FRONTPAGE

«Virginia Woolf – eine neue Biografie»

Von Ingrid Isermann

 

1907, im Alter von fünfundzwanzig Jahren und als Schriftstellerin, die noch nichts veröffentlicht hatte, musste sich Virginia Stephen noch alles beweisen. Sie sah sich an eine Weggabelung gekommen: «Ich werde entweder unglücklich oder glücklich sein, mich wortreich und sentimental verbreiten oder aber ein solches Englisch schreiben, dass die Seiten einmal Funken sprühen». Und Virginia Woolfs Prosa hat Funken geschlagen, vielleicht brennt sie heute sogar heller denn je.

Alexandra Harris erzählt die Geschichte einer jungen Frau mit Notizbuch, die zu einer der grössten Schriftstellerinnen aller Zeiten wurde. Virginia Woolfs Leben war in jedem Augenblick intensiv; es war mutig, unabhängig von Konventionen und von psychischem Leid gezeichnet. Die Biografie wirft Schlaglichter auf die einschneidenden Ereignisse dieses Lebens, zeichnet die künstlerische Entwicklung Woolfs nach und gibt Einblick in ihre Gedankenwelt. Sie führt uns von einer strikt getakteten viktorianischen Kindheit zur geistigen und künstlerischen Freiheit der Bloomsbury-Bohème und zu den immer neuen schriftstellerischen Herausforderungen, denen sich Virginia Woolf mit Leidenschaft hingibt. Diese fachkundige und hochspannende Einführung in das Leben und Schaffen Virginia Woolfs betrachtet jeden Roman im Kontext seiner Entstehung und führt uns vor Augen, warum diese einzigartige Autorin noch siebzig Jahre nach ihrem Freitod durch unsere Gedanken spukt und uns inspiriert.

 

«Wer also war ich?

Adeline Virginia Stephen, die zweite Tochter von Leslie und Julia Prinsep Stephen, geboren am 25. Januar 1882, Nachfahrin sehr vieler Menschen, manche berühmt, andere unbekannt; hineingeboren in eine grosse Verwandtschaft, nicht als Tochter reicher, aber doch wohlhabender Eltern, hineingeboren in eine sehr kommunikative, belesene, Briefe schreibende, Besuche abstattende, redegewandte Welt des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts (…).

Virginia Woolf, «Skizze der Vergangenheit», 18. April 1939

 

Virginia Woolf lebte von 1882 bis 1941. Sie gehört neben Gertrude Stein zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Moderne und gilt als Ikone der Frauenbewegung. 1915 wurde ihr erster Roman «Die Fahrt hinaus» veröffentlicht. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin arbeitete sie als Essayistin und Literaturkritikerin. Nachdem sie 1941 die Arbeit an ihrem letzten Roman «Zwischen den Akten» abgeschlossen hatte, wählte sie am 28. März desselben Jahres den Freitod.

 

Alexandra Harris, geboren 1981 in Sussex, studierte an der University of Oxford und am Courtauld Institute, London. Für ihr erstes Buch «Romantic Moderns» wurde sie 2010 mit dem Guardian First Book Award ausgezeichnet. Die Autorin lehrt Englische und Amerikanische Literatur an der University of Liverpool.

 

 

Alexandra Harris
Virginia Woolf
Aus dem Englischen von Tanja Handels
und Ursula Wulfekamp
Steidl Verlag, 2015
232 S., Leineneinband 
15.2 x 21.7 cm
€ 24.
ISBN 978-3-86930-835-7 
1

 

 

«Alexandra Lavizzari: Vesals Vermächtnis – Der letzte Brief des Anatomen»

 

Der historischer Roman aus der Zeit kurz nach dem Tod des ‹Vaters der modernen Anatomie› Andreas Vesalius erzählt eine abenteuerliche Flucht und beschreibt die Epoche umwälzender Entdeckungen aus der Perspektive eines venezianischen Goldschmieds. Eine fiktive Biografie der vielseitigen Schriftstellerin Alexandra Lavizzari, die die grossen kulturellen und religiösen Themen der Renaissance anklingen lässt.

 

 

Ist es Zufall oder Vorsehung, dass der venezianische Goldschmied Girolamo Mazzi am 15. Oktober des Jahres 1564 in Zakynthos während eines Spaziergangs auf einen sterbenden Unbekannten stösst und Zeuge seiner letzten Worte wird? 

Die Frage sollte Mazzi lange beschäftigen und die Begegnung am Strand, die nicht mehr als ein paar Sekunden dauert, ungeahnte Veränderungen in seinem Leben herbeiführen. Mazzi eignet sich die Mappe des Toten an und findet darin einen Brief, den er zwar nicht richtig entziffern kann, aber von dem er sich doch Ruhm und Geld erhofft. Es kommt jedoch anders; das Vermächtnis des Toten wird den Goldschmied von einer Katastrophe in die nächste führen, ihn zum Mörder machen und durch ganz Norditalien über den Gotthardpass bis nach Basel jagen.

