FRONTPAGE

«Kuba von A-Z»

Von Von Rolf Breiner

 

Der Handschlag im April 2015 zwischen US-Präsident Barack Obama und dem kubanischen Staatschef Raúl Castro besiegelte eine politische Annäherung zwischen den Staaten – nach 55 Jahren des US-Wirtschaftsembargos. Man hofft auf den Abbau von Reisebeschränkungen und grosse Besucherströme aus den USA.

Kein Wunder, dass Kuba-Reisen boomen und Europäer den karibischen Inselstaat besuchen wollen, bevor sich Amerikaner breitmachen und die Preise explodieren. Unsere individuelle Reise führte von Havanna über Trinidad und Santiago de Cuba nach Guardalavaca.

Woran denken Sie, wenn Sie Kuba hören – Che Guevara, Fidel Castro und die Revolution, Cuba libre und Rum, Sonne, Strand und Salsa? Von allem etwas sehen, erfahren und geniessen Sie bei einer Kuba-Reise. Elf Flugstunden liegen zwischen Zürich und Havanna, verbunden mit einem Zeitunterschied von sechs Stunden. Kuba ist arm und reich, alt und modern, beneidenswert und bedenkenswert zugleich. Kuba ist die grösste Antilleninsel in der Karibik. Hier leben 11,2 Millionen Menschen (es können auch weniger sein), davon allein 2,3 Millionen in Havanna. Unser kleines Kuba-ABC versteht sich als praktisches, informatives, aber auch animiertes Vademecum für alle, die auf Kuba neugierig sind.

 

Von Agramonte bis Zuckerrohr – ein kubanisches ABC

A wie Agramonte und Art déco: Mit dem Namen Ignacio Agramonte (1841 – 1873) verbindet man in Kuba die Befreiungskriege und erste Verfassung. Das Geburtshaus des Generals, heute Museum, steht in Camagüey, der drittgrössten Stadt Kubas im Südosten der Insel, 2008 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Der kubanische Befreiungskrieg gegen die spanische Krone dauerte zehn Jahre. Er endete 1878, brachte das Ende der Sklaverei, führte aber nicht zur Unabhängigkeit. Die wurde erst im Unabhängigkeitskrieg 1895-1898 errungen – mit Hilfe der Amerikaner, die sich ein Interventionsrecht (Platt Amendment) vorbehielten. Kuba wird zum grössten Zucker- und Tabaklieferanten der USA.

 

Der architektonische Stilmix ist kolossal, hier in neuem Glanz, dort im Verfall. Alte Prunkbauten in Havanna (La Habana) verkommen, dösen vor sich hin und warten auf den Erweckungskuss des Prinzen, sprich Sanierungsgelder. Die Hauptstadt Kubas bietet einen reichen Mix aus Klassizismus, Barock, Jugendstil und Art déco. Dank Unesco-Geldern sind bereits zahlreiche Bauten restauriert worden etwa an der Plaza de la Catedral, der Plaza Viejo und überhaupt in der Altstadt (Habana Vieja). Wer durch die Gassen bummelt, etwa entlang der Calle Obispo (dort findet sich auch eine Wechselstube), entdeckt romantische Innenhöfe, aber auch marode Häuser mit Balkonen, leeren Fensterhöhlen oder halb verfallenen Eingängen. Fazit: In Havanna wächst neues Leben aus Ruinen.

 

B wie Bus und Bahn: Wir haben neben dem Flug Holguín – Havanna (mit zehnstündiger Verspätung) vor allem Busse und einmal die Bahn benutzt. Die Überlandbusse (Viazul) sind komfortabel und günstig, oft aber durch die Klimaanlage unterkühlt. Die Strecke Havanna – Trinidad wird in knapp sechs Stunden bewältigt (inklusive Pausen), Santiago de Cuba – Holguín in vier Stunden. Besonders reizvoll ist ein Bahnausflug von Trinidad ins Valle de los Ingenios, in die Plantagengebiete. Der Trén Turistico bummelt in anderthalb Stunden zur Hazienda Iznaga. Beim Gutshaus steht ein ehemaliger Wach- und Beobachtungsturm, von dem man einen Ausblick auf die Zuckerrohrfelder hat, die heute nur teilweise bewirtschaftet werden. Auf einem kleinen Markt am Fusse des Turmes bieten Frauen fein gestickte Spitzenarbeiten an – Tischdecken, Tücher, Servietten. Die Bahnstrecken auf Kuba sind rar und gehen auf die Zeit der Zuckerbarone zurück. Wenig wurde für den Erhalt der Gleise getan, entsprechend langsam und wackelig sind die Züge. Mit Verspätungen ist jederzeit zu rechnen. Die Hauptstrecke Havanna – Santiago de Cuba wird von zwei vier Zügen bedient. Am besten vorher erkundigen und Billette am Reisetag in Havanna kaufen (Ladis-Büros in der Nähe des Estación Central oder beim neuen Bahnhof Estación Coubre beim Hafen).

