FRONTPAGE

«Zermatt: Magic Matterhorn»

Von Ingrid Isermann

 

Eine Spritztour zum Matterhorn? Nichts wie los, no matter what! Drei Tage im April in Zermatt, am Gornergrat und am trendigen Musikfestival «Zermatt Unplugged». Nur etwa drei Stunden mit der Bahn von Zürich entfernt, entdeckt man eine andere Welt: «Magic Matterhorn and other matters of suspense…».

 

Kurzweilig ist sie, die Bahnfahrt, um 8.02 Uhr ab Zürich nach Visp, umsteigen nach Zermatt. Der Zug schlängelt sich durch Täler und Wälder und eröffnet Ausblicke auf eine grandiose Landschaft. Nach drei Stunden und 11 Minuten ist man pünktlich um 11.13 Uhr in Zermatt… wo ist denn das Matterhorn, das hält sich noch bedeckt hinter dicken Wolken.
Erst einmal das Gepäck im Hotel abstellen und dann ein Rundgang durchs schmucke Bergdorf; überall hängen Wimpelfahnen «Zermatt Unplugged» zwischen rustikalen Chalets und männiglich schaut sich um, die Strassen schnee- und autofrei, da grüsst schon das Festival-Zelt für die Unplugged-Konzerte; am Abend wird hier der Cantautore Umberto Tozzi mit der Vorgruppe Stadio das Publikum begeistern.

 

Vor dem «Vernissage» steht Heinz Julen, Zermatter Künstler, und lässt einen riesigen Kronleuchter mit Gitarren und Kunstartefakten vom Balkon herunterseilen, der ins Festzelt überführt werden soll, begutachtet von Edith Zweifel, Content & Medien Managerin von Tourismus Zermatt, und Edy Schmid, Direktor des Matterhorn Museums.
Heinz Julen betreibt das Backstage-Hotel mit dem In-Place «Vernissage», wo ab 23 Uhr Jung-Stars wie der Ire Rea Garvey oder, als Heimspiel, die Walliserin Stefanie Heinzmann angesagt sind, und sich zu später Stunde auch Unplugged-Mentor und Festival-Präsident Thomas Sterchi unter die elektrisierten Fans mischt.
Es hat angefangen zu schneien, dichte Flocken tänzeln vom Himmel, das Matterhorn gibt sich kapriziös. Deshalb führen meine nächsten Schritte ins Matterhorn Museum.

 

«Museum Matterhorn: Zermatlantis»

Zwischen der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius und dem «Grandhotel Zermatterhof» befindet sich das Matterhorn Museum mit dem verschachtelten blauen Glasdach. Im Untergeschoss des Museums wurde ein Dorfplatz originalgetreu nachgebaut, mit Pfarrhaus, Säumerhaus, Bergführerhaus und Hotel sowie Wohnungen und Ställen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Selbst eine Kirche ist im Museum eingebaut, deren Raum über einen Spiegel-Effekt virtuell verdoppelt wird.

 

Skurrile und unheimliche Requisiten werden in Vitrinen ausgestellt, wie Schädel aus dem 16. Jahrhundert, oder das zerrissene Seil von der Erstbesteigung des Matterhorns. Am 14. Juli 1865 wurde das Matterhorn durch den Engländer Edward Whymper (1840-1911) erstmals bestiegen, wobei vier Bergsteiger aus seiner Gruppe abstürzten. In der Wiener Zeitung «Neue Freie Presse» erschien am 4. August 1865 die Vermutung, das Seil sei nicht zerrissen, sondern durchschnitten worden, eine unhaltbare Anschuldigung, wie sich später erweisen sollte.

