FRONTPAGE

Editorial

Mai/Juni 2019

Herzlich willkommen!
Liebe Kulturinteressierte, Freundinnen und Freunde

 

Hallo! 55 Millionen Lichtjahre entfernt in der Galaxie Messier 87 lauert ein Schwarzes Loch, das 6,5 Milliarden Sonnen verspeist hat. Zahlen, so gigantisch, dass auch unsere Börsen davon verschluckt werden, da können sie noch lange ihre Ups & Downs bekanntgeben. Ein Trost, dass wir nie in diese Gegend gelangen werden, garantiert nie! Die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs mit Feuerring ist berückend schön, ein Kunstwerk geradezu. Und die Leistung der international zusammenarbeitenden Astronomen (Network – nicht Nationalismus!) ist ausserordentlich bemerkenswert, sozusagen überirdisch. Am Mittwoch, 10. April 2019 stellten die Forscher ihre bahnbrechende Entdeckung der internationalen Presse vor. Auch Albert Einsteins Relativitätstheorie lässt grüssen… tröstlich, dass es solche Geister gibt. Wir richten uns nach den Sternen, genau, und für Sie möchten wir das auch tun, die Sterne für Literatur & Kunst vom Himmel holen. Gut so? Wir tun, was wir können.

 

Klimaschutz für unsere Milchstrasse: Die Jugend protestiert weltweit auf der Strasse gegen die Gleichgültigkeit von Politikern und Erwachsenen zum Klimawandel, angeregt durch die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, der vorgeworfen wird, sich für die Thematik instrumentalisieren zu lassen. Man nimmt die Jungen also nicht ernst, ein Grund mehr, weiter für den Klimaschutz zu demonstrieren. Greta besuchte kürzlich auch den Papst, der sie zum Weitermachen ermutigte zum Einsatz für die Schöpfung. In die Forschung für neue Energien zu investieren, wäre eine dringliche Angelegenheit auch für Politiker, mit Wasserstoff betriebene Autos und Flugzeuge wären eine prima Alternative. Mit Sparen wird man nicht (mehr) reich.

 

Am 11. Mai 2019 wird es wieder eröffnet, Le Corbusiers (1887-1965) Juwel der Architektur an der Höschgasse am Zürichsee. Nach einer umfassenden Renovation wird unter der neuen Trägerschaft des Museums für Gestaltung eine Dauerausstellung mit 18 Originalen des Fotografen René Burri (1933-2014) gezeigt. Informationen:
Pavillon Le Corbusier, Höschgasse 8, 8008 Zürich. Geöffnet 11.Mai bis 12. November (Di-So, 12-18 Uhr. Do. 12-20 Uhr. www.pavillon-le-corbusier.ch

An der Pressekonferenz am 8. Mai 2019 zur Wiedereröffnung sprach Stadtpräsidentin Corine Mauch vom «visionären Geist» Heidi Webers, der das letzte Bauwerk des Jahrhundertarchitekten Le Corbusier in Zürich möglich machte. Der Dank an Heidi Weber möge als Vorbote einer gütlichen Beilegung des immer noch währenden Rechtsstreits bezüglich des Namens der Gründerin dienen. 
Ihre Ingrid Isermnn

 

 

 

Was können Sie im Mai/Juni auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Der Rassismus ist ein bewegendes Thema, auch im Buch der afroamerikanischen Schriftstellerin Maya Angelou: «Ich weiss, warum der gefangene Vogel singt». Suhrkamp-Verlag, 2018. Eine spannende und aufschlussreiche Lektüre, sehr empfehlenswert.

 

Der autobiografische Roman von Lawrence Ferlinghetti «Little Boy», Schöffling Verlag, 2019 ist eine Wucht! Nicht nur, weil hier ein Hundertjähriger! brillant über sein abenteuerliches Leben schreibt, sondern auch, was das Leben dieses Dichters ausmacht. Einzigartig und wunderbar!

 

Kunst: Arles. Sagt eigentlich schon alles. Ingrid Schindler war vor Ort in Südfrankreich in der Fondation van Gogh zur Ausstellug von Niko Parismani. Eine Entdeckung!