 

C wie Che und Castro: Den beiden Revolutionsführern begegnet man auf Schritt und Tritt, sei es auf Plakaten, Bildern, Namenszügen oder haufenweise in Souvenirläden. Der erste Putsch Fidel Castros scheiterte 1953. Nach mehrjährigem Guerillakrieg gegen das Regime Batistas siegen Che Guevara, Fidel und Raul Castro mit ihren Rebellen. Fulgencio Batista (1901-1973) flieht mit 40 Millionen US-Dollar in die Dominikanische Republik. Fidel übernimmt 1959 die Macht, Che wird Präsident der Nationalbank, dann Industrieminister. Landwirtschaft und Industrie werden verstaatlicht. Es kommt zum Zerwürfnis mit Fidel, als er 1964 auf Wunsch der Sowjetunion zur Zuckermonokultur zurückkehrt. Che gibt 1965 seine Ämter ab und kehrt auf Revolutionspfade zurück. In Bolivien kämpft er gegen den Imperialismus, wird gefasst und schliesslich erschossen. Che Guevara wurde Ende der Sechzigerjahre zur revolutionären Kultfigur hochstilisiert (auf Postern, von Andy Warhol in Serien gemalt, das Foto von René Burri erreichte Kultstatus bis heute). Fidels Bruder Raúl hielt sich im Hintergrund, war aber an allen wichtigen Kämpfen beteiligt und übernahm 2008 die Staatsführung.

 

 

D wie Diego Valázquez de Cuélla: Der spanische Konquistador Diego Velázquez begann 1511 mit der Eroberung und Ausbeutung Kubas. Die Ureinwohner, rund 500 000 Indianer, wurden getötet oder versklavt. In dieser Zeit bis 1515 sind Städte wie Trinidad, Havanna und Santiago de Cuba, dazumal Hauptstadt, gegründet worden. Havanna wurde 1553 zur Hauptstadt ausgebaut und stieg zum wichtigsten Umschlagplatz für Handel und afrikanische Sklaven auf. Die Casa Diego Velazquez ist das älteste Haus (1516) in Santiago de Cuba, Sitz des Gouverneurs. Heute birgt das Gebäude das Museo de Ambiente Histórico Cubano. Sehenswert ist das Mobiliar, und wenn man Glück kann man ein Konzert im Innenhof erleben. In unserm Fall war es der brillante Frauenchor a capella, die «Vocal Divas».

 

 

E wie Exil und Embargo: Mit dem Umsturz des Batista-Regimes und dem Sieg der Revolution, nach Enteignungen und einer Agrarreform gab es eine erste Exilwelle reicher Kubaner und Amerikaner. Vermögenswerte von 1 Milliarde US-Dollar wurden von Kuba eingezogen. Die USA verhängten 1960 eine totale Wirtschaftsblockade und ein Handelsembargo, das noch anhält. Infolge des Scheiterns 1500 kontrarevolutionärer Exilkubaner und Söldner 1961 in der Schweinebucht verschärfte sich das Verhältnis zu den USA. Die harte Embargo-Politik bekam Kuba schmerzlich zu spüren. Kuba fehlten Roh- und Baustoffe, viele Vorhaben (Strassen, Wohnungen und mehr) konnten deswegen nicht realisiert werden. Das ist bis heute seh- und spürbar. Kuba verarmte und wurde von UdSSR/Russland und China abhängig. Seit dem Revolutionsjahr 1959 haben mehr als eine Millionen Kubaner ihre Heimat verlassen, meistens Richtung Florida, das nur 150 Kilometer entfernt ist.

