FRONTPAGE

«Giardina: Das erweiterte Wohnzimmer»

Von Rolf Breiner

 

 

Die Stadt verstädtert, ländliche Einzugsgebiete werden quasi eingemeindet, urban vereinnahmt. Die (nachbarschaftliche) Verdichtung, baulich wie wohnlich, weckt grüne Gelüste – daheim. Der Wunsch nach Freiraumidyllen verstärkt sich. «Garten ist Leben» lautet das Motto der Giardina 2013.

Das kann für eine grüne Messe wie der Giardina, seit über zehn Jahren in Zürich beheimatet, nur Aufwind oder besser schönste Blütenschwärme bringen.

Schrebergärten sind auslaufende Modelle. Ein Stück fast vergangener Arbeiterkultur. Parallel dazu wächst das Bedürfnis nach kleinen privaten Oasen. Der Trend ist seit ein paar Jahren unverkennbar: Der Garten wird zum erweiterten Wohnzimmer, zum eigenen grünen Refugium.

 

«Garten ist Leben» heisst das Motto der Giardina, die nun zum 15. Mal Tausende von Besuchern in die Messehallen von Zürich-Oerlikon lockt. Auf 30 000 Quadratmetern spriesst und fliesst, grünt und blüht es, laden Ruheplätze und Gartenmöbel zum Verweilen, zischen Whirlpools, plätschern Brunnen. Das Ganze bildet sowohl einen Laufsteg für hochstehende Gartenkultur, Marktplatz für Gärtner und fürs Gärtnern daheim, ein Panorama blühender Idyllen als auch Informationsforum vom Steinboden bis zum Vogelnest, von Grillanlagen, Beleuchtungskörpern, Textilien bis zu Skulpturen und Ikebana-Werken.
Man staunt, erfreut sich, lässt sich inspirieren. Von den Schaugärten und Sonderschauen.
Ein Teich, Natursteine, warme Holztöne, Raum zum Relaxen – «Bei uns sein» nennt sich die Sonderschau von Winkler und Richard AG, Naturgärten.
Sich bewegen bringt Segen: Bowi Garten und Freizeit setzen auf «Bewegung und Begegnung im Garten».

 
Erstmals haben Gartenarchitekt Enzo Enea und Sky Frame zusammengespannt. Der Gartenbildner aus Rapperswil-Jona hat sich hier eine alte Bausubstanz von 1954 vorgenommen, Haus und Garten sozusagen neu inszeniert. Dazu lieferte Sky Frame die Schnittstellen, raffinierte Schiebefenster (dreifach verglast). Ein filigranes Zusammenspiel. «Gestern trifft Morgen» heisst dieses kleine Gartenkunstwerk. Lebensraum – im Garten wird dies im Kleinen fassbar, geniessbar, Mensch und Natur gehen ein intimes Verhältnis ein. Enzo Enea Originalton: «Denn ähnlich einem Fest ist der Garten eine vergänglichsten und ständig der Veränderung unterlegenen Schöpfungen des Menschen Er ist allen Unbilden der Witterung ausgesetzt und muss jeden Besitzerwechsel über sich ergehen lassen.»

 

 

Entdecken, entwickeln, entspannen – Giardina ist wohl der interessanteste Treffpunkt der «Grünen», also denen, die einen grünen Daumen, floristische Gelüste, blühende Fantasie oder schlicht Freude an gepflegter Natur haben.
Wer will, kann auch Künstler wie die Luzernerin Irma Bucher entdecken, Bildhauerin, Reliefgestalterin, Kopfmensch. Sie formt unter anderem aus Dolomit Masrmor oder portugiesischem Schiefer Profile, Köpfe, Gestalten, die sich wunderbar in Gärten einfügen.

Und wem’s in den Fingern kribbelt, wühlt eben in Bergen von Blumenzwiebeln. Daheim im Beet, in Töpfen oder Kübeln blühen sie auf, die Gartenamaryllis oder der blühende Farn, der nebenbei Maulwürfe und Wühlmäuse vergrault. In diesem Sinn: Blühet und gedeihet!

(12. bis 17. März 2013)

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