FRONTPAGE

Salman Rushdie: «Victory City». Ein Fantasy-Epos, das in die Gegenwart reicht.

Von Ingrid Isermann

Salman Rushdie, ein Meister der Fabulierkunst und erzählerischen Vielfalt, wurde in der Paulskirche in Frankfurt am Main am 22. Oktober mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2023 geehrt, nicht zuletzt für die Freiheit des Wortes und die Wahrung des Humanen.

Nach der islamistischen Messerattacke auf Salman Rushdie im August 2022 war der Autor untergetaucht, bis im Februar sein neuer Roman erschien, der nun auf Deutsch erschienen ist. Die Fatwa von 1989 konnte Salman Rushdie nicht aufhalten, seinen Weg als fulminanten Erzähler weiterzugehen und die Kraft des Wortes gegen religiösen Fanatismus einzusetzen.
 
Die Jury des Friedenpreises des Deutschen Buchhandels würdigte ihn als «einen der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache». Damit verteidige Rushdie «eine wesentliche Voraussetzung des friedlichen Miteinanders». Er habe die Absicht, noch eine ganze Weile zu leben, sagte Rushdie in einem kurzen Portraitfilm, der zur Eröffnung der Preisverleihung gezeigt wurde, er plane bereits seinen hundertsten Geburtstag, der Angriff auf ihn habe der Wahrheit und der Freiheit der Rede gegolten. Der Schriftsteller  Daniel Kehlmann betonte in seiner Laudatio, dass Rushdie als grosser Geschichtenerzähler nicht nur für die Freiheit, sondern auch für die Wahrung des Humanen kämpfe: «Salman Rushdies Phantastik ist kein Eskapismus, sondern ein Verfahren, uns die Menschennatur in ihrem Reichtum, ihrer Grösse und Schwäche, ihrer Hinfälligkeit und Ausgesetztheit, zu zeigen».

 
«Victory City» spielt im historischen Indien, eine fiktive Geschichte, die mit einem Versepos beginnt, das nach Jahrhunderten zufällig in einem Tonkrug unter den Ruinen einer Stadt gefunden wurde, welches der Erzähler als Geschichte einer Prophetin und Aktivistin nacherzählt.

Sie beginnt in Südindien im 14. Jahrhundert, die Geschichte der Pampa Kampana, die die traumatischen Erlebnisse aus ihrer Kindheit schildert. Ihre Mutter Radha Kampana wird bei lebendigem Leibe als Witwe vor ihren Augen verbrannt, wie es die Sitte in Indien verlangt, dass Frauen ihren Ehemännern bei deren Tod nachfolgen. Sie schreitet unbeirrbar ins Feuer, ohne sich von ihrer Tochter vorher zu verabschieden.
   Von da an schwört sich die Neunjährige, sich dafür einzusetzen, dass Frauen eigene Rechte erhalten. Sie wählt eine mächtige Göttin für ihr Vorhaben aus und es beginnt die fantastische Lebensreise einer Prophetin, die ganze 247 Jahre dauert. Eine Influencerin, wie man sie heute nennen würde, und Aktivistin für Frauenrechte, Diversity, religiöse und sexuelle Toleranz.

 

Vision für Toleranz und Gerechtigkeit
Pampa Kampana wächst bei einem bigotten Mönch auf, der sie missbraucht. Als sie erwachsen ist, stehen zwei Kuhhirten vor der Mönchshöhle, denen sie Zaubersamen verabreicht, mit denen die beiden eine wunderbar schöne Stadt erschaffen:

Bisnaga: «… und da wuchs die Wunderstadt vor ihrem erstaunten Blick heran, aus felsigem Grund keimten die steinernen Gebäude der Stadtmitte, der majestätische Königspalast und auch der erste grosse Tempel».
   Die Fantasy-Reise ist mehr als ein blosses Märchen, denn Rushdie verwebt in die Vision der Stadt auch gegenwärtige Bezüge, wie den Klimawandel, den russischen Angriffskrieg, Terrorismus oder das Internet, das in einem fantasievollen erzählerischen Schwingungsraum durch die Zeilen hindurch zu spüren ist.
Bisnaga blüht auf und Pampa Kampana, die alterslose Urmutter, flüstert den Bewohnerinnen und Bewohnern fiktive Erinnerungen ein. Bisnaga entsteht genau an dem Ort, wo ihre Mutter sich selbst verbrannte. Aus ihrem Traumata entsteht ein Traum von einer gerechteren Welt, in der Gleichberechtigung und Toleranz herrschen.