 

 

F wie Fauna: Rund ein Viertel der Insel ist mit Pinien- und Mahagoniwäldern bedeckt. Viele wurden seit Kolumbus abgeholzt – für Schiffbau und mehr. Flächen sind gerodet worden für Zuckerrohr- und Tabakplantagen. Es gibt Ananas, Avocados, Bambus, Bananen, Süsskartoffeln (Bataten), Kaffee, Kakaobäume, Mango, Orchideen, Zedern und vieles mehr. Dominant sind rein visuell natürlich die Palmen. Die majestätischen Bäume sind auf Kuba in seltener Vielfalt vorhanden. Am häufigsten ist wohl die Königspalme vorhanden, die bis zu 40 Meter hoch wird. Die Fasspalme, auch schwangere Palme genannt, bis 15 Meter hoch, weist eine kuriose Verformung auf, als hätte sie sich einen Bauch «angefressen». Sie kommt fast nur im Westen vor. Eine Rarität ist auch die Korkpalme, vom Aussterben bedroht. Man findet sie nur in Tabakgebieten.

 

 

G wie Guardalavaca: An der Nordküste Kubas. Von dieser paradiesischen Kulisse schwärmte bereits Christoph Kolumbus 1492. Feinsandige Strände, türkisblaues Meer und Sonne pur – was will man mehr als ruhesuchender Reisender! Kein Remidemmi, kein Motorlärm von Booten oder anderen Vehikeln. Ein Dorado zum Segeln, Schnorcheln, Tauchen, Schwimmen. Aber der Tourismus wächst, Auswüchse sind vorhersehbar. Wir logierten im Luxusresort Paradisu Rio de Oro (der spanischen Hotelkette Melía). Frühstücks- und Abendbüffet vom Feinsten, die Weinauswahl (aus Spanien und Chile) ist begrenzt, der Service tadellos. Freilich, dieses Westniveau hat seinen (europäischen) Preis. Das luxuriöse Getto, wie ein Park mit Ferienhäusern angelegt und direkt am Meer, ist ein Fremdkörper – angesichts kubanischer Verhältnisse. Der nächste Flughafen Holguín ist knapp 50 Kilometer entfernt.

 

 

H wie Hemingway: Ernest «Papa» Hemingway (1899-1970) lebte rund zwanzig Jahre auf Kuba. Hier schrieb er die berühmten Werke «Der alte Mann und das Meer» (Literaturnobelpreis 1954), «Haben und Nichthaben» oder «Wem die Stunde schlägt». Hemingway war leidenschaftlicher, Jäger, Angler und Trinker. «Papa» ist ein kubanisches Idol. Man hat ihn nicht vergessen, und so kann man ihm in Havannas Bars begegnen: In der La Bodeguita del Medio soll er seine Mojitos geschlürft haben, im Floridita seine Daiquiris, wo man neben seiner Büste den Drink geniessen kann und jede Menge Touristen trifft. Im Hotel Ambos Mundos hatte Hemingway eine Zeitlang seinen Wohnsitz, im Zimmer 511 (es ist zu besichtigen), bis Martha Gellhorn, seine dritte Ehefrau, 1940 einen hübschen Landsitz fand, die Finca La Vigia, nicht weit von Havanna entfernt.

 

 

I wie Informationen: Einen stimmigen Einstieg in Land und Leute und Lebensfreude bietet der Dumont-Bildatlas «Kuba», 1. Auflage 2016, 11,90 Franken. Themenschwerpunkte neben einem schmalen Serviceteil sind «Socialismo Tropical», «Karibische Rhythmen» und «Wanderung». Dazu kommen Beiträge über Havanna, über den Westen mit Artikel über Zigarren, über Varadero nach Cienfuegos, Trinidad und Umgebung, über das Zentrum und dem Nordosten, Santiago und dem Osten sowie sechs Reisekarten.
Fundiert und praktisch: «Das Handbuch für individuelles Entdecken: Cuba», Reise Know-how, 9. neu bearbeitete und aktuelle Auflage, Bielefeld 2015, 19,50 Euro. Speziell der zweite Teil des Führers «Praktische Reisetipps A-Z» bietet eine Menge Informationen über Bevölkerung, Geschichte, Gesundheit, Staat und Politik, Alltagsleben und mehr.
Dritter im Bunde ist der «Baedeker: Kuba» mit grosser Reisekarte, 9. Auflage 2015, Ostfildern, 22,99 Euro. Sehr dienlich sind dabei haufenweise Adressen für touristische Belange (Verkehr, Touren etc.) Shopping, Essen, Übernachten. Fast die Hälfte des Buches (140 von 360 Seiten) bietet Hintergrundbeiträge (Bevölkerung, Wirtschaft Politik, Geschichte, Persönlichkeiten), Tipps für Erleben & Geniessen sowie Tourenvorschläge. Der zweite Teil befasst sich mit Reisezielen von A bis Z.

