FRONTPAGE

Editorial

Editorial September/Oktober 2020

 

 

Liebe Kunst-Interessierte, Freundinnen und Freunde,
herzlich willkommen zu Literatur & Kunst!

 

Die unerträgliche Langsamkeit des Bundesrats

 

Für was ist der Schweizer Bundesrat gut? Er entscheidet nichts, er schiebt die Verantwortung aufs Volk. Wenn es ohnehin für das Rahmenabkommen noch eine Volksabstimmung braucht, wieso hat man das nicht grad mit der Begrenzungsinitiative kombiniert? Jetzt werden von allen Seiten Forderungen erhoben, die das Handelsabkommen massiv gefährden und leichtfertig wird auch in den Medien davon geredet, dass es schon tot sei. Wer übernimmt für derart flapsige Sprüche eigentlich die Verantwortung? Der Gewerkschaftsbund unter Daniel Lampart und der Gewerbeverband unter Hans-Ulrich Bigler sehen die flankierenden Massnahmen als nicht gesichert an, verständlich im Land der Sicherheiten und der Versicherungen. Ist das kleinliche Rappenspalterei? Und die Unionsbürgerrichtlinie (ein bürokratisches Unwort) soll die Sozialwerke ungebührlich belasten. Dabei hatte SVP-Frau Esther Friedli doch schon posaunt, dass Ausländer nach nur einem Tag Arbeit jetzt schon in die Sozialwerke einbrechen können… Kann es denn noch schlimmer kommen? Und nun kommt plötzlich auch die Souveränität, die Unabhängigkeit der Schweiz, ins Spiel, Gerhard Pfister macht den strammen Max. Wie das? Der Europäische Gerichtshof würde als Schiedsgericht die Schweiz nicht partnerschaftlich behandeln.  Bigler: «Wir fordern ein Schiedsgericht, bei dem beide Partner gleichberechtigt sind». Ist das hier vor Gericht auch so? Ausserdem sitzen im Europäischen Gerichtshof auch Schweizer Richter.

Die Schweiz oder besser ihre Medien und ihre selbsternannten lautstarken Stellvertreter empfinden sich offenbar nicht als Europäer, sondern auf einer Insel abseits von allen europäischen Regelungen, die wohl nur zum Schaden der Schweiz errichtet wurden. Dass die Schweiz durch Networking in der Industrie und Forschung, Bildung, Kommunikation immer schon profitiert hat von anderen Ländern, geht dabei ganz vergessen. Und ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode… Der SVP hat diese Isolationspolitik und Angstmacherei vor dem Fremden und der Zuwanderung bisher Erfolg gebracht, der sich auch in klingender Münze auszahlt, durch Teilhabe an den Staatsposten, obwohl die SVP sozusagen eine staatsfeindliche Partei ist, die alles ablehnt, was «von oben» kommt. Dabei geht auch vergessen, dass die störrischen und sturen Schweizer erst durch Vermittlung der europäischen Nachbarn überhaupt zur Schweiz wurden. Ohne Napoleon gäbe es keine Schweiz! Aber die EU, seit je das Feindbild der SVP, als Gegner beschimpft, muss jetzt für diese Soziopathie herhalten.

Hallo Landsleute, niemand zwingt die Schweiz zum Handel mit ihren Nachbarn. Die Schweiz will es selbst, und zwar nicht notgedrungen. Sondern wegen ihrer Existenz! Dass es für Verträge Abmachungen braucht, ist selbstverständlich. Warum soll für die Schweiz dann nicht gut sein, was für die anderen Länder als gut befunden wird? Will die Schweiz in der Ecke stehen? Und sich schämen? Eine ganze Menge Leute staunt und will das nicht! Soeben bekräftigt, mit fast 62 Prozent sagen die Schweizerinnen und Schweizer JA zum Rahmenabkommen! Hat das jemand nicht mitgekriegt?

Herzlich, Ihre Ingrid Isermann

29. September 2020

 

 

 

Abstimmung: Die Volkspartei SVP ohne Volkszustimmung!

