FRONTPAGE

«Laos – zwischen Krieg und Frieden, Bomben und Buddhas»

Von Rolf Breiner

 

Was sagt uns der Name Laos? Das Binnenland wirkt eingeklemmt zwischen Thailand im Westen, China im Norden und Myanmar im Nordwesten, Vietnam im Osten und Kambodscha im Süden. Laos, von den Franzosen so benannt, eigentlich Lao, umfasst rund 240 000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Landfläche der ehemaligen BRD. Anders gesagt: Laos ist gut fünfmal so gross wie die Schweiz, hat aber nur etwas über 7 Millionen Einwohner. Ein Land auch, das schwerstens unter dem Vietnamkrieg (1964-1973) gelitten hat und sich seit einem Jahrzehnt dem Tourismus öffnet.

 

Thailand besuchten im vergangenen Jahr laut NZZ rund 25 Millionen Touristen, in Laos waren es im gleichen Zeitraum rund 800 000 Besucher. Das Land, das sich über etwa 1000 Kilometer den Mekong mit Thailand teilt, ist ein Agrar- und Binnenland. Badeferien muss man woanders suchen. Wen aber das Fernweh packt und wer nicht auf üblichen Touristenpfaden trampeln will, wird belohnt. Laos wurde im letzten Jahrzehnt als touristisches Ziel entdeckt, vor allem von Chinesen und Thais, die zeitweise massenhaft, beispielsweise zum chinesischen Neuen Jahr, einfallen wie die Heuschrecken. Als Kolonialland war es bei den Franzosen seit Mitte des 19. Jahrhunderts begehrt.  Für Individual-, Kultur- oder Ökotouristen ist Laos mehr als eine Entdeckung wert.

 

Unsere Reise Ende Februar 2015, privat von einer Reiseberaterin und Freundin organisiert (Beatrice Nobel, Reiseservice, Zürich, Tel. 043 300 3369), führte uns von der Hauptstadt Vietiane, gesprochen «Vietdschan», nach Norden zur «Ebene der Tonkrüge» bei Phonsavan, weiter nach Luang Prabang und dem Mekong. Bootsfahrt von Luang Prabang auf den Flüssen Mekong und Ou nach Nong Kiao, weiter mit dem Auto nach Luang Namtha. Danach fuhren wir Richtung Thailand über die Friendschip Bridge IV nach Chiang Rai. Wir waren zu zweit, geführt und gefahren von Thin, unserem Reisebegleiter, und Ham, unserem Fahrer. Es ist müssig, diese teilweise anstrengende, aber stets bereichernde Reise nachzuerzählen. So seien nur einige Erfahrungen und Impressionen, Hinweise und Empfehlungen festgehalten.

 

Vorbereitung

Wichtig ist die Wahl der Jahreszeit. Achtung:  Regenzeit Mai bis Ende September. Beste Reisezeit von Oktober bis Anfang März. Ebenso wichtig sind die Ziele – sind sie geografisch, kulturell, aktiv-naturverbunden oder schlicht entdeckungsfreudig ausgerichtet? Die reine Flugzeit von Zürich via Bangkok nach Vietiane beträgt rund zwölf Stunden (Zeitunterschied: sechs Stunden). Währung: Kip (1000 Kip entsprechen 2,90 SFr oder für 100 US Dollar bekommt man rund 800 000 Kip). Kip kann nur in Laos selbst eingetauscht werden. Es empfiehlt sich, US Dollar oder thailändische Baht mitzunehmen. Impfungen sind nicht unbedingt nötig, wichtig ist eher eine gut ausgestattete Reiseapotheke, inklusive Malaria-Notfalltabletten. Wir selbst haben keine negativen gesundheitlichen Erfahrungen gemacht, keine Moskitostiche, keinen Durchfall erlebt. Als geistige Vorbereitung empfiehlt sich das kompetente und nützliche Buch in der Reihe Lonely Planet, «Laos» von Nick Ray, Greg Bloom und Richard Waters, 3. Deutsche Auflage, Juni 2014 oder das etwas ältere Travel Handbuch «Laos» von Stefan, 5.Auflage 2013.