 

 

J wie Johannes: Papst Johannes Paul II. besuchte 1998 Kuba. Ihm folgte 2012 Papst Benedikt XVI. Er hielt Messen in Santiago de Cuba und Havanna. Im Jahr 2015 sucht auch Papst Franziskus die Insel auf. Er sprach mit den Castro-Brüdern und zelebrierte eine Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna und wurde von 100 000 Menschen begeistert gefeiert.

 

 

K wie Kolonialismus: Dem Kolonialismus begegnet man in Kuba auf Schritt und Tritt, speziell natürlich in der Architektur. Einblick in die Wohn- und Lebensverhältnisse eines Zuckerbarons erhält man etwa im Valle de los Ingenios (siehe Bahn) auf der Hazienda Iznaga, heute teilweise Restaurant. Sie ist mit einem 50 Meter hohen Wachturm bestückt (Besteigung für 1 CUC/1 Franken – mit grandioser Aussicht übers Tal). Im 19. Jahrhundert befand sich hier die grösste Zuckerrohrplantage Kubas. In der Hazienda ist auch eine Ausstellung über die Entwicklung der Zuckerindustrie untergebracht. Streng genommen, beginnt die Kolonialzeit mit dem Konquistador Diego Velázquez (siehe Diego), der mit der Eroberung und Ausbeutung Kubas vom spanischen König beauftragt wurde. Diese Ausbeutung, vor allem der Menschen (Sklaven), wurde kurz von englischen Besatzern im 18. Jahrhundert unterbrochen. Die Engländer eroberten die Insel 1762, tauschten sie dann 1763 gegen Florida ein und gaben sie Spanien zurück. Bis 1868 war Kuba die reichste Kolonie Spaniens. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten auf Kuba über 400 000 Sklaven. Mit dem Eingriff der Amerikaner endete die kubanische Kolonialzeit 1898.

 

 

L wie Lebenslust und Lebensverhältnisse: Das Leben pulsiert auf Strassen und Plätzen. Das ist keine Floskel, sondern Alltag in den kubanischen Städten. Irgendwo findet sich eine Band, die aufspielt, auch am hellsten Nachmittag. Zahlreich sind die Musikbars an der Calle Obispo in Havanna, beispielsweise in der Bar Bologna, oder auf der Terrazza des Hemingway-Hotels (Ambos Mundos). Herrlich die Sicht auf den Platz (Parque Céspedes) von der Veranda (mit Live-Musik) des Hotels Casa Grande in Santiago de Cuba. Man flaniert im Zentrum zwischen der Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción und dem Rathaus (Ayntamiento), von dessen Balkon Fidel Castro am 1. Januar 1959 den Sieg der Revolution verkündete. Nun, die Lebenslust ist den Kubanern trotz Revolution und deren Folgen nicht vergangen. Sie haben gelernt, im Sozialismus zu überleben. Statistiken stellen Kuba ein blendenden Zeugnis aus: Die Kindersterblichkeit ist gering, die Lebenserwartung liegt bei 77 Jahren, es gibt weniger Analphabeten als in den USA, und die Kosten für Miete, Strom, Wasser und Telefon sind gering. Gleichwohl, es fehlt an allem, an Medikamenten, medizinischen Geräten, Benzin, Zement, gewissen Lebensmittel, Luxusartikel wie modernen Autos, Fernseher, aber auch Shampoo, Jeans oder Rum sind überteuert und schier unerschwinglich (siehe Währung).

 

 

M wie Musik: Man kann sich darüber streiten, wieweit Tango kubanisch ist. Der frühe Tango soll eine Verbindung mit der Habanera eingegangen sein. Wie auch immer, Musik ist Trumpf in Kuba. «Der Son spiegelt unsere kubanische Seele wieder», behauptete Nicolás Guillén, Dichter und Schriftsteller. Kuba ist ein Schmelztiegel verschiedener Musikstile und Rhythmen. Spanische vermischte sich afrikanischer Musik zum Son Cubana. Um1900 kamen Elemente der Rumba und des Danzón (Kontertänze mit dem Tango verwandt) hinzu. Son bietet viel Spielraum für Improvisationen. Verschiedene Einflüsse vermengten sich. Der Puerto-Ricaner Palmieri prägte dann den Begriff Salsa (Sosse). Ein «musikalischer Brei», bemängeln Kritiker. Gespielt und getanzt wird, was gefällt – vom Son und Mambo bis Habanero (Bolero), Cha-cha-cha oder Tango. So vielseitig wie die Stile sind auch die Instrumente – Gitarre mit drei Doppelsaiten (Tres), Bongos (kleine Röhrentrommeln), Rassel (Chachá), Maracas oder Rumbakugeln (kleine Kürbisse mit Steinen gefüllt) und mehr.