 

Mit etwa 61 Prozent lehnten die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Begrenzungsinitiative der Retro-Partei SVP ab. Hinterm Horizont geht’s weiter… Doch schon werden die Messer gewetzt für das Rahmenabkommen mit der EU. Die SVP betrachtet die EU als Gegner und hofft, damit durchzukommen. Die EU erpresst nicht die Schweiz, sondern möchte im Rahmen der bilateralen Verträge mit uns Handel treiben. Da gibt es gewisse Regeln und bis auf einige Unstimmigkeiten, die zu klären sind, sind die wichtigen Verträge pfannenfertig. Der Bundesrat ist nun gebeten, aus der Defensive zu kommen und tätig zu werden. Das Volk hat ja gesagt zu den bilateralen Verträgen und eine weitere Verzögerung ist nicht akzeptabel.  

 

Am 27. September 2020 wird die Schweiz über ihre Handelsbeziehungen zur EU abstimmen. Sicher ist, dass das geordnete Rahmenabkommen die grössten Sicherheiten für den Handel mit der EU bietet. Die EU und die Schweiz vertreten die gleichen Wertesysteme, noch nie kam es zu Streitigkeiten wegen der Verträge vor dem EU-Schiedsgericht, in dem auch Schweizer Richter sitzen.

Dass die Schweiz ihre Freiheit und Sicherheit verliert, wenn ein Rahmenabkommen mit unseren 27 europäischen Nachbarn abgeschlossen wird, behauptet die SVP, die mit der «Begrenzungs- und Kündigungsinitiative» die Freizügigkeit und die bilateralen Verträge mit der EU kündigen will. Man wolle sich nicht nach der EU richten, sondern selbst bestimmen.

Die Schweiz bestimmt die Zuwanderung bereits selbst durch ihre Unternehmen, die die Arbeitskräfte anstellen. Ins Gewicht fallen auch die Grosskonzerne, durch Steuervergünstigungen angelockt wie in Zug, die ihre Mitarbeiter aus dem Ausland rekrutieren, wenn sie keine geeigneten Fachkräfte finden.
Warum halten sich Unternehmen nicht daran, einheimische Arbeitnehmer einzustellen statt ausländische Arbeitskräfte? Genau deshalb gibt es die flankierenden Massnahmen und den Lohnschutz, den neu eingeführten Mindestlohn etc., damit es keine Dumpinglöhne gibt.  Die SVP ist gegen die flankierenden Massnahmen, auch hier trägt sie nichts zur Lösung bei.

Es geht vor allem um die Zuwanderung. Die SVP will die Zuwanderung wie vor 2007 verwalten, mit Kontingenten für europäische Arbeitskräfte. Ein bürokratischer Aufwand, der Willkür und Grossfinanz begünstigt und kleinere Unternehmen (KMU) oft leer ausgehen lässt. Das ist keine Freiheit, sondern Planwirtschaft und hierarchische Bürokratie. Ob die Zuwanderung damit abnimmt, ist keineswegs gesichert. Die Nachfrage wird bestimmt durch die Konjunktur. Die Schweiz war und ist auf Zuwanderung angewiesen. In den nächsten Jahren werden  Hunderttausende von Babyboomern in Pension gehen, da braucht es auch wegen der Überalterung der Gesellschaft zusätzliche Arbeitskräfte, auch aus dem Ausland. Zuwanderung erfolgt ebenfalls durch binationale Ehen, laut Statistik sind in über fünfzig Prozent aller Schweizer Familien Ausländer integriert.

Die Zuwanderung trägt ebenfalls dazu bei, dass die AHV nicht gänzlich aus dem Ruder läuft, wenn zuwenige Erwerbstätige zukünftig noch einzahlen.