 

 

Könige, Kolonialisten und Kommunisten

 

Vietiane. Ausgangspunkt ist die Hauptstadt Vietiane, mit rund einer halben Million Einwohner die grösste Stadt Laos‘. Der Verkehr wächst täglich, vor allem die Zahl der Motorräder, doch hat sie noch längst nicht die Ausmasse von Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt) mit seinen über sieben Millionen Bewohnern erreicht. Hier in Vietiane trifft man bereits auf wichtige Kulturdenkmäler, die viel über das Laos aussagen: den Königspalast Ho Phra Keo, gebaut für den Jade-Buddha, der neben dem Präsidentenpalast liegt, die königliche Stupa, That Luang, Motiv des Landeswappen, und den ältesten Tempel der Stadt, Wat Sisaket mit rund 10 000 Buddhastatuen und -figuren. Unglaublich fszinierend – wenn man an diesen erstarrten, in sich ruhenden Gestalten vorbeipilgert.

Laos Geschichte ist von Königen und Kriegen, Legenden und Reliquien geprägt, von Eroberungen, Zerstörungen und Erneuerungen gezeichnet. Laos wurde von Beutezügen, Bombardierungen und Ausbeutungen heimgesucht. Die Könige kamen und gingen, Reiche dehnten sich aus und teilten sich. Die Kolonialisten aus Frankreich mussten gehen, die Kommunisten übernahmen nach dem Vietnamkrieg (1964-1973) das Sagen – bis heute. Als Tourist merkt man vom aktuellen Regime wenig: Keine auffällige Polizei- oder Militärpräsenz (das sieht im Westen anders aus). Hier und da mal eine Fahne mit Hammer und Sichel. Bestellt, beordert, bereit – einmal erlebten wir kilometerlange Reihen von disziplinierten und geduldigen Schülern und Jugendlichen in Xieng Khouang, um dem Präsidenten vom Strassenrand zuzuwinken. Dieser stattete der Provinzhauptstadt einen Besuch ab, wohl um irgendetwas einzuweihen. So genau wussten das weder Schüler noch Lehre auf unsere Anfrage. Man hatte das Gefühl: Wie in alten Ostblockzeiten.

 

 

Nur einer hat sie alle «überlebt», die Monarche, Machtinhaber und auch Mönche: der Religionsstifter Buddha. Er ist zehntausendfach präsent in Tempeln, Altären oder in Souvenirshops. Zwei Drittel der Laoten sind Buddhisten. Ein anderer Teil, vor allem die Bergstämme im Norden, werden als Animisten eingeordnet. Buddha und seine Religion haben die Menschen geprägt – friedfertig, gelassen, andächtig und diszipliniert. Man fühlt sich sicher – auch ohne Schutzmann. Laoten sind meist freundlich und unaufgeregt, auch beim Handeln nicht aufdringlich, ja erfreut, wenn man selber einen guten Preis auf dem Markt erzielt hat, wobei es etwa bei Textilien vielleicht nur um 50 Rappen oder einen Franken geht.

 

 

Buddhas, Berge, Bombentrichter

Wer zählt die Buddha-Figuren und Skulpturen im That Luang (in Vietnane), vielleicht das bedeutendste religiöse Bauwerk des Landes, in den Wats (Tempeln) von Luang Prabang oder in den Pilgerhöhlen von Tham Phum am Mekong? Sie sind sakrale Magnete und Monumente, sanfte Riesen und Miniaturen, zu denen man betet, um Hilfe bittet und Trost sucht. Hier herrschen Ruhe und Andacht, kein Rummel wie beispielsweise in der Peterskirche zu Rom. Allein das Gebot, die Schuhe vor Betreten der Tempel auszuziehen, gemahnt, Respekt zu zollen. Dass man gleichwohl westliche wie auch chinesische Touristen erleben muss, die zuerst auf ihre ungeziemende Kleidung hingewiesen werden und sich entsprechende Umhänge oder Hosen ausleihen müssen, sagt vieles. Respekt und Verständnis sieht anders aus. Dass Reliquien, ähnlich wie in der Katholischen Kirche, hohe Wertschätzung geniessen, versteht sich. Gleichwohl fragt man sich insgeheim, wie viele Haare und Knöchelchen Buddha wohl lassen musste, um all die Tempel zu bestücken…

