FRONTPAGE

«Le Corbusier. Hans Josephsohn. Pop-Art»

Von Ingrid Isermann

 

Le Corbusier als Designer und Innenarchitekt: eine neue Publikation präsentiert sämtliche Möbelentwürfe und Interieurs, neu entdecktes und nie veröffentlichtes Material, von Arthur Rüegg kenntnisreich kommentiert, zum 125. Geburtstag von Le Corbusier.

Le Corbusier, wer denkt da nicht zuerst an die stilvollen Stahlrohr-Ledersofas oder an die gigantischen Wohnmaschinen in Chandigarh oder Marseille? Ebenso wie der Architekt und Städteplaner Le Corbusier, wurde auch der Designer Le Corbusier oft auf wenige Facetten seines vielfältigen Schaffens reduziert.
Le Corbusier, am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds im Kanton Neuenburg als Charles-Édouard Jeanneret-Gris  geboren, war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen neue Ideen auch Kontroversen auslösten und teilweise bis heute umstritten sind. Sein Pseudonym Le Corbusier nahm er in Anlehnung an die Namen seines Ururgrossvaters wie auch seines Lehrmeisters Charles l’Éplattenier zu Beginn der 1920er Jahre in Paris an.

Der jetzt vorliegende ausführliche Werkkatalog des profunden Corbusier-Kenners Arthur Rüegg wird manches Klischee ausräumen und gibt einen ausgezeichneten Überblick in das Gesamtkunstwerk von Le Corbusier.

 

 

La Chaux-de-Fonds feiert 125 Jahre Le Corbusier
Seine Heimatstadt ehrt den berühmten Sohn (1887-1965) mit zahlreichen Veranstaltungen; im Musée des beaux-arts ist die Ausstellung «L’Expérience de la Ville» zu sehen, in der die drei Schweizer Fotografen Yann Amstutz, Matthieu Gafsou und Milo Keller ihre eigenen Bilder der Le-Corbusier-Stadt zeigen.
Auf dem Programm stehen geführte Touren durch La Chaux-de-Fonds, die von Le Corbusier für seine Eltern entworfene Villa Maison Blanche sowie Filmvorführungen. Le Corbusier war der erste Architekt des Stahlbetons, die von ihm erbaute Wallfahrtskapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp/F erlangte Weltruhm.

In seinem Schaffen ging Le Corbusier als Maler und Möbelgestalter von Kubismus und Purismus aus und versuchte, «die Malerei in den Rahmen der Architektur einzuspannen».
Seine Bilder spiegelten den Willen zu einer neuen Ordnung wider, «die ganz und gar auf Zahlen und Geometrie, also auf dem Intellekt, fusst», wie es ein Kritiker formulierte. So entstanden «mit maschineller Präzision vorfabrizierte technische Objekte».

 

Construire L’image et la photographie. Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fongs, bis 13. Januar 2012. www.lecorbusier2012.ch

 

 

Arthur Rüegg
Unter Mitarbeit von Klaus Spechtenhauser
Le Corbusier. Möbel und Interieurs 1905–1965
Scheidegger & Spiess, 2012
416 Seiten, geb., 554 farbige und 313 sw Abbildungen
24 x 30.5 cm
CHF 180.00. Euro 160.00
ISBN 978-3-85881-345-9
In Zusammenarbeit mit der Fondation Le Corbusier, Paris

Arthur Rüegg
Geboren 1942 in Bülach, Kanton Zürich, emeritierter Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich, Autor und Herausgeber diverser Bücher, u.a. über Le Corbusier. Studium der Architektur an der ETH Zürich 1961–1967. 1971–1998 mit Ueli Marbach Architekturbüro in Zürich.

 

 

 

«Der Bildhauer Hans Josephsohn»
Im Gedenken an Hans Josephsohn, der 2012 in Zürich verstorben ist, gibt die erste grosse Monografie über den Bildhauer Hans Josephsohn (1920-2012) seinem herausragenden Werk den gültigen Platz in der Kunstgeschichte.
Hans Josephsohn, 1920 in Königsberg geboren, flüchtete 1938 vor den Nationalsozialisten nach einem Studienaufenthalt in Florenz nach Zürich, wo er Schüler des Bildhauers Otto Müller wurde. Josephsohn hat in über 60 Jahren ein Werk geschaffen, das abseits aller Modetrends eine unvergleichliche Sensibilität für seine Zeit besitzt. Seine monumentalen Plastiken wie auch die fragilen Gipsfiguren in seinem Atelier sind Form gewordene Chiffren für seine Auseinandersetzung mit den Zeitläuften, seinem schicksalhaften Lebensweg und den Zufällen der Existenz. Die umfassende Monografie zeigt die spannungsvolle Ruhe dieses Werks, das für viele junge Künstler auch heute Inspiration und Leitstern ist.
«Hans Josephsohn stellt still und unermüdlich die Frage nach dem Bild vom Menschen und besteht dabei mit gelassenem Eigensinn darauf, dass dieses nur im Körper zu finden sei, nicht in seiner Imago, in seiner Zeichenhaftigkeit, sondern in seiner irreversiblen Schwere und Materialität. Der Mensch ist bei Hans Josephsohn Körper, alles drückt sich in diesem Körper aus, die Gedanken, Gefühle, die Sehnsüchte und Ängste, die Geschichten und Erwartungen, es gibt nichts jenseits dieses berührbaren Körpers, vor allem gibt es keine Wahrheit, die ausserhalb von ihm wäre», so Gerhard Mack.
Am 21. August 2012 ist der bedeutende Bildhauer Hans Josephsohn im Alter von 92 Jahren in Zürich gestorben.

