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«Victor Vasarely – Die Wiederentdeckung des Malers»

 

 

Wer kennt sie nicht, die betörenden, psychedelischen Op-Art-Bilder von Viktor Vasarely? Jetzt präsentiert das Museum Haus Konstruktiv die langersehnte Ausstellung «Victor Vasarely – Die Wiederentdeckung des Malers». Die von Serge Lemoine kuratierte Ausstellung zeigt mit hochkarätigen Leihgaben aus bedeutenden Privatsammlungen und international renommierten Museen das Talent eines aussergewöhnlichen Malers auf, dessen Werk in den letzten Jahren zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

 

 
Vasarely, geboren 1906 im ungarischen Pécs (gest. 1997 in Paris) experimentierte bereits während seines Studiums an der Kunstschule Mühely, dem sogenannten Budapester Bauhaus, mit räumlichen Effekten. Nach seiner Übersiedlung nach Paris im Jahr 1930 arbeitete er als Werbegrafiker und begann gleichzeitig mit der Ausformulierung seiner künstlerischen Formensprache. Als Zeitgenosse der Zürcher Konkreten Max Bill, Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Verena Loewensberg stand Vasarely deren Kunstauffassung nahe. Am Ende der 1940er Jahre schlug Vasarely jedoch einen anderen Weg ein. Serge Lemoine schreibt dazu, dass Vasarely «der Komposition den Vorzug gab, den Beziehungen und Kontrasten, dem Spiel der Farbtöne, und integrierte mehr und mehr die Phänomene der Wahrnehmung in sein Schaffen».
Vasarely selbst benannte das Jahr 1947 als dasjenige, in dem er sich der Abstraktion verschrieb: «Erst 1947 offenbarte sich mir das ‹Abstrakte› wirklich und wahrhaftig – als ich erkannte, dass die reine Form-Farbe die Welt zu bedeuten vermochte.» Die Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv umfasst den Zeitraum von 1947 bis 1974, welcher von verschiedenen Schaffensperioden gekennzeichnet ist, die zum Teil als parallel generierte Werkprozesse betrachtet werden müssen: «Belle-Isle», «Godres-Cristal», «Denfert», «Schwarz-Weiss/Kinetik», «Planetarische Folklore», «Permutation», «Vonol», «Vega», «Hommage à l’Hexagon». Im Erdgeschoss des Museums werden diese Schaffensphasen in einer repräsentativen Auslegeordnung vorgestellt.

 

Während der Künstler in den Werkgruppen «Belle-Isle» und «Gordes-Cristal» (1947–60) Gegenstandsmotive abstrahierte (z.B. Kieselsteine, Muscheln, Fenster und Stadtsilhouetten im Gegenlicht), interpretierte er in den «Denfert»-Arbeiten (1947–58) die feinen, abstrakten Krakelüren der Kacheln in der Metrostation Denfert-Rochereau als eine Art Landschaft. 
Die Zeitspanne 1951–54 gilt als jene, in der sich der Künstler ausschliesslich mit Schwarz-Weiss-Kompositionen beschäftigte und in der zugleich seine ersten «kinetischen Tiefenbilder» entstanden: übereinander montierte Plexiglasscheiben mit schwarz-weissen Kompositionen, die spezifische räumliche Wirkungen erzeugen. Während die «kinetischen Tiefenbilder» eine reale Bewegung des Betrachters animieren, sind die zweidimensionalen strukturellen Überlagerungen für die Aktivierung des Sehprozesses und eine generelle Verunsicherung der Perzeption entwickelt. Bei Letzteren ist das Bewegungsmoment vor allem virtueller Natur.

 

Tendenz zum Zweidimensionalen

Die Tendenz zum Zweidimensionalen fand in den Bildern der Periode «Panetarische Folklore» und den aus «plastischen Einheiten» zusammengesetzten Kompositionen der 60er Jahre eine konsequente Fortführung. Im Jahr 1959 liess sich Vasarely das System «unités plastiques» patentieren, ein System das die Basis nahezu unbegrenzter formaler und farblicher Variationen bildet. Hierfür stanzte er aus einem farbigen Quadrat runde, ovale, quadratische, röhrenförmige oder dreieckige Formen und montierte in die Ausstanzung ein jeweils kontrastfarbiges Äquivalent.