 

 

Neben den grossen Tempeln in allen Städten oder Höhlen bei Vang Vieng gibt es Standorte, zu denen Touristen nur selten strömen. Beispielsweise zum Elefantenfriedhof beim Vang Xang Resort, 65 km nördlich von Vientiane, abzweigend von der Route 13. Schotterstrasse wie häufig in Laos. Inmitten des Waldes an einem kleinen Fluss begegnet man zehn Buddhastatuen an Felsen, teilweise über 3 Meter hoch, die aus dem 16. Jahrhundert stammen sollen. Von Elefanten natürlich keine Spur mehr, aber wenn man ein wenig herumstromert, meint man über steinerne Elefantenrücken zu spazieren. Ein Unikum sei noch erwähnt: In der Umgebung Vientianes, 24 Kilometer entfernt, lädt der Buddha-Park (Xieng Khouan) zu einem Besuch ein. Ein Gelände wie ein Märchenpark (freilich ohne Karussells, Shows, Maschinen und Plastik). Der Philosoph und Priester Boun Leua  Soulilat hat den Fantasiepark  1958 errichtet, bestückt mit steinernen Gestalten, Dämonen, Helden und Bösewichtern aus der buddhistischen und hinduistischen Mythologie. Vieles ist verwittert, aber vielleicht deswegen gerade reizvoll. Der Gründer floh 1978 nach Thailand und baute in Nong Kahi einen ähnlichen Park.

 

 

Vang Vieng am Nam Song-Fluss war einst ein Dorado für Raver, Partypilger, Drögler und Backpacker. Die Partywogen schlugen hoch wie einst in Goa (Indien), doch 2012 wurde sie Szene auf Geheiss der Regierung bereinigt, wurden etliche Bars geschlossen. Es gibt zwar immer noch hier und da Discolärm, die Aktivitäten haben sich aber quasi gutbürgerlich-touristisch verlagert. Es wird geradelt oder gepaddelt, man frönt dem Tubing (Sich gleiten-lassen auf Pneuschläuchen) oder steigt mit Heissluftballons in die Lüfte. Wandern zu Grotten und Höhlen (Tham Xang oder Phou Kham) oder Climbing an den Karstbergen sind ebenso angesagt wie Naturabenteuer.

 

 

Ebene der Tonkrüge. Jeder Reiseführer wirbt für die so genannte «Ebene der Tonkrüge» in der, Provinz von Xieng Khuan. Die Hauptstadt Phonsavan Stadt wurde zwischen 1965 und 1973 (2. Indochina- oder Vietnamkrieg) total zerbombt und zerstört. Sie ist Ausgangspunkt für Abstecher zu den Tonkrügen, die freilich auf Bergkuppen, auf Hochebenen und im Tal zu finden sind. Sie sind auch nicht aus Ton, sondern aus Felsbrocken gehauen oder gar aus einer Art Zement gegossen worden. Man findet diese megalithischen Zeugen unterschiedlicher Grösse und Form (rund bis oval) in dieser Region weit verstreut. Sieben Stätten sind für Touristen zugänglich, das heisst von Blindgängern gesäubert. Im Blickpunkt stehen vor allem die Sites (Ebenen) 1 bis 3. Archäologen rätseln noch immer, ob diese rund 2000 Steinkrüge der Bestattung oder anderen Ritualen dienten. Man schätzt, dass sie im Zeitraum von 500 v.Chr. und 700 n. Chr. entstanden sind. Stumme Zeugen, die zig Kriege «überlebt» haben. Unmittelbar daneben oder mittendrin erkennt man Bombentrichter, Relikte eines masslosen amerikanischen Bombenkrieges. Millionen von Bomben entluden die US-Bomber über Laos, um die Nachschubrouten (Ho-Chi-Minh-Pfad) der nordvietnamesischen Streitkräfte zu zerstören. Sie schafften es nicht, überliessen indes die laotische Bevölkerung ihrem Bombenschicksal.

