FRONTPAGE

«Städte-Trip: Über den Dächern von Monte Carlo»

Von Ingrid Isermann

 

Monaco lockt mit dem Glanz der Belle Époque, Kunst, Kultur und Kulinarik – grosses Kino, nicht nur fürs grosse Portemonnaie.

Prêt-à-partir à Monaco

Am Flughafen Nizza wartet um 10 Uhr schon der Helikopter, die Héli Air Monaco ist günstiger als ein Taxi und braucht nur sieben Minuten. An Bord zückt die Japanerin über der Rundsicht gleich ihren Fotoapparat «wonderful – what a view!». Unter uns liegt das tiefblau blitzende Meer mit weissen Gischtkronen bis zum Horizont. Le Grand Bleu, wie es die Franzosen nennen, verzaubert immer wieder entlang der Küste der Côte d’Azur.
Der Pilot landet sicher auf dem Heliport, einem Teil des 190 Hektar umfassenden monegassischen Territoriums, das dem Meer abgetrotzt zum Quartier Fontvieille des Fürstentums gehört. Etwa zwei Quadratkilometer zählt das eng bebaute Fürstentum, das mit reizvollen grünen Oasen und Gärten aufwartet.
Vis-à-vis des Hotels Columbus im Quartier Fontvieille liegt der romantische Rosengarten, den Fürst Rainer III. zu Ehren von Princess Grace anlegen liess, mit lebensgrosser Bronzestatue der Hollywood-Legende, Wandelgängen, Springbrunnen, Sitzbänken und duftenden Rosenarten. Viele Gärten sind bei freiem Eintritt zu entdecken, wie die Gärten von Fontvieille, von Saint Martin oder der Jardin japonais mit Tempeln zur Meditation, Brücken, Bambus und Teichen mit Koi-Karpfen auf 7000 Quadratmetern oder die exotischen Casino-Gärten mit Wasserspielen. Der Skulpturen-Weg in Fontvieille zeigt Meisterwerke renommierter Künstler. Im zoologischen Garten über dem Hafen Fontvieille warten tropische Fauna, Nilpferde, Vögel, Affen und Reptilien auf kleine Abenteurer.

 

 

Belle Époque, Casino, Hôtel und Café de Paris & Shopping
«Rien ne vas plus» heisst es im Spielcasino, wenn die Kugel rollt, und für 10 Euro kann man sie besichtigen, die Slot Machines und grünen Roulette-Spieltische, an denen schon Anton Tchechow sein Glück versuchte, oder die Grandezza der prachtvollen Barock-Säle. Der Schein trügt nicht, hier ist Geld Trumpf.
Vor dem Casino ist bei Sonnenschein die Terrasse des Belle Époque-Café de Paris gut besetzt. Das erste Café de Paris wurde 1865 eröffnet, es ist auch heute noch der Treffpunkt aller Besucher von Monaco. Die Pavillons de Monaco nahe dem Place du Casino sind ein Shoppingparadies mit exklusiven Modelabeln, Schmuck oder Uhren, wo man das im Glücksspiel erworbene Vermögen wieder ausgeben kann. Mit öffentlichen Fahrstühlen und in die Felsen eingebaute Rolltreppen lassen sich die höher gelegenen Stadtteile bequem erreichen.

 

 

Palais Princier Monaco
Die Flagge flattert über den Zinnen des sandfarbenen Palastes, Fürst Albert II. ist anwesend, im Juli wurde seine zehnjährige Amtszeit in Monaco gefeiert. Der Palast des Fürstentums stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die mittelalterlichen Türme wurden 1215 von den Genuesen erbaut. 1297 eroberte Franziskus Grimaldi die Festung. 1419 nahm die Familie Grimaldi den Fürstentitel an. Der Blaue Salon, die Hofkapelle, der prächtige Thronsaal, die kostbaren Gemäldesammlungen und das Musée du Souvenir Napoleonien mit einer Dokumentation des Fürstentums sind zu besichtigen (Eintritt 8 €, Kinder 4 €).
Der Palast wird bewacht von der in Weiss gekleideten Garde, die mit geschultertem Gewehr vor dem Palast patrouilliert. Auf der Place du Palais findet täglich um 11.55 Uhr die Wachablösung statt. 8000 Monegassen zählen zur Bevölkerung sowie 32 000 Zugereiste.
In der neoromanischen Kathedrale von Monaco, 1875 aus weissem Stein erbaut, befinden sich auch das stets blumengeschmückte Grab der unvergessenen Fürstin Gracia Patricia von 1982 und des 2005 verstorbenen Fürsten Rainer. Der Eintritt ist frei.

