reportage führt uns im April als Städte-Trip nach Monaco: «Über den Dächern von Monte Carlo» von Ingrid Isermann.

 

Wir wünschen Ihnen einen schönen Frühling und spannende-entspannende Stunden mit Literatur & Kunst.

 

Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

 

 

 

 

 

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