 

 

Noch heute schlummern im Boden Millionen so genannter Bombies. Die US-Streubomben transportierten hunderte von tennisballgrossen Bombies, die alles zerfetzten, wenn sie denn losgingen. Von diesem «US-Kriegserbe» und der Arbeit von Hilfsorganisationen berichten Dokumentarfilme wie «Bombies», die täglich gezeigt werden. Die britische MAG (Mines Advisory Group) unterhält ein Informationszentrum (mit Kellerkino) in der Stadt. Hier kann man auch spenden oder entsprechende T-Shirts erwerben. In den bombenverseuchten Gebieten (auch 30 Jahre danach) arbeitet die Organisation  UXO (Unexploded Ordnance), welche die gefährlichen Bombies sucht und entschärft, die einheimische Bevölkerung, besonders Kinder über die verheerende Wirkung aufzuklären und zu warnen versucht. Allein über Laos wurden 2,1 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen, darunter geschätzte 260 Millionen Bombies. Irgendeine Form von Bekenntnis oder Wiedergutmachung haben die USA bezüglich des unausgesprochenen Krieges gegen Laos nie vorgenommen. Makabres Detail: Auf diversen Märkten im Norden von Laos findet man als Souvenirs wie Armreife, Löffel, Gefässe aus Material der Trägerbomben.

 

 

Luang Prabang. Häuser aus Kolonialzeiten, schmuck, gediegen und heimelig, findet man in grosser Zahl in Luang Prabang, der Königsstadt am Mekong (rund 30 000 Einwohner). Ein Muss auf jeder Laos-Reise in den Norden. Die Stadt mit Flughafen, 380 km nördlich von Vientiane, wurde 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt – und boomt. Die Bodenpreise steigen rasant, die Zahl der Touristen auch. Ihr Glück verdankt der einstige Stadtstaat aus dem 7. Jahrhundert seine Treue zur Monarchie während der Indochinakriege. Die Amerikaner verschonten sie vor flächendeckende Bombardements, denen fast alle grösseren Ansiedlung im laotischen Norden zum Opfer fielen. Um die Nachschubwege (Ho-Chi-Minh-Pfad) der Vietcong zu zerstören, wie bereits erwähnt, deckten US-Bomber laotische Grenzregionen mit Bombenteppichen ein.

Die französischen Kolonialisten haben nicht nur die Indochinakriege mit angezettelt oder waren beteiligt, sie haben auch einiges bemerkenswerte Kulturverhalten und -güter hinterlassen. Baguette und Bäckereien seien zu erwähnen und weiteres im Kulinarik- und Hotelbereich. Wein freilich nicht, der wird von Frankreich über Chile bis Australien importiert. Ab und an findet man auch ein Produkt namens Malacca Wine (12 % Alc.), das freilich aus Reis gewonnen wird, etwas süsslich mundet und eher an einen Wermut oder Portwein erinnert. Zu empfehlen ist das einheimische Bier Beer Laos Gold (5 % Alc.).