 

 

Kunst und Kultur
Zum Museum für zeitgenössische Kunst und Architektur, dem Musée National Monaco Museum (NMNM), fährt die Buslinie 2 fast bis zum Eingang. Die zum Museum gehörende hoch über dem Meer gelegene Gartenanlage im italienischen Stil bietet eine fantastische Sicht über die Bucht von Monaco. In der ehemaligen prunkvollen Villa Paloma mit Jugendstilfenstern und Mosaikfussböden empfängt mich Elodie Biancheri und führt durch die stilvollen, renovierten Räume zur Ausstellung des Künstlers Fausto Melotti (1901-1986), der 1986 an der Kunst-Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt und dessen fragile Skulpturen an Giacometti erinnern.
Eine Busstation entfernt liegt an der Endstation der Jardin Exotique hoch über der Steilküste; neben tropischen Pflanzen wachsen hier mexikanische Kakteen und afrikanische Euphorbien in der Originalhöhe von über 10 Metern. Unterhalb befinden sich das Observatorium und das Museum für Anthropologie. Ein Kombiticket von 10 Euro berechtigt zum Eintritt in beide Museen.

 
Das Pendant zur Villa Paloma ist die Villa Sauber an der Avenue Princesse Grace, mit Buslinie 6 gegenüber des Grimaldi Forums gut zu erreichen. Die Belle Époque-Villa präsentiert moderne Kunst sowie historische Sammlungen, unter anderen die Puppensammlung des Nationalmuseums.
Monaco besitzt zahlreiche bedeutende Museen, wie das Musée océanographique, ein Eldorado für Meeresfans, in riesigen Aquarien mit Schautafeln sind Piranhas, Haie, Rochen und Meeresschildkröten ganz aus der Nähe zu beobachten. Begeistert sind Kleine und Grosse, die kleinen Haifische unter Aufsicht berühren zu dürfen, die ein offenes Becken durchpflügen. Artefakte und Unikate der historischen Seefahrt runden das spannende Erlebnis ab (Eintritt 11 €, für Kinder 6 €).

 

 

Kulinarische Exkursionen
Vom La Roche, dem Felsen des Palastes, bietet sich ein wundervoller Rundblick auf Monte Carlo und die Yachthäfen. Ein Spazierweg führt nach unten. Und eben dort, ganz unten am Hafen ist die trendige «Brasserie de Monaco». Seit 2008 wurden 725.000 Liter Bière de Monaco gebraut, das mit zwei goldenen und einer silbernen Medaille am Nationalen Bierwettbewerb des französischen Brauerei-Museums ausgezeichnet wurde. Bei selbstgebrautem Bier, Fingerfood, Pasta oder Burger werden wir bei Discosound en passant über die neueste Pariser Fashion Show auf Wandscreens informiert.
Am zweiten Hafen Monacos, dem Port de Fontvieille, unweit des Hotels Columbus, befindet sich an der Meeresmole die Écloserie Marine de Monaco «Les Perles de Monte Carlo». Brice Cachia betreibt seit kurzem das Lokal, das als Geheimtipp gilt: «Hier sind unsere Austernzucht und die Fische wie Wolfsbarsch, Doraden, Langusten, alles wird fangfrisch serviert». Die frischen Scampi, die Lachspastete, das knusprige Hausbrot und der Wolfsbarsch munden vorzüglich, dazu probieren wir einen prickelnden Vin blanc aus der Provence und fühlen uns unter dem sonnigen blauem Himmel mit der Geräuschkulisse des leise plätschernden Meeres schon wie Gott in Frankreich.

 

 

«Vistamar» im berühmten Hôtel Hermitage*****
Jean-François Gourdon, Direktor des Tourismus- und Kongressbüros Monaco, lädt zum Business-Lunch in das Restaurant «Vistamar» mit Küchenchef Joël Garault im Hôtel Hermitage. Hier ist ein Treffpunkt der Reichen und Schönen, und es ist, als ob jeden Augenblick Filmstar Grace Kelly («Die oberen Zehntausend», Monaco, 1955) aus einem der Belle Époque-Säle mit glitzernden Kronleuchtern und rosafarbenen Marmorsäulen tritt; der Wintergarten mit seiner berühmten Glaskuppel wurde von Eiffel entworfen. Gourdon, geboren in Paris, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern schon lange in Monte Carlo: «Ich schätze die Vorzüge des vielfältigen Kulturangebotes, vom Jazz Festival im November bis zum internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo im Januar und das milde Klima mit 300 Sonnentagen, was Monaco zu jeder Jahreszeit attraktiv macht».
Die Monaco Yacht Show, die Segelschiffe Classic Week, der Grand Prix der Formel 1, Sport- und TV-Festivals sind weltweit bekannte Events wie auch die Opéra Garnier Monte-Carlo oder das Philharmonische Orchester von Monaco für Klassikfans.
Dass sich der Tourismus im Aufwind befindet, zeigt das internationale Publikum; der öffentliche Verkehr mit den Linienbussen kreuz und quer durch Monte Carlo funktioniert reibungslos.