 

Mythen und Dynastien
Der Roman taucht in verschiedene Mythen der Weltgeschichte ein, man begegnet den Zauberwäldern wie in «Der Herr der Ringe», Dynastien kommen und vergehen. Pampa Kampanas Vision einer besseren Welt wird immer wieder attackiert von ultrareligiösen Hardlinern und von Gleichgültigkeit und Eitelkeit der Stadtbevölkerung.
   Bisnaga ist letztlich eine Schaubühne für konfliktreiche Auseinandersetzungen, die sich gegenwärtig auch aktuell abspielen. Ein grosser Roman über das Sein, Werden und Vergehen von Menschen, Städten, Ideologien und Visionen.

 

Wissenschaftliche Bücher zur Geschichte, wie V. S. Naipauls «Indien – Eine verwundete Kultur», inspirierten Salman Rushdie zu seinem Roman. Mit «City of Victory» ist Vijayanagara, ein hinduistisches Königreich in Südindien mit gleichnamiger Hauptstadt gemeint, das bis zur Schlacht von Talikota im Jahr 1565 existierte, wo es von den islamischen Dekkan-Sultanaten vernichtend geschlagen wurde.

 

Sir Ahmed Salman Rushdie, geboren 19. Juni 1947 in Bombay, damals Britisch-Indien, ist ein indisch-britischer Schriftsteller. Im Juni 2007 wurde Salman Rushdie von Königin Elisabeth II. in den Ritterstand erhoben. Rushdie gehört zu den bedeutendsten anglo-asiatischen Vertretern der zeitgenössischen englischen Literatur und der postkolonialen Literatur. Seine Erzählungen, angereichert mit Elementen aus Märchenwelten, werden dem Magischen Realismus zugerechnet. Salman Rushdie wuchs in Bombay (heute Mumbai) in einer muslimischen Familie auf. Sein Vater Anis Ahmed Dehlavi, ein Anwalt und Geschäftsmann aus ehemals wohlhabender Familie, schickte seinen Sohn im Alter von 14 Jahren auf die Rugby Schoolin England. Am King’s College der Universität Cambridge studierte Salman danach Geschichte. Bis er seinen Lebensunterhalt als Schriftsteller verdienen konnte, arbeitete er am Theater, als freier Journalist und überwiegend als Texter in der Werbung. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1981 mit dem Buch «Mitternachtskinder», für das er mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Sein drittes Buch «Scham und Schande» erschien 1983. Einen grossen Erfolg verzeichnete er 1988 mit seinem Werk «Die satanischen Verse». Die Lebensdarstellung des Propheten Mohammed war der Anlass für den damaligen Obersten Führer des Iran Ruhollah Chomeini, Rushdie mittels einer Fatwa am 14. Februar 1989 zum Tode zu verurteilen und ein Kopfgeld von einer Million US-Dollar auszusetzen.
Salman Rushdie war viermal verheiratet. Er ist Vater eines 1979 geborenen Sohns aus erster Ehe.

 

 

Salman Rushdie
Victory City
Roman
Penguin Verlag, 2023
Aus dem Englischen von Bernhard Robben
416 S., CHF 36.90. € 26.
ISBN 978-3-328-60294-1

 

 

«Florian Illies: Zauber der Stille. Über den Maler Caspar David Friedrich»

 

In seiner Zeitenreise durch 250 Jahre deutscher Geschichte erzählt Florian Illies die Geschichte des Superstars der Romantik Caspar David Friedrich (1774-1840). Seine bildhaften Impressionen gelten als Ikonen der Sehnsucht.

 

Der «Wanderer über dem Nebelmeer» ist eines der Bilder, die im Gedächtnis der Malerei verankert sind wie «Der Kreidefelsen auf Rügen» von Caspar David Friedrich.
Rund um den Themenkomplex Feuer, Wasser, Erde und Luft zeigt Florian Illies hingegen den Künstler nicht als weltabgewandten, sondern empfindsamen Menschen, der, weil er keine Figuren zeichnen kann, beginnt sie von hinten zu malen und sich in den Mond verliebt.
 