 

 

N wie Nachtleben: Musik spielt im Nachtleben Kubas eine wesentliche Rolle. Musikbars und –kneipen trifft man in den grösseren Städten überall. In Trinidad beispielsweise in der Taberna Canchánchara. In diesem lauschigen Gebäude von 1723 beziehungsweise im Innenhof sitzt man gemütlich bei beim Rum-Drink mit Honig, eben Canchánchara, und erfreut sich an den Salsa-Klängen einer Band. Man kann natürlich auch ein Ticket für eine Vorstellung im berühmten Cabaret Tropicana in Havanna kaufen. Die Show inklusive durchschnittlichem Abendessen mit einer halben Flasche Rum kostet um die 100 CUC (ca. 100 Franken) pro Person. Geboten werden viel Bein (über 50 Tänzer und Tänzerinnen), aufwendige Masken und Kostüme, Karneval-Feeling, viel Gesang und ein kraftvolles Orchester. Die Glanz- und Glitter-Revue bietet etwas fürs Auge, ist aber auf Dauer ermüdend. Sie ist tänzerisch und choreografisch professionell Spitze, aber weder speziell erotisch noch sonderlich sinnlich.

 

 

O wie Oldtimer: Der Import von Neuwagen aus dem Ausland wurde 2014 erlaubt. Doch wer kann diese Preise bezahlen? Meistens nur Ausländer. Und so beherrschen sie weiter das Strassenbild: Fahrräder, Ochsen- und Pferdekarren und natürlich Oldtimer amerikanischer oder russischer Bauart. 50 000 solcher Vehikel kutschieren auf Kuba, nicht aus Nostalgie, sondern aus Notwendigkeit. Diese Taxi-Schlitten der Marken Chevrolet, Cadillac oder Buick mit 50 Jahren und mehr auf dem Buckel bzw. Haube sind erstaunlich gut in Schuss. Sie rattern, stinken und stottern, bugsieren den Fahrgast aber getreulich ans Ziel. Eine einstündige Havanna-Rundfahrt mit Raúls Oldtimer (Chevrolet, Baujahr 1963) kostet rund 30 Franken. Spezielle Gefährte sind die bici-Taxis und Cocos, eierförmige dreirädrigen Vehikel für zwei Personen.

 

 

P wie Privatpensionen und Preise: Man ist in Kuba gut beraten, in so genannten Casa Particulares. Privatwohnungen, zu übernachten. Sie sind günstig, recht komfortabel und von Gastfreundschaft geprägt. Diese Zimmer, meistens mit eigenem Bad, werden von Privatpersonen vermietet. Es sind oft an bestehende Wohnungen angehängte, ausgebaute Zimmer. Es gibt sie zuhauf in den Städten. Sie können über Agenturen (überteuert) oder direkt privat gemietet werden. Die offiziellen Particulares sind durch blaue Schilder gekennzeichnet und werden in Peso Convertible (CUC) bezahlt (30 CUC aufwärts pro Tag). Über Agenturen gebucht, erhöht sich der Preis leicht um das Doppelte bis Dreifache. Sehr empfehlenswert ist beispielsweise das Particular von Alejandro Galguera in Havanna, Paco 126, das Hostal Rigoberto in Trinidad, Antonio Guiteras 108, oder das Particular bei Mercedes und José Fernandez in Santiago de Cuba, San Felix (Hartmann) 306. Teilweise bieten die Gastgeber neben dem obligaten Frühstück auch Abendessen an.
Diverse Preisbeispiele: 1 Bier (0,3 Liter) Christal kostet 1,50 CUC (1,50 Franken), ein Canchánchara-Drink in Trinidad 2 Franken, 1 Cuba Libre 3 Franken, Pina Colada 4 Franken, 1 Flasche spanischer Wein in Santiago de Cuba 50 Franken, ein Lunch mit Apéro 10 Franken, Liegestühle an der Playa Ancón bei Trinidad 2,50 Fr., der Expressbus Viazul Trinidad – Havanna 25 Franken.