 

À la Plage du Larvotto – der Küstenstreifen in der Bucht Larvotto von Monte Carlo hat nicht nur schöne und saubere öffentliche Strände, sondern auch eine breite Promenade zum Flanieren. Die Gastronomie Monacos ist eine der besten der Welt. Hôtel de Paris und Hôtel Hermitage sind die elegantesten, doch finden sich auch günstige Hotels wie das Novotel Monte-Carlo unweit des zentralen Place du Casino oder das Hôtel Miramar über dem Port Hercule.

 

 

Geheimnisse des Sternekochs des Monte-Carlo Bay****
Chefkoch Marcel Ravin, 42, führt im Hotel Monte-Carlo Bay**** seit 2005 das renommierte mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete «Blue Bay»: «Meine mediterranen Kreationen haben auch mit meinen karibischen Wurzeln aus Martinique zu tun, ich lasse mich auch gerne von den ursprünglichen Rezepten meiner Grossmutter für meine Variationen inspirieren». Sein autobiografisch geprägtes wunderschönes Kochbuch «Between two Rocks» (Edition La Martinière) mit superben 60 Rezepten, berückenden Fotos und Texten über die Karibik und Monaco und den farbenfrohen Kompositionen einer leidenschaftlichen Kochkunst, ist ein Feuerwerk sinnlicher Genüsse; getrüffelter Maniok oder Marakuja Juice Passion fruit in creole sind essentielle Zutaten dieser Gourmetküche. Das Vorwort verfasste Prinz Albert II. von Monaco, das Grusswort stammt von Starkoch Alain Ducasse.

 

Das Monte-Carlo Bay an der Avenue Prinzessin Grace bietet im beliebten «L’Orange Verte» Restaurant mit Garten-Innenhof „Food & Fun» an, wo leichte Kost und Salate, Tartars, Pasta oder Zitronen-Meringue-Tarte serviert werden. Die «Blue Gin Bar» und das hauseigene «Bay Casino» sorgen abends für Unterhaltung der Gäste. Zur mehrere Hektar umfassenden exotischen Palmen-Gartenanlage mit Lagunenlandschaft gehören auch Hammam, Spa und Wellness, Indoor-und Outdoor-Pool.
Wer die thailändische Küche schätzt, ist im «Maya Bay» Restaurant neben dem Monte-Carlo Bay mit asiatischer Küche gut bedient. Zeit sollte man allerdings auch hier mitbringen, für die vielfältigen und mehrgängigen Spezialitäten.

 

 

Reise-Infos:

Anreise per Auto: Parkplatz Parking des Écoles in Fontvieille
Swiss fliegt mehrmals täglich von Zürich nach Nizza
Nice Airport Express, 45 Minuten, eine Fahrt 20 Euro.
Heliport Helikopter Air Monaco, von Nizza, etwa 70 Euro.
www.heliairmonaco
www.visitmonaco.com
www.montecarlolive.com
www.oceano.org
www.jardin-exotique.mc

 

 

Hotels
Hotel Columbus Monaco***
Lifestyle Hotel, Restaurant, Terrasse, Lounge Bar
23 Avenue des Papalins
www.columbusmonaco.com

 

Monte-Carlo Bay Monaco****
L’Orange, Blue Bay, Spa, Wellness, Lagune am Meer
40 Av. Princesse Grace
Montecarlobay.com

 

Hôtel Hermitage Monte-Carlo*****
Vistamar
Square Beaumarchais
www.hotelhermitagemontecarlo.com

 

 

Restaurants
Brasserie de Monaco
Port de Monaco
36 Route de la Piscine
www.brasseriedemonaco.com

 

Ecloserie Marine de Monaco S.A.M.
Les Perles de Monte-Carlo
Austern, grosse Frischfischauswahl
47-48 Quai Jean-Charles Rey
Port de Fontvieille
www.monacobrands.mc

 

Marché de la Condamine
15, Place d’Armes
98000 Monaco

 

Maya Bay
24, Av. Princesse Grace
Thailändische und asiatische Küche
www.mayabay.mc

 

 

Kunstmuseen
Nouveau Musée National Monaco (NMNM)
Villa Paloma
56 bd. du Jardin Exotique

 

 

Villa Sauber Monaco
17 avenue Princesse Grace
www.nmnm.mc

 

Die Reise wurde unterstützt von Direction du Tourisme et des Congrès de la Principauté de Monaco.
Erstveröffentlichung «Ostschweiz am Sonntag», 31. Januar 2016.

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