 

Flitterwochen und Rügenreisen
Illies beleuchtet die Flitterwochen mit Friedrichs Ehefrau Caroline: «Es ist ein schöner Augusttag des Jahres 1818. Leuchtende Sonne, glitzerndes Meer. Am frühen Morgen sind sie beide in Wiek auf Rügen an Bord gegangen, haben ihr Gepäck und Friedrichs Malsachen auf dem kleinen Segler verstaut, und dann sind sie lautlos über den verschlafenen Bodden geglitten, haben rechts die hellgrünen Buchenhaine von Hiddensee passiert, um dann mit ihrem Segler südlichen Kurs auf Stralsund zu nehmen. (…) Oh, wie liebt er diesen Moment, wenn sich die grossen Leinensegel plötzlich lauthals straffen und dann das Schiff auf magische Weise in Gang setzen. Hat eigentlich, so fragt er sich, der menschliche Geist je etwas Schöneres erdacht. (…) Es ist der 11. August 1818, sie haben gerade ihre Flitterwochen auf Rügen verbracht, er, der kauzige 44-jährige Maler aus Greifswald, und sie, die 25-jährige Dresdnerin». Das Gemälde «Der Kreidefelsen auf Rügen» entsteht in Erinnerung daran.
 
1826 unternimmt Caspar David Friedrich eine letzte Rügenreise, inzwischen sind die Töchter Emma, Agnes Adelheid und der Sohn Gustav Adolf zur Welt gekommen. Friedrich lebt mit seiner Familie in Dresden, bekommt Besuch vom russischen Dichter Wassili Schukoski, der ein enger Freund wird und zahlreiche Bilder Friedrichs an den Zarenhof vermittelt.

Dichterfürst Goethe machte die rätselhafte Melancholie seiner Bilder so wütend, dass er sie auf der Tischkante zerschlagen wollte. 1835 erleidet Friedrich einen Schlaganfall, seine rechte Seite ist gelähmt, er stirbt am 7. Mai 1840 und gerät anschliessend in Vergessenheit.

Erst 1906 anlässlich der Berliner Jahrhundertausstellung wird Friedrich wiederentdeckt. 1974 rufen zu seinem 200. Geburtstag grosse Ausstellungen in Hamburg und Dresden Caspar David Friedrich als zentrale deutsche Malerfigur des 19. Jahrhunderts in Erinnerung. 2024 sind noch grössere Ausstellungen in Hamburg (Kunsthalle 15.12.2023-01.4.2024), Berlin, Dresden und New York geplant.

 
Caspar David Friedrich inspirierte Samuel Beckett zu «Warten auf Godot» und Walt Disney zu den Landschaften in seinem berühmten und verfilmten Kinderbuch «Bambi». Illies erzählt in anschaulicher Weise, wie Friedrichs Bilder am russischen Zarenhof landeten, zwischen den Winterreifen in einer Autowerkstatt der Mafia und in der Küche einer hessischen Sozialwohnung. Von Hitler wurde Friedrich so verehrt wie von Heinrich von Kleist, von Stalin so gehasst wie von den 68-ern. 

Viele seiner schönsten Gemälde sind verbrannt, in seinem Geburtshaus in Greifswald 1901 und später im Zweiten Weltkrieg, andere wie Kreidefelsen auf Rügen tauchen hundert Jahre nach Friedrichs Tod aus dem Nebel der Geschichte auf. Gestohlen wurde auch ein Bild Friedrichs aus der Kunsthalle Schirn in Frankfurt a.M., das nicht wiedergefunden wurde.
Sein rätselhafter Wanderer über dem Nebelmeer prangt indessen reloaded auf den i-phones der grünen Klimageneration GenZ als Sehnsuchtsbild.
 

«In den Bildern von Caspar David Friedrich steht die Luft. Selbst wenn die Wolken sich in einem nächtlichen Himmel über dem Meer türmen, so scheint er den stillen und angespannten Moment eingefangen zu haben, bevor etwas passiert. Die Natur hält kurz inne, wenn Friedrich sie sieht, sie hält den Atem an für ihn – und das macht auch die Figuren stumm, die in seinen Bildern vor ihr stehen oder durch sie wandeln. Es fällt kein Wort. Stattdessen: Andacht, Wundern, Ergriffensein. Aber ihm gelingt es mit seinem Pinsel in unzähligen Schichten feinste Farbnuancen so lange aufeinanderzulegen, bis wir die Luft zu spüren scheinen, die über seine Wiesen und Felder zieht, und bis sich die Stille auch über unsere unruhigen Augen legt. Unendliche Sehnsucht strahlt wie ein eigenartiges Licht aus allen Bildern Friedrichs». Schöner kann man Schönheit nicht beschreiben.

