FRONTPAGE

«Kunst am Bau: Der Mehrwert der Architektur»

 

 

Blanca Blarers Werk lässt sich nicht in Kategorien zwingen. Die neun Kunst-und- Bau-Projekte, die in ihrem Buch vorgestellt werden, zeigen eine schillernde Vielfalt von Themen und Techniken. Einige Werke sind als Kunstinterventionen erkennbar, andere sind integraler Bestandteil eines Gebäudes und erst bei näherem Hinsehen zu identifizieren. Dennoch ist allen Arbeiten gemeinsam, dass sie die Architektur um einen Mehrwert bereichern, der weit über deren funktionale Ebene hinausweist.

Blanca Blarer erläutert ihre Ausgangslage und Fragestellung zum GARDE-CORPS – Geländer im Restaurant Blu, Waschanstalt, Zürich Wollishofen:

«In der ‚Wöschi’-Überbauung in Zürich-Wollishofen befindet sich das Restaurant an der Stirnseite des am Seeufer gelegenen Gebäudekörpers. Die Lage ist bemerkenswert: am Ufer gelegen, mit Blick auf das Zürcher Seebecken. Als wollte er dem speziellen Ausblick seine Reverenz erweisen, präsentiert sich der Innenraum des Restaurants nüchtern und sehr klar, zweistöckig, mit zurückversetztem Galerie-geschoss und mit grossen Glasfronten.

Mein Auftrag war es, dieses karge Interieur mit einem Element zu bespielen, das dem Raum einen eigenen und besonderen Charakter verleihen sollte. Die Architekten bezeichneten das noch unbekannte Objekt gleich von Anfang an als ‚Kronleuchter’ – und damit war die glänzende und kostbare Konnotation bestimmt.

Anschlussmöglichkeiten:
Meine Herausforderung bei einer Kunst-und-Bau-Intervention lag (und liegt nach wie vor) in der Findung von Anschlussmöglichkeiten. Mir ging es vor allem darum, diesen Kronleuchter, dieses ‚leuchtende Ding’ aus dem gegebenen Raum heraus entstehen zu lassen, es in selbstverständlicher Weise an die Architektur anzubinden. Mit dieser Absicht bin ich in die Entwurfspläne und in den Rohbau eingestiegen, um einen Ansatz zu finden, von dem aus ich künstlerisch weiterfahren wollte.
Die Anschlussstelle war die Grundrisszeichnung des Galeriegeschosses. Die Linie umgibt beinahe den ganzen Baukörper, zieht sich um und durch die Wohnungen und liesse sich in den ersten Stock des Restaurants weiterführen. Die Linie umgibt beinahe den ganzen Baukörper, zieht sich um und durch die Wohnungen und liesse sich in den ersten Stock des Restaurants weiterführen. Ich habe diese Linie in meiner Vorstellung als Perlenschnur gelesen, sie bis in das Galerie-geschoss des Restaurants fortgesetzt und sie dort, im öffentlichen Teil des Gebäude-körpers, an der Stelle des Brüstungs-geländers mit einem wertvollen Verschluss versehen.»

Das erste Buch über Blanca Blarers Schaffen dokumentiert in Text und Bild detailliert die Kunst-am-Bau-Arbeiten aus dem vergangenen Jahrzehnt von 1999 bis 2010. Jedes Projekt wird ausführlich vorgestellt, mit Fotografien, Skizzen, Texten und Plänen, die die Funktionsweise erklären.
Die Texte stammen von Blarer selbst sowie der Architekturkritikerin Judit Solt, Chefredaktorin der Zeitschrift TEC21. Zudem gibt es Interviews mit der Künstlerin und wechselnden Gesprächspartnerinnen und – partnern, die unterschiedliche Aspekte ihrer Kunst reflektieren: mit der Kunst- und Kulturvermittlerin Agathe Nisple, der Philosophin und Psychoanalytikerin Annemarie Litschgi, dem agps-Architekten Reto Pfenninger und Philip Urspung, Professor für moderne und zeitgenössische Kunst an der Universität Zürich.

 

Blanca Blarer, geboren 1963 in Zürich, lebt in Zürich. Sie studierte 1983-1989 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und lebte von 1990-1998 in Barcelona. Seit 1997 ist Blarer Gastkritikerin und Gastreferentin an verschiedenen Hochschulen. Sie hat zahlreiche Kunst-und-Bau-Projekte in Kooperation mit dem Büro agps architecture verwirklicht.

 

Buchpräsentation:
Dienstag, 3. Mai 2011, 19 Uhr, im Sphères,
Hardturmstrasse 66, 8005 Zürich.

 

 

Blanca Blarer. Das eigene Mass.
Herausgegeben von Blanca Blarer. Scheidegger & Spiess 2011. Beiträge von Blanca Blarer, Annemarie Litschgi, Agathe Nisple, Reto Pfenninger, Judi Solt und Philip Ursprung. 240 S., geb., 115 farbige und 37 s/w Abb., 14 Pläne, 17×24 cm. ISBN 978-3-85881-258-2 CHF 49.00. 41.00 Euro www.scheidegger-spiess.ch

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