 

Ein Unikum entdeckten wir in Luang Prabang, das Restaurant Blue Lagoon, geführt vom Schweizer Peter. Heimwehschweizer können hier auch Gschnetzeltes und Röschti oder gar Fondue bestellen und sich munden lassen.  Peter ist mit seinem lokalen Koch eben nach Laos ausgewandert. Der Partner hatte das Haus erworben (Ausländer, auch Chinesen oder Thais, können keinen Grundbesitz kaufen, sondern nur pachten), Peter managt das Feinschmeckerlokal (natürlich sollte man die lokalen Suppen, Salate und Fischgerichte den globalen Schnitzeln oder Röschti vorziehen). Überhaupt sind allgemein Fleischgerichte zu meiden, weil die Qualität doch eher zäh ist. Von Verdauungsproblemen wurden wir nicht behelligt.

 

In Luang Prabang kann man getrost drei Tage oder länger verweilen. Die Stadt am Zusammenfluss von Nam Khan und Mekong war einst Königsstadt und Metropole des ersten laotischen Grossreiches. König Lange Xanga soll hier den Theravada-Buddhismus im 14. Jahrhundert eingeführt und etabliert haben. Über 30 Klöster sind heute noch in Betrieb. 1000 Mönche und Novizen beleben das Stadtbild, nicht nur morgens um 6 Uhr morgens beim Einsammeln von Nahrung. Das historische Erbe ist vielfältig präsent – vom Königspalast (mit Automuseum)  bis zu zahlreichen Statuen wie der Pha Bang, eine legendäre Buddhafigur (83 cm) mit Gold legiert, den Tempeln (Wat Ho Pha Bang oder Wat Mai  Suwanna, ein Ersatzbau  von 1821 für das Original von 1796). Ein Juwel ist Wat Xieng Thong, der älteste Tempel der Stadt, 1560 als königliches Kloster errichtet. Der König sah sich immer wieder Einfällen aus Burma ausgesetzt, hatte deswegen 1560 die Hauptstadt nach Vientiane verlegt und Luang Prabang als das königliche Kloster quasi als Abschiedsgeschenk hinterlassen. Verschont wurde Wat Xieng Thong 1887 von den einfallende Ho-Milizen und Söldnern aus China. Der Tempel diente der Armee der Schwarzen Flagge als Behausung. Die Stadt wurde in Brand gesteckt.

 

Manche erklimmen den Aussichtsberg heute Phou Si, um dem Sonnenuntergang zu frönen. Es reicht aber auch eine der Terrassenbars oder -restaurants am Mekong, beispielsweise das «Riverside», wo man genüsslich einen Cocktail schlürfen kann. Und abends ist ein Bummel über den Nachtmarkt ein Erlebnis. Zahllos sind die Angebote an Schals (Seide, Baumwolle), Kleidern, T-Shirts, Tischtüchern, aber auch an Pantoffeln, Taschen, Tees und Seife. Einige Produkte kommen aus Thailand, doch das Gros wird in Laos gewoben, genäht, in Handarbeit produziert. Das Feilschen ist freundlich und kann zur liebenswürdigen Begegnung werden. Die Restaurants und Garküchen sind reichhaltig, und ein Hotel im Kolonialstil wie das «Maisen Dalabua», unter europäischer Führung, ist eine Empfehlung wert.

 

Über den Fluss nach Thailand

 

Mekong und Ou. Die Strassenverhältnisse in Laos sind prekär. Ja katastrophal. Man muss geradezu eine Schlagloch-Orgie über sich ergehen lassen. Bisweilen braucht man für 100 km mit dem Auto drei Stunden. Landwirtschaftswege und -strassen in unserem Land sind eine Klasse besser als die schlecht geflickten  Strassen und Rough Roads, die stellenweise nur noch aus Schotter bestehen.