 

 

Der spätere US-Präsident Theodore Roosevelt  stieg am 4. August 1881 auf das Matterhorn: «Ich wollte den Engländern, die im gleichen Hotel logierten, beweisen, dass ein Yankee ebenso gut bergsteigen konnte wie sie». Auf die Frage, warum er am 23. August 1894 nicht das Matterhorn, sondern die Dufourspitze am Monte Rosa, 4634 m, bestiegen habe, antwortete der 20-jährige Winston Churchill: «Nicht allein, weil sie höher ist, sondern weil der Bergführer bedeutend weniger kostete als am Matterhorn».
Im 19. Jahrhundert waren Frauen, die auf hohe Berge kletterten, die Ausnahme. Die Liverpoolerin Lucy Walker (1836-1916) stand 1871 sechs Jahre nach der Erstbesteigung als erste Frau auf dem Gipfel des Matterhorns.

Mit Yvette Vaucher aus Genf schaffte am 13./14. Juli 1965, genau 100 Jahre nach der Erstbesteigung des Matterhorns über den Hörnligrat, als erste Frau die Matterhorn Nordwand, sie wurde begleitet von Michel Vaucher und Othmar Kronig; die erste Besteigung gelang zuvor den Brüdern Franz und Toni Schmid aus München am 31. Juli/1. August 1931.
Schon früh wurden auch Zermatter Bergführer für Bergtouren und Expeditionen ausserhalb Europas verpflichtet. Rudolf Taugwalder (1867-1953) war 1893 in Kleinasien unterwegs und bestieg u.a. den 5165 m hohen Ararat.
Im September 2011 fand die schnellste Nord-Wand-Besteigung durch die Zermatter Patrik Aufdenblatten und Michael Lerjen in 7 Stunden und 14 Minuten statt. Jährlich klettern bis zu 3’000 Personen auf den mystischen Berg, an einem Tag mit idealen Verhältnissen sind es bis zu 300 Bergsteiger.
2015 wird das 150-Jahrjubiläum zur Erstbesteigung gefeiert.

 

Im Matterhorn Museum  finden zur vollen und halben Stunde Filmvorführungen statt, über Air Zermatt, die weltbekannte Air Zermatt fliegt am Matterhorn und in der Region seit 1968 Rettungseinsätze; Luis Trenker mit Ausschnitten aus dem Film «Der Berg ruft»,  in dem es um die Erstbesteigung des Matterhorns geht; die Geschichte von Ski und Skistöcken; alpine Pflanzen.
Auch eine Forschungsstätte beherbergt das Matterhorn Museum. In der Forschungsstation sind Wissenschaftler für die Fachgebiete Archäologie, Geologie, Biologie und Geografie tätig. Auf Monitoren haben Besuchende Zugriff auf Datenbanken, um Zusatzinformationen abzurufen.

 

 

Gornergrat: Freie Sicht aufs Matterhorn
Am nächsten Tag hat das dichte Schneetreiben aufgehört, und ein strahlend blauer Himmel lockt auf den Gornergrat auf 3089 m ü.M. Mit der Gornergrat-Zahnradbahn ist man in 33 Minuten am Ziel und staunt im Angesicht der 29 Viertausender über die majestätische Schönheit der Bergwelt. Die Dufourspitze ist mit 4634 m die höchste Spitze, doch das Matterhorn ist mit 4478 m das mythische Wahrzeichen der Schweiz.  Ganz subjektiv gesagt, finde ich das Matterhorn  schöner als den doppelt so hohen Mount Everest. Der meistfotografierte Berg der Welt will es also wissen und reckt sich mit seiner weissen Pracht gen Himmel. Unterhalb flitzen Skifans über die Pisten, andere verköstigen sich im Kulm Hotel Gornergrat auf 3100 m, man hört alle Sprachen, auch viel japanisch und russisch, am Matterhorn ist’s international.

