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«Zurich Art Prize. 100 Jahre Bauhaus: Roman Clemens. Camille Graeser»

 

 

Das Museum Haus Konstruktiv und die Zurich Insurance Group Ltd würdigen die zwölfte Gewinnerin des international renommierten Zurich Art Prize. Der Kunstpreis geht 2019 an Leonor Antunes (*1972 in Lissabon, lebt und arbeitet in Berlin). Die Preissumme von CHF 100.000 setzt sich aus einem Budget von CHF 80.000 für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv und einer Preissumme von CHF 20.000 zusammen.

 

«Zurich Art Prize 2019 an Leonor Antunes: discrepancies with C.P.»
Die portugiesische Künstlerin ist bekannt für ihre raumgreifenden Installationen, in denen sie auf Themen und Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Architektur, Design und Kunst des 20. Jahrhunderts Bezug nimmt.
Nach ihrem Studium im Fach Bühnenbild an der Escola Superior de Teatro e Cinema in Lissabon studierte Leonor Antunes bildende Kunst an der Universidade de Lisboa und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe.

In ihren kunsthistorischen Recherchen fokussiert sich die Künstlerin auf einzelne Details von Werken, zumeist weiblicher, Kunstschaffender (z.B. Clara Porset, Charlotte Perriand, Franca Helg) und setzt sie in unerwarteter Weise zu neuen Objekten, Skulpturen und Installationen zusammen. Zu ihren Vorbildern zählen beispielsweise die irische Designerin und Architektin Eileen Gray (1878–1976) und die in Italien geborene brasilianische Architektin Lina Bo Bardi (1914–1992). Die Künstlerin wählt architektonische Details oder Teile von Möbeln und Objekten aus, die sie anschliessend dupliziert, vergrössert, reduziert und für ihre eigenen Interpretationen transformiert. Dabei sind ihr der historische Kontext der Werke, ihre Machart und Produktionsweise ebenso wichtig wie die soziale Rolle, welche die Kunst- und Designobjekte einst einnahmen. Den künstlerischen Prozess beschreibt Antunes als einen, der in zahlreichen Schichten stattfindet und skulptural ist insofern, als er die Möglichkeit von Subtraktion und Addition bereithält.

Die Jury ist insbesondere von Leonor Antunes’ ortsspezifisch ausgerichteten Konzeptionen begeistert, die auf Formen und Motive der Moderne rekurrieren und sie in überzeugender Manier skulptural und installativ übersetzen. Mit Antunes wird eine herausragende Gegenwartskünstlerin ausgezeichnet, die in ihrem Werk eine Brücke zur Architektur-, Design- und Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts schlägt.
2019 repräsentiert Antunes Portugal an der Biennale in Venedig.
Kuratiert von Sabine Schaschl.
31. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020

 

 

Roman Clemens: 100 Jahre Bauhaus
 

2019 jährt sich die Gründung des Bauhauses zum 100. Mal. Ein Jubiläum, das auch im Museum Haus Konstruktiv gefeiert wird. Dem einstigen Bauhausschüler Roman Clemens (1910-1992) ist eine Einzelausstellung mit Werken aus der Sammlung gewidmet. Ausgewählte Raumbilder aus den 1970er- und 1980-er-Jahren werden im 3. Obergeschoss des Museums zu sehen sein.

 

 

Das vielseitige Lebenswerk von Roman Clemens umfasst Bühnenbilder, Architektur, Gestaltung und Malerei. Zu den zentralen Themen seines Schaffens – Bühne und Raum – findet er zwischen 1927 und 1931 am Bauhaus in Dessau, wo er den Unterricht von Josef Albers, László Moholy-Nagy, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Ludwig Mies van der Rohe und Oskar Schlemmer besucht. In der Bühnenklasse von Schlemmer lernt er die Theaterarbeit als eine Synthese aller Gestaltungsbereiche kennen. In seiner Zeit am Bauhaus entwickelt er bereits sämtliche Grundzüge seiner späteren Arbeit als Szenograf und Maler: Sein Bühnenraum soll ein Raum voller Spannung und Aktion sein, der aus der Publikumsperspektive jedoch auch die Qualitäten eines wohlkomponierten Gemäldes besitzt.