 

 

R wie Rum: Die bekannte Marke Havana Club (3 Años – dreijährig) ist auch in unseren Breitengraden leicht erhältlich, an Kiosken, in Getränkeläden und -abteilungen. Bei den exklusiveren Sorten (sieben- oder 15-jährig), sieht das schon anders aus. Da lohnt ein Einkauf in Havanna. Die Marke Havana Club hat übrigens nach der Revolution den Bacardi Rum abgelöst. Die Gründer, die Bacardi-Familie, unterstützen und sympathisierten mit den Revolutionären, wurden gleichwohl von Fidel Castro enteignet und gingen nach Puerto Rico. In Santiago de Cuba stehen heute noch ein Fabrikgebäude, wo weiter kubanischer Rum produziert wird, und ein klassizistische Gebäude der Barcardi-Familie, in dem das Museo Emilio Bacardi eingerichtet wurde (kubanische Geschichte und zeitgenössische Kunst).

 

 

S wie Santiago de Cuba: Im Osten Kubas begann der Befreiungskampf, von der Sierra Maestra aus zogen Castro und seine Guerilleros ins Feld gegen Diktator Batista. In Santiago de Cuba, heisst es, wurde nicht nur die Revolution geboren und ausgerufen, sondern sitzt auch die Seele der kubanischen Musik. Aus den Casa de la Trova und der Casa del Estudiante werden Besucher mit allem, was irgendwie kubanisch klingt, beschallt – mit Boleros, Sons und mehr. Manchmal arg laut und aufdringlich. Zentrum der Stadt bildet die Kathedrale, sie beherrscht den Parque Céspedes (siehe auch Diego). Lohnenswert ist auch ein Ausflug in die Sierra Maestra. Wir trafen Biker, Wanderer und Autoausflügler. Es ist angeraten ein robustes Auto für holprige Strecke zu mieten. Unser Ziel war der Nationalpark de Gran Piedra (1 Taxi-Fahrstunde, 50 Franken retour). Der Aufstieg über gut 450 Stufen auf den grossen Felsen wird bei entsprechendem Wetter mit einem herrlichen Rundblick über Kaffeeplantagen belohnt. Wer dann noch mag: Etwa 2 Kilometer vom Berg entfernt, liegt die Finca La Isabélica mit einem Museum für Kaffeeverarbeitung.

 

 

T wie Trinidad: 1988 von der Unesco als Weltkulturerbe unter Denkmalsschutz gestellt, erstrahlt Trinidad mehr und mehr in alter Kolonialpracht. Von hier kann man bestens einen Strandtag an der Playa Ancón, rund 15 Kilometer entfernt, einschalten oder eine Bummelfahrt mit dem Trén Turistico bis Macana-Iznaga unternehmen (siehe Bahn). Das gibt’s auch nur in Trinidad: Die Mischung aus Rum, Limonensaft und Honig wird in der Taberna La Canchánchara (Livemusik) ausgeschenkt und heisst auch so. Edel und vornehm lässt es sich im Speiselokal Trinidad Colonial tafeln (60 Franken für 3 Personen (Mixed Grill Fisch, Salat, Glace, Bier, Wein), etwas einfacher, aber auch lustvoller (Musik) geht’s im La Ceiba zu – lauschig im Innenhof unter alten Bäumen mit Aufforderung zum Tanzen.

 

 

