«Moderner Klassiker: bauhaus imaginista – die globale Rezeption bis heute»
Das Bauhaus fasziniert bis heute: die globale Interpretation dieser Ikone der europäischen Moderne wird in einer neuen Publikation zur zentralen Ausstellung zum Jubiläum «100 Jahre Bauhaus» thematisiert. Drei neue Museen in Weimar, Dessau und Berlin sollen zudem den visionären Geist der Avantgarde unter Beweis stellen.
In der Geschichte von Kultur, Architektur, Design und Kunst des 20. Jahrhunderts nimmt das Bauhaus eine zentrale Rolle ein. Seine Ideen verbreiteten sich weltweit, korrespondierten mit lokalen Ausprägungen der Moderne und wurden in die jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte übersetzt und weiterentwickelt. Als Begleitbuch zur umfassenden Ausstellung im «Haus der Kulturen der Welt» in Berlin und im «Zentrum Paul Klee» in Bern verfolgt bauhaus imaginista die internationale Wirkung der Bauhaus-Praxis und -Pädagogik vor dem Hintergrund der geopolitischen Veränderungen im 20. Jahrhundert.
Ausgehend von einem mehrjährigen Forschungsprojekt zeigt der reich illustrierte Band erstmals in diesem Umfang die Rezeptionsgeschichte des Bauhaus und dessen globale Ausstrahlung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem wechselseitigen Austausch des Bauhaus, seiner Studierenden und Lehrenden mit aussereuropäischen Entwicklungen der Moderne wie etwa in Indien, China, Russland, Brasilien und den USA.
Weltweit geht das bauhaus imaginista den zahlreichen, bislang bei uns oft unbekannten künstlerischen Impulsen und Spuren nach, bei denen das Bauhaus als Katalysator gewirkt hatte.Auf einer Tour über vier Kontinente hat Bauhaus imaginista unterschiedliche Positionen zur (vor-)modernen Formensprache, zu reformpädagogischen Ansätzen und zu migrationsbedingten Weiterentwicklungen in der Alltagsgestaltung zusammengetragen. Es zeigt so ein komplexes Beziehungsgeflecht, das von Johannes Ittens Einfluss auf die japanische Gestaltungslehre bis hin zur Auseinandersetzung der Bauhäusler mit indigenen Produktionsweisen erzählt und auf diese Weise einen neuen Blick auf die weltweiten Interdependenzen der Moderne eröffnet.
Zum Blick in die Geschichte gehört umgekehrt auch die Frage nach der Relevanz des Bauhaus heute: Das Kapitel „Still Undead“ reflektiert insbesondere das Zukunftspotential des Bauhaus und überprüft, inwiefern sich dieses in der zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung fortschreibt. „Still Undead“ kann daher zweideutig gelesen werden: Ist das Bauhaus längst einzuordnen in das erinnerungsrituell erstarrte Reich der Untoten? Oder wirken die vor 100 Jahren entstandenen Ideen und Methoden – gerade wegen der vielschichtigen internationalen Beziehungen – bis in unsere Gegenwart hinein?, fragt die Künstlerische Direktorin Hortensia Völckers, Kulturstiftung des Bundes.
Die fraglos interessante Publikation wirft spannende Fragen auf und informiert ausführlich über die Zeitgenossenschaft der Bauhäusler bis zur globalen Interaktion, über Austausch und Begegnung, aber auch von Irritationen und Verwerfungen und der Suche nach kultureller Artikulation unter den Bedingungen eines ständigen Ablösens der Artefakte und Ideen von lokalen Zusammenhängen.