Tipp: Von Vientiane nach Luang Prabang fliegen. Eine grosse Bootsfahrt hingegen ist ein nachhaltiges Erlebnis. Wir steuerten zu dritt plus Steuermann von Luang Prabang über Mekong und Ou das Dorf Pak Ou an. Die Pilgerhöhlen von Tham Phum und Tham Ting sind quasi Pflichtstoff. Man ist nicht allein mit den unzähligen Buddhafiguren. Geradezu Busladungen (auf dem Schiff) von Chinesen und Thais landen hier und erklimmen die Höhlen. Spannender ist dann der Abstecher über dem Nam Ou, dem längsten Fluss Nordlaos‘, zum Whiskydorf Bang Xang Hai. Hier wird Reisschnaps gebrannt, den sie dann Whisky nennen, Wer will, kann eine Flaschen mitsamt Schlangen- oder Skorpioninhalt erwerben. Die Reise über den Fluss an Wasserbüffeln und einem Elefantencamp vorbei, entschädigt für all die geschüttelten Autokilometer. Spiegelung der Karstberge im Wasser, ruhende Natur, kaum wahrnehmbarer Motorenlärm (von unserm Boot), kein Verkehr. Angekommen in Nong Kiao Riverside Guesthouse, gings nach einer Übernachtung weiter nach Luang Namtha. Ein idealer Ausgangspunkt Ort für Ökofreunde und Trekkingaktivisten. Wir wohnten im «Boat Landing Guesthouse», Strom wurde mit Solarzellen gewonnen, und Lichterlöschen im Restaurant war gegen 22 Uhr. Wild romantische Bungalows am Fluss. Nur die gockelnden Hähne störten die Nachtruhe frühzeitig.

 

Die Fahrt zur laotisch-thailändischen Grenze war dann zum Grossenteil überraschend angenehm. Es gab ausgebaute Strassen bis zum Grenzort Houeixay! Und die Grenzstation vor dem Mekong entpuppte sich als ein überdimensionaler Zollterminal. Und über die Friendship Bridge IV, wie vieles mit chinesischem Kapital erbaut, fuhren wir über Superstrassen (120 Kilometer) Richtung Chiang Rai und Chiang Mai. Einen Stopp bei einem Thermalbrunnen mit Souvenirmarkt hätte man sich sparen können. Nicht aber einen Halt an der imposanten Anlage des Weissen Tempel bei Chiang Rai. Seit Jahrzehnten baut der thailändische Architekten und Künstler Ajarn Chalermchai Kositpipat an der prunkvollen Anlage Wat Rong Khun (kein Eintritt!). Sie soll einst der schönste Buddha-Tempel der Welt werden. Wir hatten das Glück, den Meister, der bisher eine Billion Baht (etwa 30 Millionen Franken) in dieses Werk gesteckt hat, persönlich zu treffen. Er kannte die Schweiz, ist voller Tatendrang auch nach Jahrzehnten. Seine phantasievolle Gestaltung zwischen Bosch und Dali ist berückend. Manches wirkt vielleicht etwas kitschig, doch insgesamt strahlt der Weisse Tempel Erhabenheit und Majestätische aus – anziehend, berauschend, märchenhaft.

 

Eine ein- und nachdrückliche Reise zu Menschen und Bauwerken, durch Wälder (Teakhölzer werden zahlreich aufgeforstet) und über Flüsse, zu Dörfern der Lao Loum, der Mon-Khmer, Hmongsund Akba. Einfache Reisbauern und Weberinnen, die in Dörfern mit Pfahlbauten leben, die unterschiedlichen Ethnien angehören und Gewohnheiten pflegen, die unweigerlich mit der Moderne konfrontiert werden. Fast jeder zweite Laote und Laotin ist mit Mofa oder Motorrad unterwegs. Handys sind weit verbreitet. Laos hat quasi die Phase des Festnetzes übersprungen und sich die drahtlose Kommunikationsmittel angeeignet. Fortschritt oder Gefahr? Vieles ist ursprünglich, doch massive Eingriffe in die Natur (Dammbau, Brandrodungen) sind unverkennbar und werden Wirkungen zeigen. Laos – das ist (noch) ein natürliches Land im alten Asien. Es bezaubert mit Charme und besinnlichem Rhythmus. «Sabei Dii, Laos»  – Hallo und Ciao!

 

 

 

 

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