 

«Der Fall Collini» nach dem Roman von Ferdinand von Schirach (2011), nun verfilmt von Marco Kreuzpaintner, wirft Fragen auf. Wie konnte es sein, dass ein Gesetz in der Bundesrepublik Deutschland 1968 geschaffen wurde, nach dem Nazitäter straffrei blieben. Rolf Breiner im Gespräch mit dem Regisseur.

 

In der Ukraine gibt es noch eine Vielzahl postmoderner brutalistischer Bauwerke, Architektur, DOM publishers, Berlin 2019, stellt sie vor.

 

Unser blauer Planet Frontpage Mitte: «Fly me tot he moon», 50 Jahre Mondlandung, Ausstellung Kunsthaus Zürich, 5. April – 30. Juni 2019. Foto: NASA/Collection Victor Martin-Malburet, © William Anders. 2024 wollen die Amerikaner wieder hin.

 

 

mein blauer globus

 

der blaue planet

mitten im schwarzen weltall

ist unsere heimat

mein globus

mit all den ländern

und ozeanen

leuchtet

und das glück dreht sich

mit dir im kreise

das leben ein glücksspiel

night & day

seit urzeiten

tickt die uhr

wie spät ist es?

 

 

 

 

 

(aus: Offentlicher und privater Verkehr. Unernste Betrachtungen über ernsthafte Zeitgenossen. «HOMO HELVETICUS. Fünf Bei-Spiele, Der Auto-Mobilist. Der Velofahrer. Der Zugfahrer. Der Fussgänger. Der Pilot. Lesung zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft.  Literatur & Jazz, 22. Oktober 1991, Küsnacht)

Ein Bei-Spiel:

 

 

Der Pilot  (HOMO VOLATUS)

Der Pilot schwebt zwischen Himmel und Erde.

Über Wolkenfeldern ist er dem Himmel näher als

der Erde. Unter ihm liegen die gelb-grün-braunen Felder,

ein Schachbrett mit Häuserwürfeln. Menschen sind nicht

zu sehen. Schwerelos neigt sich der Flügel zur Erde.

Der Traum vom Fliegen ist eine Dienstleistung.

Glücklichsein ist ein wenig wie Fliegen.

Der Pilot zieht Streifen am Himmel. Wenn er sich

zur Erde senkt, verliert er viel, Kerosin.

Das Ozonloch hat der Pilot noch nie gesehen.

Nur wie wunderschön die Erde ist, von oben.

 

 

PS. Wieviel CO 2 ein Flug zum Mond ausstossen würde, entzieht sich  unserer Kenntnis. Aber die USA sind ja vorsorglich schon aus dem Klimavertrag ausgetreten.

 

Maien-Buchtipps für Sie:

«Wo Dichter wohnen. Von Lübeck bis Zürich», Rainer Moritz/Anja Aichinger. Knesebeck, 2019. Schöne  Orte, die man am liebsten gleich selbst besuchen möchte, hier schon mal ein Vorgeschmack.

Fotoband «Zürich. 1967-1976» von Willy Spiller. Das waren die wilden, ungeschminkten Jahre. Ein must für Zürich-Kenner! Edition Bildhalle 2019.

 

Kochbücher liefern neue Anregungen.
Die japanische Küche ist beliebter denn je, und es muss ja auch nicht immer nur Sushi sein: «Zen und Sellerie», AT-Verlag, 2019.

Die Rezepte der «Prager Küche» könnte man mal ausprobieren, bevor man vielleicht nach Prag fährt, Braumüller, 2019 (siehe auch Reportage Prag, Archiv Literatur & Kunst).

 

 

Marion Löhndorf interviewte die selbstbewusste afroamerikanische Schrifstellerin Reni Eddo-Lodge in London, bevor sie in Zürich im Literaturhaus auftrat. «Warum ich nicht mehr mit Weissen über Hautfarbe spreche», Tropen Verlag, 2019.

 

 

Ein brandheisses Thema: «Europa zwischen Populisten und Demokratie», NZZ Libro-Verlag, 2019. Autor Nuspliger stellt Thesen zur Diskussion, wie man die EU reformieren könnte. Diskussion am 21. Mai 2019.

 

 

 

Wir wünschen Ihnen einen beschwingten Mai, grüner wird’s nicht und viel Vergnügen mit Literatur & Kunst!

 

Herzlich
Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

Editorial