FRONTPAGE

Editorial Nr. 51

Editorial Nr. 51

Juni 2015

 

Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Kunstinteressierte

 

Was können Sie im Juni auf Literatur & Kunst entdecken?

 

Über «Stil und Moral» philosophiert der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller Lukas Bärfuss. Wenn Sie auch etwas über die Schweiz erfahren möchten, sollten Sie dieses Buch lesen. Wallstein Verlag, Göttingen 2015.

 

In «Der leuchtend blaue Faden» schreibt die amerikanische Pulitzer-Preisträgerin Anne Tyler über alltägliche Dinge wie Ehe und Familie, aus denen man nicht so einfach rauskommt, mit denen man sich arrangieren muss. Eine Rezension von Ingrid Schindler. Kein & Aber Verlag, Zürich 2015.

 

Frank Stellas Werk, Malerei und Zeichnungen, stellt das Gegenwartsmuseum für Kunst in Basel vor. Ein Beitrag von Simon Baur. Einen Blick auf die Skulturenausstellung im Weiertal in Winterthur wirft Ingrid Schindler.

 

«Horizon beautiful» heisst der viel beachtete in Äthiopien spielende Film von Stefan Jäger mit dem Hauptdarsteller Stefan Gubser. Ein Interview von Rolf Breiner. Aktuelle Filmtipps.

 

Die «Bauschule am Polytechnikum Zürich» stellt Ihnen Fabrizio Brentini vor.

 

Rainer Werner Fassbinder war ein frühes Genie der Filmkunst, seine Werke sind jetzt im Martin-Gropius-Bau in Berlin neu zu entdecken. Ferner Streifzüge durch die Kunstszene in Berlin von Rolf Breiner.

 

Kennen Sie die nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum? Nicht? Dann wird es höchste Zeit, diese wunderbaren karibischen Inseln kennenzulernen… unsere Reportage über Kiel, Föhr und Amrum bringt Ihnen die norddeutschen Ferienorte näher… Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Junisommer!
Im Rahmen der Festspiele Zürich « GeldMachtLiebe – Shakespeare  und andere Gewalten»  vom 12. Juni -12. Juli 2015  Theater Neumarkt «Rosenkranz und Güldenstern sind tot» von Tom Stoppard

 

Hamlet light – Philosophie über Vergeblichkeiten und Gewissheiten

«Es muss einen Augenblick gegeben haben, gleich zu Anfang, da hätten wir noch Nein sagen können. Aber den haben wir irgendwie verpasst». Rosenkranz und Güldenstern, zwei Nebenfiguren aus Hamlet werden zu Hauptfiguren, die von der Königin Dänemarks zur Beobachtung des Prinzen bestellt werden und sie mit einem Brief nach England überbringen sollen.  Man schaut den beiden Protagonisten Rosenkranz (Martin Butzke) und Güldenstern (Meinolf Steiner), in der Regie von Wojtek Klemm, in ihrer Selbsreflexion zu, wie sie die Mühen der Ebenen erklimmen und sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, abrackern. Und durchaus sinnig über Vergeblichkeiten und Gewissheiten philosophieren, über die Sinnfrage eben, Sein oder Nichtsein, will sagen: das Sterben und den Tod, der sie erwartet, und der kommt vielleicht früher als gedacht.
BEREIT steht in grossen Lettern auf der Holzwand, die vielleicht auch das Brett vor dem Kopf signalisiert, dass wir oft blind für Vorgänge um uns herum zu sein scheinen. Mitten im Leben vom Tod umgeben. Hamlet, hier ein blonder Adonis  (Maximilian Kraus), erinnert eher an einen griechischen Jüngling und hält Zwiesprache mit einem Totenkopf, fuchtelt mit dem Schwert herum und versinkt wieder in ein Stilleben der Depressionen. Rosenkranz und Güldenstern, assistiert von zwei reizvollen Damen, die verschiedene Rollen interpretieren, mal Ophelia, mal die Königin (Janet Rothe) oder  die Schauspielerin der Wandertruppe  in Strapsen (Yanna Rüger), jedenfalls ist viel Bein und nacktes Fleisch zu sehen, nicht immer ist das auf die Pauke hauen auch erträglich, sowohl visuell als auch phonetisch. Es gibt witzige Dialoge und tiefschürfende Erkenntnisse, das lässt sich gut an, auch wenn das Ende Schiffbruch erleidet. Denn zuviel Getue ist manchmal zuwenig Substanz oder eine Überdosis, die schläfrig macht. Am besten hingehen und selbst schauen, alles eine Frage der Interpretation! Shakespeare – wie es Euch gefällt!
Premiere 18. Juni 2015, bis 4. Juli 2015. www.theaterneumarkt.ch

 

 
Herzlich

Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin

 

Editorial