 Ausgehend von der historischen Tatsache, dass der sogenannte ‹Vater der modernen Anatomie› Andreas Vesalius an jenem Oktobertag auf der griechischen Insel den Tod fand und ein venezianischer Goldschmied ihn dort begrub, entwickelt Alexandra Lavizzari in ihrem Roman ‹Vesals Vermächtnis› eine fiktive Biographie. Vesals Tod bildet dabei den roten Faden, der sich durch den Roman zieht und Mazzi wie einen Schatten begleitet. Als auch Maler, Botaniker und Buchdrucker, die als Nebenfiguren Mazzis Fluchtweg säumen, Kunde von Vesals Vermächtnis erhalten, beginnt über halb Europa ausgedehnt ein gleichsam symphonisches Erinnern an den berühmten flämischen Wissenschaftler.

 

«Anschaulicher, packender und atmosphärischer als in diesem Roman einer Reise zu sich selbst hat Alexandra Lavizzari noch nie geschrieben, und es scheint, als habe sie damit nach Reisen und Aufenthalten in der ganzen Welt auch sich selbst als Autorin und Menschengestalterin endgültig gefunden.»
Schweizer Revue, Charles Linsmayer.

 

 

Alexandra Lavizzari wurde 1953 in Basel geboren, daselbst Studium der Ethnologie und Islamwissenschaft. Mutter von drei Kindern und als Diplomatengattin ständig ausser Land, von 1980–2008 u.a. in Kathmandu, Islamabad, Bangkok, Rom. Seit 2011 wohnhaft in England.
 

 

Alexandra Lavizzari

Vesals Vermächtnis

Roman

306 S., geb.,

Coverbild Alexandra Lavizzari

CHF / € 36.

ISBN 978-3-7296-0896-2

 

 

 

«Brigitte Schär: Surrealistische  Geschichten 
mit Satire und schwarzem Humor»

 

Unheilvolle und unberechenbare Geschichten, die unter die Haut gehen, gekonnt geschrieben, mit leiser Ironie und melancholischem Humor, die ereignisreich spannend, atmosphärisch, dramatisch, sarkastisch, skurril und mysteriös ins Leben einbrechen. Ein Geheimtipp!

 

Das Unheimliche, Makabre und Groteske lauert überall und bricht in den Alltag ein. Niemand ist davor gefeit. Die Psyche verselbstständigt sich. Der so genannt gesunde Menschenverstand entgleist und läuft Amok. Die renommierte Autorin Brigitte Schär erzählt mal bedächtig und still, mal lustvoll böse und ohne Umschweife von Verhängnissen, die unangekündigt in scheinbar geordnete Leben eindringen und gnadenlos ihren Lauf nehmen.

Eine Frau entsorgt die Leiche ihres Mannes in den Bergen. Eine Frau pflanzt ihren Garten voller Eichen. Ein Grab wird ausgehoben. Als sich die Migräne endlich verzieht, ist das Grollen im Keller nicht mehr zu überhören. Im Keller ihres Hauses findet eine junge Frau ein Baby mit blauem Gesicht … Ein Mann sinniert über den Selbstmord seiner Frau und findet sich im Cockpit eines Flugzeuges wieder. Eine Haushälterin bewirbt sich in einem Junggesellenhaus und macht makabre Entdeckungen.

 

«Brigitte Schär ist im Grotesken zu Hause, als wäre es der Alltag, und hinter dem Alltag ihrer Personen verbirgt sich stets eine abgründige Welt, die plötzlich ihre Gesetze geltend macht und das Normale zusammenbrechen lässt. Seen und Felswände können zu Geliebten werden, Raben und Krähen zu Feinden, Bäume zu Totengräbern». 
Franz Hohler.

 

Brigitte Schär wuchs am Zürichsee auf und lebt in Zürich. Sie studierte Germanistik und Gesang und ist seit ihrem 30. Lebensjahr freiberufliche Schriftstellerin, Sängerin und Performerin mit Hang zu Tiefsinn und Theater. Ihre Bücher für Kinder und Erwachsene wurden vielfach ausgezeichnet und in 16 Sprachen übersetzt.

Ulrich Zwick ist freier Zeichner, Maler und Objektkünstler. Er wurde 1956 in Deutschland, in der Pfalz, geboren und lebt und arbeitet heute in Offenbach bei Frankfurt und in Zürich.

 

 

Brigitte Schär


Unwetter

Unheilvolle Geschichten
Vorwort Franz Hohler


Illustrationen Ulrich Zwick

Knapp Verlag Olten, 2016
Klappenbroschur, 170 S.

CHF 24.80


ISBN 978-3-906311-16-6

 

 

 

 

 

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