 

 

Florian Illies, geboren 1971, studierte Kunstgeschichte in Bonn und Oxford. Er war Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, leitete das Auktionshaus Grisebach und ist jetzt Mitherausgeber der ZEIT. Bei S. Fischer erschien zuletzt «Liebe in Zeiten des Hasses».

 

 

Florian Illies
Zauber der Stille
Caspar David Friedrichs
Reise durch die Zeiten
S. Fischer Verlag, 2023
Geb., 251 S., CHF 36.90
ISBN 978-3-10-397252-8

 

Deborah Feldman: «Germany is a good place to be Jewish. Unless, like me, you’re a Jew who criticizes Israel».

 

Nicht erst seit ihrem neuen Buch «Judenfetisch» macht Deborah Feldmann von sich reden, auch in Talkshows vertritt sie konsequent und ausdrucksstark ihre Meinung. Und sollte die in deutschen Medien nicht genehm sein, so kann sie diese unverblümt im britischen «Guardian» äussern: «Germany is a good place to be Jewish. Unless, like me, you’re a Jew who criticizes Israel» (Guardian, 13.11.2023).
 
In einem kürzlichen Spiegel-Talk mit Markus Feldenhagen berichtete Feldman, dass ihr verschiedene Zeitungen (darunter Die Zeit) kein Interview geben wollten und ihre Stellungnahme zu Israel veröffentlichen, desgleichen wurde sie an verschiedenen Anlässen wieder ausgeladen.
Was ist da passiert? Wird man tatsächlich mundtot gemacht, wenn man, zumal als Jüdin, eine andere Meinung zur israelischen Politik vertritt? Kritik an der Regierung Netanyahu gibt es auch in Israel selbst, wo Hunderttausende wegen seiner umstrittenen Justizreform in der rechtskonservativen Regierung monatelang demonstrierten und auf die Strasse gingen. Die palästinensische Frage wird auch in Israel wie eine heisse Kartoffel fallengelassen.

 

Die Schwerkraft der Gedanken
Hat man in Israel den Terror der Hamas nicht kommen sehen? Das werden Untersuchungen bezüglich des Militärs und des Geheimdienstes nach dem Gaza-Krieg zu klären haben. Nach dem Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023, erklärte Netanyahu, die Terrororganisation Hamas zerschlagen zu wollen und bombardierte Gaza mit aller Härte. Zivilisten flüchteten in den Süden Gazas, wo sie jedoch nicht vor den Bombardierungen sicher sind. 
 
In Ihrem Buch «Judenfetisch» beschreibt Feldmann (Bestseller «Unorthodox» 2012 und gleichnamiger Netflix-Serie), die ihr orthodoxes Umfeld in New York verliess und seit neun Jahren in Berlin lebt, wie sie den Umgang mit dem Judentum in Deutschland erlebt. 

Israel sei für Deutschland «Staatsraison», beteuerten die deutschen Politiker. Feldman hat den Eindruck, dass der Holocaust und die Erinnerung daran als Schutzschild diene, sich der prekären aktuellen politischen Lage in Israel nicht anzunähern und sich einer Stellungnahme zu entziehen.
 
Deborah Feldman berichtet in ihrem Buch, wie sich konvertierte «Bühnenjuden» inszenieren und hinter dem Tabu Staatsraison verstecken. Vor allem kritisiert sie das Verhalten der Politiker, nicht genau hinzuschauen, was in Israel gerade passiert. Dass man sich ein Israel vorstelle, wie es vermutlich eine Wunschvorstellung sei. Damit spricht Feldman das wirkliche Tabu an, das auch der Zeit-Rezensent Adam Soboczynski (Die Zeit, 30.11.2023, Nr. 51) als Replik auf ihre Kritik unerwähnt lässt. Dass Netanyahu von jeher gegen eine Zwei-Staaten-Lösung war und orthodoxe Juden nicht nur in der Regierung, sondern in Israel massgeblich an Einfluss gewinnen und die Mehrzahl der 600.00 illegalen militanten Siedler im Westjordanland unterstützen, was eines der Hauptprobleme für ein selbständiges Palästina darstellt. Dass Feldman nach diesen Äusserungen quasi als Antisemitin bezeichnet wird, unterstreicht nur ihre These des Wegschauens.
 