Nach einer Anstellung als Bühnenbildassistent am Friedrichs-Theater in Dessau überträgt Roman Clemens seine Grundsätze auf die Bühne des Zürcher Stadttheaters (des heutigen Opernhauses), wo er von 1932 bis 1943 als Bühnenbildner und Ausstattungsleiter arbeitet. Dort greift er innovativ gestaltend in den Bühnenraum ein und spielt mit Strategien der Entgrenzung, so wie er als Maler mit räumlichen Dimensionen spielt. Er entwirft die Bühnenbilder zu rund 200 Inszenierungen und bleibt dabei seiner vom Bauhaus geprägten, reduzierten geometrischen Formensprache treu. Ab 1945 ist er als freischaffender Maler und Architekt in Zürich tätig und erhält 1948 zusammen mit dem Architekten Werner Frey den Auftrag zur Innengestaltung und -ausstattung des damaligen Kinos Studio 4 in Zürich (heute Filmpodium). Von 1951 an überarbeitet er zahlreiche seiner nicht realisierten Entwürfe und entwickelt sie in der Formensprache des Bauhaus zu abstrakten Raumlösungen. Seine konstruktivistischen Gemälde rücken ihn in die Nähe der Zürcher Konkreten. In seinen Raumbild-Serien gestaltet er modulare Ordnungen, Parallelogramme, halbe Kuben und geometrische Körper, deren räumliche Strukturen immer auch den Illusionsraum der Bühne erkennen lassen.

Viele der Werke sind durch die grosszügige Schenkung der Stiftung Lis und Roman Clemens in die Sammlung des Museum Haus Konstruktiv gelangt.
Kuratiert von Sabine Schaschl, Evelyne Bucher und Eliza Lips

 

 

«Camille Graeser: Vom Werden eines konkreten Künstlers»
 
Das Museum Haus Konstruktiv zeigt eine umfangreiche Ausstellung über den Schweizer Künstler Camille Graeser (1892–1980), der mit Max Bill, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg zum engsten Kreis der Zürcher Konkreten gehörte. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 1930er- bis 1950er-Jahren, ergänzt durch eine Auswahl repräsentativer Werke aus seinen wichtigsten Werkgruppen.
Die Präsentation, die sich über zwei Stockwerke erstreckt, geht der Frage nach, wie es dazu kam, dass der Möbeldesigner Camille Graeser, der in Stuttgart ein eigenes Atelier unterhielt und an bedeutenden Werkbund-Ausstellungen beteiligt war, nach seiner – durch die nationalsozialistische Machtergreifung bedingte – Rückkehr in die Schweiz 1933 zu einem der Hauptvertreter der konkreten Kunst in Zürich wurde.

 

Dazu werden einige seiner Innenarchitektur-Entwürfe sowie Möbel der 1920er- und 1930er-Jahre seinen Gemälden, Reliefs und Plastiken aus den ausgehenden 1930er-Jahren gegenübergestellt, und es wird veranschaulicht, wie Graeser in den 1940er- und 1950er-Jahren im Umfeld der Schweizer Künstlervereinigung Allianz seine konstruktiv-konkrete Formensprache ausbildete. Nicht nur die entscheidenden Stationen seiner malerischen Entwicklung werden gezeigt, sondern auch Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen, die sein Schaffen beeinflussten.
Die Ausstellung ermöglicht einen neuen Blick auf das Frühwerk Camille Graesers und führt zu einem vertieften Verständnis seines künstlerischen Werdegangs.
Weitere Stationen der Ausstellung: Vasarely Museum, Budapest; Musée des Beaux Arts, La-Chaux-de-Fonds; Espace de l’Art Concret, Mouans Sartoux.
Kuratiert von Vera Hausdorff, Konservatorin der Camille Graeser Stiftung.

31. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020
www.hauskonstruktiv.ch

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