 

Die Monografie umfasst Kindheit und Jugend in Königsberg; Neoklassische Plastik in der Schweiz; Lehrjahre bei Otto Müller; Das Atelier an der Bergstrasse; Die Reduktion der Bildhauerei; Die Wiedergewinnung der Körperlichkeit; Plastische Reliefs, Halbfiguren und Liegende; Glück und Missverständnis der späten Rezeption.

 

Im Kesselhaus Josephsohn sind Werke von Hans Josephsohn in einer ständigen Ausstellung zu sehen.

 

Aktuelle Ausstellung:

HAUSER&WIRTH

JOSEPHSOHN

Private View

22. November 2012 – 19. Januar 2013

196A Piccadilly – LONDON W1J 9DY

www.hauserwirth.com

 

 

Barbara Hampel, Gedichte zu Josephsohn

Die Leichtigkeit in der Schwere,
die haltbare Sicht verwandelt
den Standpunkt im Gewicht
des anderen.

Es ist ein Licht in der Geschichte,
die Aufbrüche behandelt es mit Glanz.
Klang und Resonanz der Stille, was
uns ansieht, berührt das Verstehen.

 

-> Barbara Hampel

 

 

Gerhard Mack.
Hans Josephsohn
Fotografien von Georg Gisel
Scheidegger & Spiess, 2005
296 Seiten, geb., 136 farbige und 92 sw Abbildungen
20 x 27 cm
CHF 98.00 EUR 95.00
ISBN 978-3-85881-163-9

Gerhard Mack
Geboren 1956, seit 2002 Kulturredaktor NZZ am Sonntag. Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften. Journalistische Tätigkeit u. a. für Die Weltwoche, Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung, Kunstbulletin, art; Aufsätze und Publikationen zu Kunst und Architektur, Literatur und Theater.

 

 

«Pop Art Design – von Andy Warhol bis Charles Eames»

Pop-Art ist omnipräsent und prägt die kulturellen und medialen Symbole bis heute. Design und Kunst standen in ständigem Dialog, dem das Vitra-Design-Museum nun erstmals eine umfassende Ausstellung widmet. Werke von Künstlern wie Andy Warhol, Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein oder Judy Chicago werden Designobjekten von Charles Eames, GeorgeNelson, Achille Castiglioni oder Ettore Sottsass gegenübergestellt.

 

Die Ausstellung beginnt mit einem Prolog, der verdeutlicht, wie sich viele Gestaltungselemente der Pop-Art schon lange zuvor herausbildeten. So vertraten Designer wie Raymond Loewy in den USA bereits seit den 1930er Jahren eine neue, kommerziellere Auffassung von Design, die Werbung und Bildhaftigkeit zentrale Bedeutung einräumte. Zugleich entwickelte das Design als neue Disziplin eine Autonomie und Freiheit, die es zum Katalysator neuer künstlerischer Ideen machte.

Dies zeigte sich in den USA an den Möbeln von Charles und Ray Eames oder George Nelson, die zunehmend wie Skulpturen konzipiert waren, oder an der Arbeit Alexander Girards, der sich für Textilentwürfe und Interieurs an Populärkulturen orientierte. In Europa wiederum warb die Firma Olivetti schon zu Beginn der 1950er Jahre mit Plakaten im Stile der Pop-Ära, während der italienische Designer Achille Castiglioni, seinerseits inspiriert von Marcel Duchamp, Möbel aus industriellen Ready-Mades entwickelte. Umgekehrt waren in der bildenden Kunst die Vorläufer der Pop-Art eng mit dem Design verflochten. So begannen in den 1950er Jahren viele spätere Pop-Art Künstler ihre Laufbahn im Design.

Ergänzt wird die Ausstellung um weiterere Exponate wie Plattencover, Magazine, Filme und Aufnahmen zeitgenössischer Interieurs. Fünfzig Jahre nach der offiziellen Deklaration der Pop-Art in einer Konferenz des New Yorker Museum of Modern Art zeichnet die Ausstellung „Pop Art Design“ ein neues Bild der Pop-Art, in dem das Design erstmals eine zentrale Rolle spielt. Andy Warhol arbeitete beispielsweise als Modeillustrator und Robert Rauschenberg als Schaufensterdekorateur. Die Künstler Robert Indiana oder Judy Chicago wiederum suchten nach Anregungen in der Volkskunst, ähnlich wie zuvor die Designer Alexander Girard und Ettore Sottsass.

Hier macht die Ausstellung deutlich, dass die Pop-Art alles andere als ein homogenes Phänomen war, sondern dass sie eine Vielzahl unterschiedlicher Positionen zusammenfasste. So entdeckten Künstler wie Jasper Johns und Ed Ruscha eine neue Wirklichkeit vor allem in der Flut von Künstlichkeit und Oberflächlichkeit der medialen Klischees, der Franzose Raymond Hains oder der Amerikaner Claes Oldenburg arbeiteten mit dem Vertauschen von Proportionen und Dimensionen – Methoden, die in Entwürfen von Gaetano Pesce oder Studio 65 später weiter verfolgt wurden (bis 3. Februar 2013).

Die Ausstellung wird anschliessend in Humlebaek und in Stockholm gezeigt.

(Kurator Mathias Schwartz-Clauss)

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Pop Art Design, Hrsg. Mateo Kries, Mathias Schwartz-Clauss, 272. S., 325 Abb., Euro 69.90.

 

Vitra-Design-Museum

Weil am Rhein,

info@design-museum.de, www.design-museum.de

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