 

«Ja, Berlin war es, das neue Leben in Deutschland war es, der Grund, warum plötzlich all diese Fragen in mir aufzogen. Ich hatte mich vom Thema jüdischer Identität in der Gegenwart weitgehend verabschiedet, ich wollte nur Mensch unter Menschen sein, Berliner unter Berlinern. Wie weit ist mir das überhaupt gelungen? Wie habe ich es auszuwerten, dass dieses Deutschwerden, worum ich mich so fleißig bemüht habe, mich zu meinem Judentum wieder zurückschob wie zu einer unerfüllten Pflicht, die kein Vertagen mehr duldet?» (Auszug aus «Judenfetisch»).
 
Was bedeutet «Jüdischsein» heute? Deborah Feldman, von Holocaust-Überlebenden in den USA erzogen und ausgerechnet nach Deutschland emigriert, über einen Begriff, der immer auch eine Zuschreibung, eine Begrenzung, eine Projektion ist, im Negativen wie im Positiven. Ihre Auseinandersetzung mit ihrem kulturellen Erbe und der damit verbundenen Last beinhaltet auch das Bestreben, das Jüdischsein in etwas Grösseres, Diverseres, Humaneres einzubinden. Es ist ein Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit über Grenzen hinweg und eine Ermutigung an alle jene, die sich aus der Falle von Gruppenzwängen befreien wollen, um ihre Identität frei und selbstbestimmt zu definieren.

 

Deborah Feldman
Judenfetisch
Luchterhand Verlag, 2023
Hardcover mit Schutzumschlag,
272 S., CHF 34.90
ISBN: 978-3-630-87751-8

 

 

 

75 Jahre Konflikt Israel/Palästina in Nahost

 
1948  Am 14. Mai erklärt Israel die Unabhängigkeit. Am Tag danach greifen die Truppen der arabischen Staaten Ägypten und Syrien Israel an. Etwa 700.000 Palästinenser fliehen. Die Palästinenser gedenken der Flucht (al-Nakba) jährlich am 15. Mai.

 

1959  Gründung der Fatah, einer säkularen palästinensischen Guerillaorganisation, die den bewaffneten Kampf zur Erreichung der Unabhängigkeit Palästinas befürwortet.

 

1964  Gründung der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation), 1969 wird Fatah-Chef Jassir Arafat ihr Anführer.

 

1967  Sechstagekrieg. Israel führt einen Präventivschlag aus, um dem Angriff mehrerer arabischer Staaten zuvorzukommen und besetzt das Westjordanland, den Gazastreifen, die Golanhöhen und Ostjerusalem.

 

1973  Jom-Kippur-Krieg. Der Überraschungsangriff der ägyptischen und syrischen Armeen auf Israel endet mit einem Sieg Israels und einem von der Uno vermittelten Waffenstillstand.

 

1987  Gründung der Hamas, einer islamistischen palästinensischen Gruppierung, die von der libanesischen Hisbollah und dem Iran unterstützt wird.

 

1987-1993  Erste Intifada. Aufstand der Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen gegen die israelische Besatzung.

 

1993  Erstes Abkommen zwischen Israel und der PLO («Oslo I»). Beide Seiten erkennen sich erstmals offiziell an. Die Palästinenser erhalten Zusicherung der Selbstverwaltung in Westjordanland und Gazastreifen. Jerusalem oder israelische Siedlungen werden ausgeklammert.

 

1994  Gründung der Palästinensischen Autonomiebehörde.

 

2000-2005  Zweite Intifada, zahlreiche Terroranschläge. Israel zieht sich aus dem Gazastreifen zurück.

 

2007  Zwischen Fatah und Hamas brechen Kämpfe aus. Die Hamas gewinnt die Oberhand im Gazastreifen.

 

2021  Vorerst letzter militärischer Israel-Gaza-Konflikt.

 

2023  Brutaler Hamas-Terrorangriff auf Israel im Gazastreifen am 7. Oktober 2023  auf Zivilisten und Geiselnahme. Israel marschiert in Gaza ein und bombardiert die Hamas. Palästinenser fliehen in den Süden von Gaza. Erste Freilassungen der 240 Geiseln am 25. November in mehrtätiger Feuerpause. Netanyhu bekräftigt, den Krieg fortzusetzen, bis die Hamas ausgeschaltet ist. Weltweit erheben sich Proteste zugunsten der Palästinenser wegen der Bombardierungen Israels. Eine Zwei-Staaten-Lösung wird von den USA und im Westen  gefordert.

 

NACH OBEN

Literatur