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«Weltweit vernetzt: die Freitag-Taschen»

Von Ingrid Isermann

Man sieht sie überall. Auf dem Velo, im Tram, im Zug, unterwegs beim Einkauf, von Zürich über New York bis Tokio – die Freitag-Taschen aus Lastwagenplanen. Eine geniale Idee, die um die Welt geht, die zwei Brüder hatten, Daniel und Markus Freitag. Die Grafik-Design studierten und lernten, wie man das umsetzt anhand von Taschen, die nach ihnen benannt sind. Jetzt die grosse Gesamtschau im Museum für Gestaltung Zürich.

Die Machart ist simpel, die Idee nicht. Darauf muss man erstmal kommen. Nichts Spektakuläres, und dann doch spektakulär, gebrauchte Lastwagenplane reloaded und transformiert. Und die Freitag-Familie wächst täglich. Don’t think twice, it’s alright! Und ist das etwa keine Kunst?

 

Und da stehen sie nun, die zwei schlaksigen Brüder aus der Schweiz, die ihre Idee in alle Welt exportieren. Wetterfeste Ideen kreierten die wetterfesten Taschen. Der Groove kommt an. Und es wird stetig exportiert, mit steigenden Umsatzzahlen.

 

Im Museum für Gestaltung findet die erste Gesamtübersicht der Freitag-Taschen statt, die danach auf Wanderschaft geht.

Die Freitag-Brüder produzieren seit 19 Jahren individuelle Taschen aus gebrauchten Lastwagenplanen und sind mittlerweile weltweit bekannt. Die Ausstellung «FreitagOut of the Bag» stellt das Unternehmen vor, das 2011 bereits 130 Mitarbeitende zählt und in der Fabrik in Zürich Nord rund 390 Tonnen LKW-Planen verarbeitet und weltweit 300 000 Produkte in neun eigenen Läden bei 400 Absatzpartnern und im Online-Shop verkauft.

 

 

Recycling
1993 suchen die beiden Grafik-Designer Markus und Daniel Freitag nach einer funktionellen, wasserabweisenden und robusten Tasche für ihre Entwürfe, damit auch Velofahrten im Regen ohne Folgen bleiben. Durch den ständig brausenden Schwerverkehr, der täglich an ihrer Wohnung vorbeirauschte und über die Zürcher Transitachse brummte, kamen die Brüder auf die Idee, eine Tasche aus gebrauchten LKW-Planen, Veloschläuchen und Autogurten herzustellen. So entstanden die ersten FREITAG-Taschen, ein Credo für einen nachhaltigen Lifestyle.

 

Ebenfalls inspirieren liessen sich die Brüder durch die Containerschiffe im Hamburger Hafen, «mit der speziellen Atmosphäre, die uns gefallen hat», sagen sie an der Pressekonferenz im Museum für Gestaltung, und dass sie auch verbindliche Beziehungen zu Japan pflegen, wo schon eine kleine Ausstellung stattfand.

«Freitag-Taschen sind ein Volkssport», meinen die Brüder selbstbewusst und scheinen damit richtig zu liegen. Auch im Trend des ökologischen Bewusstseins und des Recyclings.

 

Das Musem für Gestaltung richtet den Fokus auf das Making-Of und die Geschichte des Unternehmens. Gezeigt werden Prototypen und Materialexperimente, unveröffentlichte Kollektionen, frühe Verpackungen, Hänge-Etiketten und Labels. Fotos und Filme erzählen von ausgelassenen Parties, Medienberichte und Fanpost lassen die Verbreitung und Verehrung über Zürich hinaus aufscheinen.

 

 

Ausstellungsgespräche:

Mittwoch, 9. Mai 2012, 18 Uhr
«Die Identität von Freitag ist gewachsen»
Daniel Freitag, Gründer und Kreativdirektor Freitag

 

Mittwoch, 18. Juli 2012, 18 Uhr
«Die Geschichte von der Tasche zur Marke»
Markus Freitag, Gründer und Kreativdirektor Freitag

 

 

Podiumsgespräch:

Freitag, 29. Juni 2012, 18 Uhr
«Was die Kreativwirtschaft kann und was sie wirklich braucht»

 

Einleitung: Corine Mauch, Stadtpräsiddentin
Moderation: Christoph Weckerle, Direktor Dept. Kulturanalysen und Vermittlung ZHdK

Mit Markus Freitag, Simon Grand, Akademischer Direktor RISE Management Research, Universität St. Gallen; Christoph Backes, Direktor u-Institut, Bremen;
Jacqueline Otten, Direktorin Dept. Design ZHdK.

 

Die Publikation:

 

 

FREITAG

Ein Taschenbuch

Herausgeber Museum für Gestaltung Zürich

Lars Müller Publishers

11,6 x 17,8 cm, 280 Seiten, 310 Abbildungen, Softcover

ISBN 978-3-03778-278-1, Englisch
ISBN 978-3-03778-289-7, Deutsch

Englisch, EUR 25,00 / CHF 30,00

Deutsch, EUR 25,00 / CHF 30,00

 

Eine Erfolgsstory:
„1993 waren wir zwei velofahrende Designer, die in Zürich direkt neben der Stadtautobahn lebte. Aus unserem Küchenfenster schauend, fanden wir eines Tages, man könnte aus den dreckig-schönen 100 000-Meilen-Planen doch eine Kuriertasche schneidern. Die wäre einzigartig, sie wäre rezykliert, und weil solche Planen zäh und wasserdicht sind, wäre auch die Tasche zäh und wasserdicht. So kam das“.

D. und M. Freitag

Die erste Freitag-Kuriertasche reagierte auf die Bedürfnisse des urbanen Velofahrers und verhalf als umweltfreundliches Unikat dem aufeschlossenen Individualisten zu Distinkton – so erzählt es die bekannte Story der Freitag-Brüder. Dass sich die Firma Freitag aber innerhalb von knapp 20 Jahren zum Produzenten und Exporteur von jährlich 300 000 Taschen weltweit entwickelt hat, ist mit der Qualität der Produkte allein nicht zu erklären.
Das Buch stellt mit einem ausführlichen Bildteil anhand von ausgewählten Objekten aus dem Firmenarchiv dar, wie sich die zentralen Ideen und Strategien der Firma in konkreten Aktionen, Objekten und Formen von Kommunikation manifestieren.

Renate Menzi, Kuratorin Designsammlung
Museum für Gestaltung

 

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
www.museum-gestaltung.ch
Tram 4,13 und 17, Haltestelle Museum für Gestaltung

(bis 29. Juli 2012)

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