 

Zermatt zählt etwa 5’700 Einwohner, hat 126 Hotels und 2’750 Ferienwohnungen nebst 7 Berghütten, jährlich übernachten 2,2 Millionen Touristen im hochalpinen 1620 m ü.M. gelegenen weltberühmten Bergdorf, das über 360 km Pisten beim Rothorn (3103 m), auf dem Gornergrat (3089 m) oder im Matterhorn glacier paradise (3883 m) verfügt.
In rund 50 Bars und Clubs treffen sich Gäste aus aller Welt, ein kosmopolitisches Kaleidoskop. Auch im Sommer ist Zermatt ein begehrtes Ferienparadies, 400 km Wanderwege führen durch würzig duftende Arven- und Lärchenwälder, an Gletschern entlang, vorbei an Edelweiss, Alpenrosen und romantischen Bergseen, in denen sich das Matterhorn spiegelt; Biken, Golf in der Alpenwelt von Täsch und Randa, Dirtscooter, klettern im Forest Fun Park, Helikopter-Rundflug und Sonnenuntergangs- und Sonnenaufgangsfahrten das ganze Jahr über gehören zum touristischen Angebot.

Der Aktivitäten sind viele, sodass die Liste endlos ist: eisklettern, schlitteln, Curling, winterwandern, Pistenbully fahren, Gleitschirm fliegen, Heliskiing, Iglu-Dorf auf Rotenboden, Sternwarte auf dem Gornergrat und last but not least die Kultur in Zermatt: Kino im Club Vernissage, Lesungen in Hotels, Ausstellungen und Konzerte.

 

 

Weltklasse live und New Talent Stages
Zwei Festivals prägen Zermatts jährliche Musikszene:  Zermatt Festival in der ersten Hälfte September (30. August – 15. September 2013) und «Zermatt Unplugged» im April (9.-13. April 2013). Die 7. Ausgabe des «Zermatt Unplugged»findet vom 8.-12. April 2014 statt.
«Zermatt Unplugged», gegründet 2007 von Thomas Sterchi mit seinem Unternehmen Tom Talent Entertainment AG, will neuen Talenten eine Plattform verschaffen und auch bekannte Namen ins Bergdorf  holen, wie dieses Jahr unter anderen die deutsche phänomenale Rapband Die Fantastischen Vier, den Briten Bryan Ferry oder die Pop-Ikone Marianne Faithfull. Die Sunnegga Sessions zum Sonnenuntergang auf 2300 m sind ein besonderes Konzerterlebnis.
Newcomern wie Mo Blanc, Hecht, Pedro Franco, Faela oder Kyasma konnte man ungezwungen auf den New Talent Stages erleben; veranstaltet wurden über 30 kostenlose Konzerte, open air, in Hotels oder im Zeltfoyer. Apropos:  Zermatt gilt als Gourmet-Eldorado mit 248 Gault Millaut-Punkten in 20 Restaurants. Rustikale Restaurants warten mit einheimischen Spezialitäten wie Raclette oder Käse-Fondue auf.

 

Auch in Sachen Nachhaltigkeit kann Zermatt punkten: das Solarrestaurant Matterhorn glacier paradise, die neue Monte Rosa-Hütte des Schweizerischen Alpen Clubs (SAC) wie auch die Jugendherberge haben aufgrund ihrer bahnbrechenden Energiekonzepte mehrere internationale und nationale Auszeichnungen erhalten.

Wer den Standort wechseln möchte,  dem sei der Glacier Express, der Kultzug für Eisenbahnfans, empfohlen, der Zermatt und St. Moritz verbindet. Auf der rund siebenstündigen Panorama-Fahrt geht es durch 91 Tunnels und 291 Brücken mit Sicht auf das ewige Eis der Alpen.

 

 

www.zermatt-unplugged.ch

www.zermattfestival.com

www.zermatt.ch

www.europe-zermatt

www.zermatterhof.ch

www.amberzermatt.ch

www.hotel-mirabeau.ch

www.the-omnia.com

www.parkhotel-beausite.ch

www.chezvrony.ch

www.ambassador-zermatt.ch

www.matterhornmuseum.ch

www.gornergrat-kulm.ch

www.glacierexpress.ch

 

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