Mittels Permutation von Farben und Formen kreierte er so eine unendliche Vielfalt an formalen Kombinationen, die dazu dienen sollten, die Netzhaut «in Schwingungen zu versetzen» (Vasarely). Dieses «plastische Alphabet» entspricht einer Vorstellung von Kunst, bei der nicht die künstlerische Handschrift im Vordergrund steht, sondern die Trennung zwischen Idee und praktischer Ausführung. Die Idee vom Original hinterfragte Vasarely insofern, als er die Ausführung seiner Werke seinen Mitarbeitern überliess und sich auf die Überwachung des Entstehungsprozesses konzentrierte. Der Künstler selbst konzipierte das jeweilige Werk als Prototyp («Ausgangs-Prototyp»), der seriell vervielfältigt werden konnte und eine Umsetzung als Gemälde, Serigrafie, Relief, Skulptur oder dreidimensionales Objekt ermöglichte. Vor diesem Hintergrund kann Victor Vasarely, der als Schlüsselfigur der Op Art in der Kunstgeschichte seinen festen Platz eingenommen hat, durchaus auch als Vorläufer der Konzeptkunst betrachtet werden.
Vasarelys Karriere erreichte ihren Höhepunkt in den 1970er Jahren. Die enorme Nachfrage nach seinen Werken bediente der Künstler nicht zuletzt mittels Editionen und Multiples. Die damit einhergehenden Diskussionen um Aura, Echtheit und Wert eines Kunstwerkes markierten den Anfang seines Karriereendes. Paradoxerweise legte eben jene konzeptuell bestimmte Abschaffung der handwerklichen Autorenschaft dafür den Grundstein.

Museum Haus Konstruktiv. Veranstaltungen und Führungen unter: www.hauskonstruktiv.ch

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache im Verlag Silvana Editoriale, Mailand. Mit Texten von Serge Lemoine, Domitille d’Orgeval und Interviews von Serge Lemoine mit Julio Le Parc, Vincent Baby mit Vera Molnar und Marianne Le Pommeré.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Musée d’Ixelles, Brüssel, und EMMA – Espoo Museum of Modern Art, Espoo, kuratiert von Serge Lemoine.

27. Februar bis 18. Mai 2014

 

 

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Andreas Fogarasi – Vasarely Go Home

Eine Kooperation mit GfZK, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig.

Parallel zu «Victor Vasarely – Die Wiederentdeckung des Malers» zeigt das Museum Haus Konstruktiv die Ausstellung «Vasarely Go Home», in der sich der österreichische Künstler Andreas Fogarasi (1977 geb. in Wien und dort ansässig), mit Victor Vasarelys Œuvre, dessen Rezeption und Vereinnahmung durch die ungarische Kulturpolitik der späten 1960er Jahre auseinandersetzt.

27. Februar bis 18. Mai 2014

 

 

 

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Delphine Chapuis-Schmitz – 48. There are things that I want to do but until they have a place they remain necessarily vague and indeterminate. Kuratiert von Sabine Schaschl.

Delphine Chapuis-Schmitz (geb. 1979 in Boulogne-Billancourt, Frankreich, lebt in Zürich) konzipiert für den Zeitraum zwischen März und Anfang September 2014 ein künstlerisches Projekt mit Audioguides. Das Gerät wird den Besuchern am Empfang des Museums zur Verfügung gestellt und gibt ihnen die Möglichkeit, einen eigenen Parcours durch das Gebäude zu wählen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Audioguides, die sich mit Bildbeschreibungen und Hintergrundwissen zur Ausstellung jeweils direkt auf die Exponate beziehen, wird die Intervention der Künstlerin und promovierten Philosophin die Ausstellungs- und Rezeptionsbedingungen im Museum selbst in den Fokus rücken: Als Medium der Interaktion regen die gesprochenen Beiträge sowohl eine neue Auseinandersetzung mit dem Raum an als auch das Erforschen und Verschieben von Sehgewohnheiten und das Aufbrechen von Erwartungshaltungen. Die Worte hallen nach, begleiten die Besucherinnen und Besucher während ihres Rundgangs durch das Museum – und lassen eine Ausstellung im Kopf entstehen.

27. Februar bis 7. September 2014

 

 

Veranstaltungshinweis:

Round Table. Von der Kunstproduktion in die Sammlung: zwischen Unikat und Masse.

Mit Thomas Bechtler, Sammler; Stefan Burger, Künstler; Peter Kilchmann, Galerist;

Sabine Schaschl, Direktorin Museum Haus Konstruktiv; Beat Zoderer, Künstler.

Moderation: Samuel Herzog, NZZ Feuilleton.

 

Museum Haus Konstruktiv, Selnaustrasse 25, 8001 Zürich. www.hauskonstruktiv.ch. T. +41 (0)44 217 70 80.

 

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