U, V, W wie Überleben, Valle und Währung: Nicht nur manche Kubaner kämpfen ums Überleben und besseres Leben, sondern auch manche Tierarten wie die Meeresschildkröten, älter als die Menschheit. In der Schildkrötenfarm Cayo Largo, ein Archipel 80 Kilometer von Kubas Südwestküste entfernt, können sie getrost ihre Nester bauen. Ihr Nachwuchs wird vor natürlichen Feinden und Nesträubern geschützt.
Das Valle de Viñales in Kubas äusserstem Südwesten ist von Tabakanpflanzungen geprägt und von Trockenscheunen (Casa del Tabaco) übersät. Tabak wird im Oktober ausgesät, im Januar geerntet. Im Sommer wird Gemüse angepflanzt. Der Hauptort Viñales und Umgebung stehen unter Unesco-Denkmalschutz. Attraktion sind die buckligen Karstkegel (Mogotes) in der Umgebung, die sich bis zu 200 Meter auftürmen (160 Kilometer von Havanna entfernt).
Das aktuelle kubanische Währungssystem (seit 1993) befremdet uns und benachteiligt die Bevölkerung. Es wird zwischen CUP (Peso Cubano) und CUC (Peso Convertible) unterschieden. 1 CUC entspricht etwa 1 Franken. Kubaner werden in CUP bezahlt, können sich dafür aber wenig kaufen. Für begehrte Artikel wie Shampoo, Parfüms, Alkoholika und mehr müssen CUC hingeblättert werden, die aber meistens nur in der Tourismusbranche verdient werden können (Taxis, Führungen, Particulares, private Restaurants, Bars, Geschäfte, Trinkgelder etc.). Für Ausländer gilt der Peso Convertible (CUC), er kann etwa am Flughafen Havanna zurückgetauscht werden.

 

 

X, Y, Z wie Zigarren und Zucker: Ab 16. Jahrhundert wird Zuckerrohr zum Hauptexport Kubas. Mit diesem Boom einher geht der Import von Sklaven aus Afrika. In den nächsten 300 Jahren wurden 300 000 Afrikaner verschleppt und als Arbeitssklaven eingesetzt. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurden zwei Drittel der kultivierten Anbauflächen für Zuckerrohr genutzt. Eine Monokultur. Das änderte sich erst nach der Revolution. Die Grossgrundbesitzer wurden enteignet, 100 000 Pächtern und Siedlern wurde das Land übergeben. In den letzten Jahrzehnten wurde die Hälfte der Zuckerfabriken geschlossen, die Produktion ging massiv zurück.
Ein anderer bedeutender Produktionszweig ist die Tabakindustrie. Kubanische Zigarren sind unter Kennern trotz US-Embargo gefragt und werden hoch gehandelt. Ein Exportschlager. 150 Millionen Stück vom «braunen Gold» werden jährlich hergestellt. Als Tourist ist man gut beraten, diese Tabakbegehrlichkeiten in Fachgeschäften und nicht auf der Strasse zu kaufen, beispielsweise in einem Zigarrengeschäft beim Hemingway-Hotel in Havanna. Die exklusivste Zigarre heisst Cohiba und ist ein Kind der Revolution. Che Guevara, selbst Zigarrenraucher, soll sie angeregt haben. Ausgesuchte Macher wählen Blätter aus der ersten Ernte, diese werden 18 Monate lang fermentiert. Wer will, kann also exklusiven Dampf ablassen.

 

 

 

Kuba-Infos
Flüge. Swiss (Edelweiss) bietet Direktflüge Zürich – Havanna und retour an bestimmten Tagen an, beispielsweise donnerstags ab 12.30 Uhr (Ankunft: 17.45 Uhr). Flugzeit gut 11 Stunden. 6 Stunden Zeitunterschied. Kosten zwischen 1000 und 1300 Franken (Hin- und Rückflug) je nach Daten.

 

Reisezeit/Klima. Kuba hat ein subtropisches Klima. Jahresdurchschnittstemperatur: 27 Grad C. Zwischen Mai und September 30 bis 32 Grad C. Die angenehme Reisezeit liegt zwischen September bis Mai bei rund 25 Grad C (Hochsaison November bis Februar). Die Temperatur im April/Mai liege bei 30 Grad C, in Havanna bei 26 Grad, in Santiago de Cuba bei 27 Grad, in Trinidad bei 25 Grad, an der Nordwestküste 26/27 Grad. Eine regelrechte Regenzeit kennt Kuba nicht. Im Sommer ist mit relativer Luftfeuchtigkeit (80 %) zu rechnen.

 

Programme.  Fast alle grössere Reiseveranstalter haben Kuba im Programm. MarcoPolo Reisen bieten Entdeckungsreise (16 Tage) ab 2499 Franken. Eine 14-tägige Rundreise durch ganz Kuba kann man ab 2799 Franken buchen. Kuoni offeriert Reisen unter den Mottos «Havanna: eine nostalgische Diva», «Valle de Vitales: Heimat des Tabak», Badeferien in Guardalavaca oder Varadero am Atlantik. Interessante Angebote finden sich auch bei Travelhouse, TUI, Amin Travel oder Aves Reisen, Zürich.

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