Was hat eigentlich Christoph Blocher bzw. seine SVP gegen die EU? Ein Beitritt in die EU steht nicht zur Diskussion, sondern es geht um die bisher erfolgreichen Handelsbeziehungen mit der EU zu beiderseitigem bilateralem und multilateralem Nutzen! Sind die SPVler nun alle Soziopathen oder Psychopathen, dass sie mit der EU nichts mehr zu tun haben wollen und die Angst vor den Nachbarn so schüren? Das darf doch nicht wahr sein! Umsomehr als die Vorfahren des SVP-Patriarchen Blocher selbst aus deutschen Landen stammen. Und er mit seiner Ems-Chemie von der EU mit Millionen unterstützt wurde und im Ausland mit seiner Firma Milliarden verdient(e). Das ist nicht plausibel nachvollziehbar. Da geht es gar nicht um die Schweiz, sondern um die Ideologie… Muss man das Ausland und die Zuwanderung ablehnen, um ein echter Schweizer zu sein? (Siehe Film „Schweizermacher“ und Filmtipp Rolf Lyssy, Award für sein Lebenswerk am Zurich Film Festival 2020). Es geht auch darum, die Zusammenhänge aufzuzeigen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Die These von der 10 Millionen-Schweiz verfängt ebenfalls nicht. Soweit ist es noch lange nicht. Wenn ein Drittel der Schweizer Bevölkerung zukünftig überaltert ist, dürfte schon die natürliche Fluktuation für eine Reduktion der Bevölkerung sorgen.
Wird die Begrenzungsinitiative angenommen, werden die Verhandlungen mit der EU obsolet. Alle Abkommen mit der Schweiz werden gekündigt. Wird die Initiative abgelehnt, gehen die Verhandlungen weiter. Kann und will es sich die Schweiz leisten, zukünftig ohne Handelsverträge dazustehen? Der common sense sagt Nein. Und das sagen auch die Gewerbe- und Wirtschaftsverbände sowie der Bundesrat.
Die Freizügigkeit gehört als Eckpfeiler zu den Errungenschaften der Europäischen Union, in einem anderen Land frei arbeiten zu können. Davon profitieren auch 750.000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland, die plötzlich im Regen stehen würden. 

Die SVP lässt ihre Landsleute im Stich. 

Nur wenn man der Schweiz übel wollte, ihren Wohlstand verringern, die Forschung und die Reisefreiheit beeinträchtigen, würde man ihr zur Annahme der Initiative raten. Die Schweiz tut gut daran, diese Knebelinitiative abzulehnen.

Die von der SVP geplante «Ehrencharta», Amtsträger wie Richter am Obergericht zu überprüfen und mit einem «Ehrengericht» zu bestrafen, wenn sie nicht streng parteipolitisch im Sinne der SVP handeln, was gegen die Unabhängigkeit der Richter verstösst, hat selbst engste Parteimitglieder irritiert. Das erinnert an Diktaturen. Im Grunde ist die SVP eine Partei, die den Staat bekämpft. Der Staat sind wir alle, der „Souverän“. Insofern bekämpft die SVP uns alle.

Mit der SVP kann man nicht diskutieren, ihre Exponenten spulen ihre „Botschaften“  (Steuern runter, das hilft den Reichen Sozialleistungen kürzen, das schwächt die Solidarität, Ausländer raus, das schürt den Fremdenhass) wie in einer Gehirnwäsche ab, ohne auf Gegenargumente einzugehen. 