Mit Beiträgen von Kader Attia, Elissa Auther, Suchitra Balasubrahmanyan, Regina Bittner, Gavin Butt, Helena Čapková, Beatriz Colomina und Mark Wigley, Anshuman Dasgupta, Magdalena Droste, Zvi Efrat, Fabienne Eggelhöfer, Elvira Espejo, Thomas Flierl, Bené Fonteles, Luca Frei, Hilde Heynen, Christian Hiller, Tom Holert, Yoshimasa Kaneko, Ailton Krenak, Eduard Kögel, Susanne Leeb, Mohamed Melehi, Partha Mitter, Wendelin van Oldenborgh, Marion von Osten, The Otholith Group, Adrian Rifkin, Daniel Talesnik, Paulo Tavares, Virginia Gardner Troy, Hiromitsu Umemiya, Melissa Venator, Grant Watson und Zoe Zhang
Herausgeber:
MARION VON OSTEN ist eine international tätige Kuratorin, Wissenschaftlerin und Autorin und lebt in Berlin. Seit 2014 ist sie künstlerische Leiterin und Kuratorin des Ausstellungsprojektes bauhaus imaginista zusammen mit Grant Watson.
GRANT WATSON lebt und arbeitet als Kurator und Forscher in London, wo er am Royal College of Art einen Lehrauftrag hat. Zusammen mit Marion von Osten ist er seit 2016 für das Projekt bauhaus imaginista verantwortlich.
bauhaus imaginista –
die globale Rezeption bis heute
Herausgegeben von Marion von Osten und Grant Watson
Scheidegger & Spiess, 2019
Geb., 312 Seiten, 193 farbige und 13 sw Abb.
24 x 30.5 cm
CHF 65
ISBN 978-3-85881-623-8
«NAHE FERNE – Sakrale Aspekte im Prisma der Profanbauten von Tadao Ando, Louis I. Kahn und Peter Zumthor»
«Im Grunde stellt genau das die wichtigste Problematik gegenwärtiger Architektur dar: Wie erzeugt man ‹mehr› als das, was nur den konkreten Gegebenheiten geschuldet ist?».
Ivica Brnić
Die Sphäre des Sakralen lässt sich nur unter Einbezug unterschiedlicher Forschungsdisziplinen und ungewöhnlicher Begriffswerkzeuge erschliessen.
In Gestalt des Sakralbaus repräsentierte es jahrhundertelang die höchste aller architektonischen Gattungen, die alle Künste in sich vereinte. Die funktionale Differenzierung der säkularisierten Kultur hat das Sakrale jedoch in den Hintergrund gedrängt.
Die meisten Menschen kennen die besondere Ausstrahlung sakraler Gebäude. Worin liegt diese Wirkungsmacht? Lässt sich die Qualität des Sakralen begrifflich und formal dingfest machen? Das vorliegende Buch greift diese Fragen auf und spürt der wechselseitigen Durchdringung von sakraler und profaner Architektur unter vielfältigen Aspekten nach.
Mit dem Fokus auf die alltägliche Praxis des Bauens beleuchtet der Autor das geschriebene und gebaute Werk des deutschen Architekten Rudolf Schwarz. Dabei wird auch das vermeintlich «Unsagbare» anhand profaner Bauten von Louis I. Kahn, Tadao Ando und Peter Zumthor zur Sprache gebracht.
Die Publikation «Nahe Ferne» untersucht das Sakrale in der profanen Architektur der Gegenwart. Einem optischen Prisma gleich lässt es ein weites Spektrum von Disziplinen zu Wort kommen, neben der Geschichte und Theorie der Architektur auch Anthropologie, Theologie, Philosophie und nicht zuletzt die Kognitionsforschung.
Nach einer einleitenden Genealogie und Betrachtungen zum Sakralen im Werk des bedeutenden Kirchenbauers Rudolf Schwarz (1897–1961) werden drei symptomatische profane Bauwerke in Text und Bild vorgestellt: die Phillips Exeter Academy Library von Louis I. Kahn in Exeter/USA, Tadao Andos Konferenzpavillon auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein und die Therme Vals von Peter Zumthor.
Eine äusserst anregende, sorgfältig gestaltete tiefgründige Lektüre über die Hintergründe des sakralen und profanen Bauens.
Ivica Brnić
Nahe Ferne
Park Books, 2019
broschiert, 256 Seiten, 76 farbige und 159 sw Abb.
18 x 27.5 cm
CHF 39
ISBN 978-3-03860-121-0