Die SVP ist dagegen, wo konstruktive sozialverträgliche Lösungen gefragt sind, sei es die Unterstützung für Kita’s, damit Beruf und Familie für Frauen vereinbar ist, oder der Vaterschaftsurlaub, der im übrigen Europa, dessen Teil die Schweiz ist, ob sie will oder nicht, längst alte Kamellen sind. Und damit die Betreuung von Kindern als unwichtig definiert. Apropos: Wenn Männer Kinder kriegen würden, wäre es natürlich das Grösste… Jetzt ist es nebensächlich und die Betreuung Privatsache? Mitnichten! Kinder sind unsere lebendige und nicht digitale Zukunft und es ist wichtig, dass Väter ebenso daran teilhaben können. Und nicht nur am Militär mit den hohen Kosten für die Steuerzahler. Nicht diskutiert wird, dass die Schweiz die militärischen Waffen und Kampfflugzeuge aus den USA nicht selbständig verwalten kann, wenn es zu Kampfhandlungen kommen sollte. Unabhängigkeit sieht anders aus!
Nächstes Beispiel: die Überbrückungsrente für Senioren, denen mit 58 oder 60 Jahren gekündigt wird, die bis zur Pensionierung mit 65 Jahren ausgesteuert sind und ihr ganzes Guthaben aufbrauchen müssten, ehe sie von der Sozialhilfe unterstützt werden. Gegen diese Ungerechtigkeit soll die Überbrückungsrente mit einem minimalen existenziellen Beitrag diesen Menschen helfen, nicht in die Armut zu fallen. Die SVP behauptet, dass damit Unternehmen die Leute noch eher entlassen würden. Hier ergibt sich das Paradox, dass die SVP diejenigen bekämpft, für die sie zu kämpfen scheinbar angetreten ist, die kleinen Leute. Konstruktive Vorschläge der SVP? Sendepause.
Oder braucht es als Alternative eine politische Lösung, dass Unternehmen, die Arbeitnehmer ab 58 Jahren entlassen, diese gesetzlich unterstützen müssten bis 65?
Die zahlreichen Fauxpas der SVP mit ihren reisserischen Plakaten gegen Anstand und Menschenwürde sind unterhalb der Gürtellinie, wie das unentschuldbare Inserat  des Holocaust-Denkmals in Berlin als Symbol für die Zubetonierung der Schweiz! Und wer besitzt und verkauft das Land, auf dem gebaut wird? Es sind notabene die Bauern, die SVP-Klientel. Die SVP-Parolen, nationalistisch und populistisch, sind ohne Mehrwert für die Schweiz. Die SVP ist nicht Teil der Lösung des Problems, sie ist das Problem. Es sind jene Leute, die Neuankömmlingen und Zugewanderten das Leben hier schwerer machen, sich zuhause zu fühlen. Und die nie ein gutes Wort für die Leistungen der ausländischen Bevölkerung übrig haben, die massgeblich zum Wohlstand der Schweiz beitragen und beigetragen haben. Man will nicht gestört werden. Ignoranz als Lebenshaltung.
Wir wollen eine offene, freie, mutige, selbstbewusste, solidarische und souveräne Schweiz im Herzen Europas, mit Herz auch für unsere Nachbarn! Wir sind auf den Austausch angewiesen, auf den Handel und auch auf die menschlichen Begegnungen. Das ist Souveränität, Unabhängigkeit, Freiheit und Sicherheit! Bleiben Sie zuversichtlich!
Ihre Ingrid Isermann

 

PS. Sozusagen in letzter Minute, am 23. September liegt ein Flyer der Auns (Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz) in meinem Briefkasten. Reisserische Aufmachung, geschenkt. Aber die Statistiken sind ein Eigengoal: Holland mit 41’000 km2 Landfläche hat 0.8 Mio. Zuwanderung und kommt nun von 16.4 auf 17.2 Mio. Die Schweiz hat ebenfalls 41’000 km2 Landfläche und kommt auf 8.5 Mio. mit Zuwanderung. Wussten Sie, dass in Holland, dem kleinen Land an der Nordsee, über 17! Millionen wohnen? War mir nicht so bewusst. Und was sagt das aus? Dass dann 10 Mio. in der Schweiz doch ein Klacks wären… London, mit 1’500 km2 hat fast 9 Millionen Einwohner. Eine Stadt soviel wie unser ganzes Land. Und wir klagen über Dichtestress. Als ich kürzlich mit dem Zug nach Lugano fuhr, staunte ich wieder über die grüne Schweiz und wieviel unbebaute Fläche es gibt, wie wenig überbaut und wie intakt die Landschaft ist. Wunderbar! Es sind die Agglomerationen und natürlich die Städte, das ist ihr Wesenskern, die dicht besiedelt sind… Und hier kommt es auch auf die Bauweise ein, die weise sein sollte… da ist noch viel zu tun… Apropos: Israel ist halb so gross wie die Schweiz, etwa 22’000 km2 mit über 9 Millionen Einwohnern.

 

Die Wahlen in den USA werfen ihre langen Schatten voraus. Donald Trump verbreitet Hiobsbotschaften, dass die Demokraten seine „Wahl stehlen“ wollen mit Briefmanipulationen, dass die Post in den USA nicht sicher sei. Wozu er gegenwärtig beiträgt, indem er die Briefkästen abmontieren lässt und das Budget für die Postangestellten gekürzt hat.

Nach dem ehemaligen Sicherheitsberater Bolton ist nun auch das kritische Buch der Nichte Donald Trumps, einer promovierten Psychologin, auf Deutsch erschienen: Mary L. Trump: «Zu viel und nie genug – Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf». Heyne, München 2020. Wer immer noch glaubt, Trump sei eigentlich nur ein Grossmaul und haue mal kräftig auf den Putz, wird hier eines Besseren belehrt. Dieser Mann, ein notorischer Lügner, geht über Leichen, wenn es um seine Macht geht. Ein faktenreiches, aufschlussreiches und lesenswertes Buch! Und ist es ein Zufall, dass der ehemalige Trump-Berater  Steve Bannon, inzwischen verhaftet, wie auch andere ehemalige Mitarbeiter Trumps, den polternden Christoph Blocher einen „Vor-Trump“ nannte?

 

 
Netflix: «FAUDA (CHAOS)»
Ja, auch ich habe jetzt Netflix… Das TV-Programm lässt oft zu wünschen übrig und die neuen Serien machten neugierig, ausgezeichnete Filme, die auch ins Kino kommen. Netflix nutzte eine Marktlücke und hat weltweit immer mehr Abonnenten.
Besonders auf eine Serie wurde ich aufmerksam: «FAUDA (Chaos)», eine israelische Produktion über den israelisch-palästinensischen Konflikt, der nach wie vor hochaktuell ist. Und die Serie enttäuscht nicht, sie ist spannend und fast authentisch wie ein Dokumentarfilm aufgebaut, mit Figuren, die mit ihrem Leben und den Konfliktsituationen mit den Palästinensern zu überzeugen vermögen. Selten hat man ausser den Zeitungsmeldungen Einblick in diese umkämpfte Nahost-Welt, und es ist den israelischen Autoren und Filmemachern zu danken, dass sie keine einseitigen Perspektiven liefern.
Man ist hin- und hergerissen zwischen den israelischen Terror-Agenten und den palästinensischen «Freiheitskämpfern», die fanatisch und unbeirrt an ihrem Ziel, Israel zu
schaden und zu vertreiben, festhalten. Das geht unter die Haut und man versteht, warum der Konflikt so schwer zu lösen ist. Und wie auf beiden Seiten Menschen in Freiheit leben wollen. Angesichts dieser unvereinbaren, bedrängenden Situation ist tatsächlich der
Handelsabschluss Israels mit den VAE, Vereinigten Emiraten und Bahrain ein ungeheuer geschickter Schachzug von Jared Kushner, des Schwiegersohns von Donald Trump,
die Palästinenser anstelle der Israeli zu isolieren und die arabische, ohnehin brüchige
Allianz zu durchbrechen. Das wird mehr Auswirkungen haben als alle politischen Verträge.

 

 

Was können Sie im September/Oktober auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Das berührende Buch von Concetto Vecchio über die italienischen Migranten in der Schweiz ist eine spannende Zeitgeschichte. Der Autor, 1970 in Aarau geboren, wuchs in Lenzburg auf und kehrte 14-jährig mit seinen sizilianischen Eltern nach Italien zurück. Seine Recherchen auf den Spuren seiner Eltern und anderer Migranten ist eine spannende aktuelle Lektüre. Sie kommt zur richtigen Zeit, steht uns doch am 27. September eine neue fremdenfeindliche Initiative der SVP bevor, die noch einen Schritt weiter geht und sogar den Abbruch der Handelsbeziehungen mit der EU wegen der Personenfreizügigkeit fordert.
Concetto Vecchio: «Jagt sie weg!. Die Schwarzenbach-Initiative und die italienischen Migranten». Aus dem Italienischen von Walter Kögler. Orell Füssli Verlag, Zürich 2020.

 

Literatur: Jürgen Goldbach. Hans Blumenberg, Ein denkwürdiges philosophisches Porträt. Matthes & Seitz, Berlin 2020. Malewitsch, Selbstzeugnisse. Matthes & Seitz, Berlin 2020.

 

Levin Westermann: «bezüglich der Schatten». Matthes & Seitz, Berlin 2020. Der Lyriker, 1980 in Meerbuch/D geboren, studierte an der Hochschule der Künste Bern und lebt als freier Schriftsteller in Biel. Für seinen neuen Lyrikband «bezüglich der Schatten» erhielt er den Clemens-Brentano Preis 2020.

 

 «Kunstbetrieb im Pandemieschock»: Interviews von Julieta Schildknecht mit dem Galeristen Johann König, der Fotografin Pola Sieverding und dem Schauspieler Christian Kerepeszki und seiner Ehefrau Charlotte Edler von Bausznern.

Ferner zwei neue Kunstbuchtipps: «Equilibre» Sophie Taeuber-Arp und «Sam Francis in Japan», Scheidegger & Spiess, Zürich 2020.

 

widescreen: Lee Miller  «Fotografin zwischen Krieg und Glamour», Museum für Gestaltung, Toni Areal, 28.8.-3.1.21. Eine fabelhafte und äusserst sehenswerte Ausstellung!  Veranstaltungen und Infos: www.museum-gestaltung.ch

Bibliografie: Lee MillerWalter Moser, Klaus Albrecht Schröder, Hatje Cantz, 160 Seiten, ISBN 978-3-7757-3955-9

Krieg, Reportagen und Fotos – mit den Alliierten in Europa 1944-1945, Reportagen und Fotos, Leer Miller, BTB, 272 Seiten, ISBN: 978-3-442-74901-0

 

Rolf Lyssy wird am ZurichFilmFestival 2020 der Preis für sein Lebenswerk verliehen. Interview von Rolf Breiner mit Rolf Lyssy. Interview mit Paul Nizon «Der Nagel im Kopf», Dokfilm. Fotoband «Paris» von Paul Almasy. Aktuelle Filmtipps.

 

Architekturtipps. Diener & Diener. Park Books. «Schleswig-Holstein». DOM-Publisher, Berlin 2020. «Tiny Houses», AT-Verlag, Aarau 2020. «Beiläufig Wesentliches in Venedig. Acht überraschende Spaziergänge», Reiseführer, Park Books, Zürich 2020.

 

1988 machte ein Radio-Kurzversuch aus einem Züri-Tram Furore: «Reveille matin, bonjour Zürich!». Vom 5.-11. Dezember fuhr das Radio- Sendetram durch Zürich, machte Halt an der Bahnhofstrasse, vor dem Opernhaus und beim Zoo, bewilligt vom EVED (UVEK), Bern. Illustre Gäste diskutierten über ihre Stadt und ihre Befindlichkeiten. Das Dossier über das Kultur-Projekt Radio Zürichberg wurde in die Sammlung des Publizistischen Seminars der Universität Zürich aufgenommen. «Die Radio-Zürichberg-Story»: lesen Sie, wie es zu dem Kurzversuch kam, was daraus wurde, welche Konsequenzen aus der gegenwärtigen Medienszene zu ziehen sind. Eine Medienkritik aus dem Radiotram, last but not least aus weiblicher Perspektive. Und ein Medienmärchen…

 

100 Jahre Patricai Highsmith. Ingrid Schindler berichtet über die legendäre Krimi-Autorin und Erzählerin Patricia Highsmith, deren Roman «Tiefe Wasser» neu aufgelegt und verfilmt wird. Diogenes, Zürich 2020.

 

Wir wünschen Ihnen einen schönen Herbst mit viel Lesezeit und Anregungen mit Literatur & Kunst! Bleiben Sie gesund und machen Sie’s gut!

 

Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

 

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